Karneval im Kreis Viersen Sturm: Drei Sonntagszüge könnten ausfallen

Kreis Viersen. · Die Karnevalszüge in Viersen, Nettetal und Niederkrüchten könnten ausfallen. Die Polizei erteilte an Altweiber 57 Platzverweise.

 In Dülken stand die Polizei an Altweiber durch gewalttätige Feiernde vor größeren Herausforderungen als in den vergangenen Jahren.

In Dülken stand die Polizei an Altweiber durch gewalttätige Feiernde vor größeren Herausforderungen als in den vergangenen Jahren.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Der rassistische Terroranschlag in Hanau beschäftigt auch die Karnevalisten in der Region. Für den Zug in Viersen kündigt Frank Schiffers, Senatspräsident des Festausschusses Viersener Karneval, an: „Bevor am Sonntag der Zug an der Dülkener Straße startet, werde ich eine kleine Rede halten und der Opfer gedenken.“ Vorausgesetzt natürlich, der Tulpensonntagszug wird nicht wetterbedingt abgesagt . Aktuell meldet der Deutsche Wetterdienst frischen Südwestwind mit stürmischen Böen, am Sonntagmittag und Nachmittag strichweise Sturmböen. Sollte es eine Sturmwarnung geben, würde sich um 6 Uhr ein Krisenstab unter anderem mit Vertretern von Ordnungsamt und Polizei treffen.

Der Tulpensonntagszug in Nettetal ist noch nicht vom Ordnungsamt der Stadt genehmigt worden. Dort will man bei der Stadt erst am Sonntag um 9 Uhr entscheiden, ob der Zug stattfinden kann, hieß es am Freitag aus dem Rathaus. Das wird von den dann aktuellen Wetterprognosen abhängig gemacht. An Altweiber spielte das Wetter noch mit. Sogar die Ehrenrunde von Prinzessin Silvia I. auf der Feuerwehrleiter war gefahrlos möglich. Und die Möhnen und ihre Gäste konnten im Innenhof des Rathauses relativ geschützt feiern

Die Polizei hatte in Dülken auf dem Alten Markt einiges zu tun

In Brüggen-Bracht ist der Zug am Samstag, 14.11 Uhr, terminiert. Dafür haben sich Zugleiter Franz-Josef Knops und Bürgermeister Frank Gellen (CDU) überlegt, in welcher Form sie auf den Terroranschlag von Hanau eingehen werden. „Die beste Gelegenheit wird sich bei der gemeinsamen Moderation vor dem alten Bürgermeisteramt ergeben“, meint Knops. Mit einer Schweigeminute würde man nicht alle Feiernden im Zug erreichen.

In Niederkrüchten wird es beim Tulpensonntagszug kein spezielles Gedenken für die Toten von Hanau geben, kündigt Jan Sevenich, Erster Vorsitzender des „Vereins zur Förderung des Brauchtums Karneval in Niederkrüchten“, an. Stattdessen werde der Terroranschlag von Diakon Johannes Gillrath bei der „Messe der Freude“ thematisiert. Diese beginnt am Samstag, 22. Februar, um 18 Uhr in der katholischen Pfarrkirche St. Bartholomäus in Niederkrüchten. Ob das angesagte stürmische Wetter den närrischen Lindwurm durch Niederkrüchten verhindern könnte, wird sich am Sonntag um 12 Uhr entscheiden. Dann treffen sich Zugleitung, Ordnungsamt und Polizei zur Lagebesprechung.

An Altweiber war die Polizei vor allem in Viersen-Dülken auf dem Alten Markt gefragt, dort mussten die Einsatzkräfte verstärkt durchgreifen – „wie erwartet“, sagt Polizeisprecherin Antje Heymanns. Im Rest der Region war es deutlich ruhiger: „Das Altweibertreiben verlief kreisweit durchweg friedlich und zumeist ohne dass die Polizei einschreiten musste“, berichtet sie.

Die Störenfriede waren meist jüngeren Alters, sagt die Polizei

57 Platzverweise (Vorjahr: 86) sprach die Polizei in Dülken aus, 20 Ingewahrsamnahmen (Vorjahr: 27) seien erforderlich gewesen, „um die Sicherheit der mehrheitlich friedlich feiernden, durchweg jungen Menschen gewährleisten zu können“, sagt Heymanns. „Die meisten Ingewahrsamnahmen wurden erforderlich, da die zumeist jugendlichen Störer die zuvor erteilten Platzverweise ignoriert hatten.“ Rund 40 Strafanzeigen (Vorjahr: 24) wurden erstattet, davon 32 wegen Körperverletzung. Bernd Klein, Einsatzleiter der Polizei, resümiert: „Der hohe Alkoholpegel und ein teilweise hohes Aggressionspotential bei den Feiernden forderten uns bereits in den ersten Stunden nach Veranstaltungsbeginn deutlich mehr als in den Vorjahren.“ Doch die hohe Polizeipräsenz und entschlossenes Vorgehen mit „Null-Toleranz“ gegen Krawallmacher hätten sich wohl letztendlich ausgezahlt: „Die Stimmung entspannte sich und wir mussten daher im Ergebnis weniger Platzverweise und Ingewahrsamnahmen aussprechen als in den Vorjahren.“

Einige Feiernde hätten Cannabisprodukte bei sich gehabt, berichtet Heymanns. Sexualstraftaten seien der Polizei bislang im Zusammenhang mit Altweiber nicht angezeigt worden. „Leider wurden bei einer Widerstandshandlung drei Einsatzkräfte leicht verletzt“, so Heymanns: Gegen 23.30 Uhr war eine Schlägerei vor einer Gaststätte in Dülken gemeldet worden. Mehrere Einsatzfahrzeuge beteiligten sich an der Fahndung nach den flüchtigen Tatverdächtigen. Laut Polizei lief ein Mann, auf den die Beschreibung eines Verdächtigen passte, auf der Corneliusstraße auf einen Streifenwagen zu und schlug auf die Windschutzscheibe. Als die Hundeführerin den Streifenwagen verließ, um den 22-jährigen Dülkener zur Rede zu stellen, schubste er sie. Sein 54-jähriger Vater kam dazu und schubste sie ebenfalls. „Die hinzugerufenen Verstärkungskräfte griff der 22-Jährige, unterstützt von seinem Vater, sofort an und beleidigte sie massiv“, sagt Heymanns: „Trotz des Einsatzes von Pfefferspray und mehreren Einsatzkräften gelang es nur mit Hilfe weiterer Gewalt, die beiden zu fixieren und zum Gewahrsam in Viersen zu transportieren.“

Auch das Ordnungsamt und das Jugendamt der Stadt Viersen haben nach Altweiber eine erste Bilanz des Geschehens auf dem Alten Markt gezogen. „Auf durchweg positive Resonanz stieß der kostenlose Ausschank von Wasser an die Feiernden. Das Angebot wurde rund 1000 Mal genutzt“, sagt Stadtsprecher Frank Schliffke. Die insgesamt 23 mobilen Toiletten, die die Stadt hatte aufstellen lassen, seien ebenfalls gut genutzt worden. „Dennoch mussten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes Viersen 35 Wildpinkler bestrafen.“

Die Mitarbeiter des städtischen Jugendamtes kümmerten sich vorrangig um Jugendliche, die vom Deutschen Roten Kreuz bereits medizinisch versorgt wurden: Am Behandlungsplatz in der Tiefgarage Kreuzherrenstraße wurden an diesem Tag 14 Jugendliche betreut. hb/busch/naf

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