Folklorefest in Gefahr

Tausende feiern jedes Jahr auf dem Platz an der Alten Kirche. Doch die Initiative kämpft mit den Finanzen.

Krefeld. Es ist sicher eines der schönsten Feste des Jahres. Wenn die Sommerferien dem Ende entgegen gehen, feiern tausende Krefelder und Gäste auf dem Platz an der Alten Kirche ein Wiedersehen, bei guter Musik und vielfältigem Essen. Was Wunder, dass das Folklorefest da in diesem Jahr zum 36. Mal über die Bühne geht.

Ob es auch ein 37. Mal geben wird, ist dagegen unsicherer denn je. Der Grund: Der Verein Initiative Folklorefest hat mit steigenden Kosten zu kämpfen — und einem unerwarteten Hindernis. Die Stadt hat das Fest bisher mit 10 000 Euro unterstützt. Nach der pauschalen Ein-Prozent-Kürzung blieben immerhin noch 9900 Euro. Doch da der städtische Haushalt noch nicht genehmigt ist, fließt das Geld nicht. „Uns sind jetzt erst einmal 5000 Euro zugesagt worden“, berichtet Pressesprecher Markus Kossack.

Ein weiterer Stolperstein für ein Unterfangen, das ohne den Idealismus der Organisatoren sowieso kaum eine Chance hätte. „Wir arbeiten alle ehrenamtlich“, erinnert Harry Emke, 2. Vorsitzender. Das heißt: Neben der eigentlichen Arbeit ackern die sieben Vorstandsmitglieder viele Stunden im Jahr für das Gelingen des Festes — und schießen nicht selten noch selber Geld dazu. „Da muss man schon ein bisschen verrückt sein“, setzt Emke hinzu. Im vergangenen Jahr habe es zum Beispiel ein Defizit von etwa 1600 Euro gegeben.

Diesmal treibt die Folklorefestler aber die Sorge um, dass das Defizit noch größer ausfallen könnte. „Etwa 50 000 Euro kostet das Ding“, erklärt Kossack. Rund 50 Prozent werde dabei über den Verkauf der Getränke abgedeckt. Heißt: Fast jedes Jahr sei man mit einem Finanzierungsloch von etwa 50 Prozent in die Veranstaltung gegangen. „Das ist immer ein Tanz auf dem Vulkan“, gibt Emke zu. Schließlich hängt der Erfolg auch vom unwägbaren Wetter ab.

Doch in diesem Jahr will sich das Loch nicht mal auf die 50 Prozent-Marke zubewegen. „Es fehlen noch rund 10 000 Euro“, rechnet Kossack vor. Der Grund: die fehlenden 4900 Euro der Stadt, der Verlust manch eines potenten Spenders wie der Stadtwerke und steigende Kosten eben. So seien etwa die Gebühren für die Gema von 250 Euro auf fast 600 Euro gestiegen und auch für die Energie sind höhere Zahlungen fällig.

„Natürlich könnten wir auch mit anderen Künstlern arbeiten, die weniger kosten“, erwägt Kossack. Doch damit schraube man auch den Anspruch des viel beachteten Festes herunter. „Dann würde ich das ganz lassen.“ Immerhin sei das Festival mittlerweile dermaßen bekannt in der Folkszene, dass sich jedes Jahr unzählige Bands bewürben.

Eintritt ist für die beiden Organisatoren jedoch auch keine wirkliche Option. Denn es gehöre zum Selbstverständnis des Folklorefestes, dass jeder mitfeiern könne, auch wenn er kein Geld hat. „Da legen wir auch Wert drauf“, betont Emke. Sie setzen lieber auf Freiwilligkeit. „Es ist ein Fest von Krefeldern für Krefelder“, so Emke. Wenn da jeder, der es sich leisten könne, einen kleinen Beitrag beisteuern würde, wäre man schon ein Stück weiter. Angesichts der vielen Schwierigkeiten würde sich Kossack jetzt vor allem eins wünschen: „Handlungssicherheit für das kommende Jahr.“ Denn: Müssen die Organisatoren diesmal noch tiefer in die eigene Tasche greifen, wird es wohl das letzte schöne Fest gewesen sein.

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