Wohnraum Tauschbörse für Wohnungen: Bonuszahlungen für Vermieter

Düsseldorf · Die Stadt hat eine detaillierte Planung vorgelegt. Sie richtet sich vor allem an Senioren und junge Familien. Sie sollen beim Umzug finanziell unterstützt werden – auch der Vermieter soll profitieren.

 Ältere, alleinstehende Menschen bräuchten oft eine barrierefreie Wohnung – und keine große mehr.

Ältere, alleinstehende Menschen bräuchten oft eine barrierefreie Wohnung – und keine große mehr.

Foto: Mascha Brichta/dpa-tmn/Mascha Brichta

Angesichts einer höchst angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt, soll Mietern mit einem neuen Angebot geholfen werden, die geeigneten vier Wände zu finden. Die Politik hatte der Stadtverwaltung den Auftrag erteilt, eine Tauschbörse für Wohnungen zu entwickeln. Diese wird nun am Montag dem Wohnungsausschuss ein Konzept vorlegen, dem die Politiker für eine Umsetzung mehrheitlich zustimmen müssen. Auch Boni für Vermieter sind geplant. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Für wen ist die Tauschbörse gedacht? Ausgangspunkt ist, dass laut Stadt viele alleinstehende Senioren nach Auszug der Kinder oder Tod des Partners in für eine Person relativ großen Wohnungen über 70 Quadratmeter leben. Oft seien sie allerdings nicht barrierefrei oder zumindest barrierearm und Umbauten nicht möglich oder sinnvoll. Ein Ausweg könnte da in vielen Fällen ein Umzug in eine geeignetere, kleinere Wohnung sein, die jedoch auch von Auszubildenden, Berufsanfängern, Studierenden oder Singles gesucht wird. In einer solchen Situation begnügen sich wiederum vielfach Familien ohne hohes Einkommen mit wenig Wohnraum. Die Tauschbörse soll vor allem diese beiden Zielgruppen – Senioren und Familien – zusammenbringen.

Wie soll die Börse organisiert werden? Politik und Stadt wollen das Angebot an das Umzugsmanagement des Wohnungsamtes andocken, mit dem seit Jahren älteren und behinderten Menschen geholfen wird, eine Bleibe zu finden oder einen Umzug zu organisieren. Das Konzept wurde bei einem Fachtag mit Vertretern von Verwaltung, Wohnungswirtschaft, Seniorenrat und Wohlfahrtsverbänden erarbeitet. Kooperationspartner wird die Caritas, die in diesem Sommer ein Modellprojekt zur Stärkung der Zentren Plus gestartet hatte, was für den Stadtbezirk 3 (Bilk, Friedrichstadt etc.) auch eine Wohnungstauschbörse beinhaltet. Die Verwaltung wird am Sitz der Einrichtung, Suitbertusstraße 1a, nun Beratungsgespräche anbieten. Ein Schwerpunkt der Vermittlung soll auf dem Stadtbezirk 3 liegen, Interessenten aus anderen Vierteln sollen aber nicht ausgeschlossen werden. Sollte das Instrument Tauschbörse nach der Auswertung des Piloten als sinnvoll eingeschätzt werden, ist laut Stadt eine Ausdehnung auf das gesamte Stadtgebiet beabsichtigt.

Was soll das Wohnungsamt leisten? Um Tauschpartner zu finden, soll eine digitale Plattform entwickelt werden, auf der sich Interessenten registrieren können und die automatisch geeignete Pärchen herausfiltert. Die Wohnberatung des Amtes für Wohnungswesen will den Senioren beratend zur Seite stehen, auch bei der Bedienung der Plattform. Sie will auch die Daten zu den Wohnungen analysieren sowie die relevanten Daten aus den Mietverträgen dokumentieren. Auch die Verhandlungen mit Vermietern soll zum Angebot gehören.

Eine Hürde für einen gelungenen Tausch ist auch die anspruchsvolle Logistik. Denn eine Partei muss schon ausziehen, obwohl die andere Wohnung noch nicht frei ist. Auch Sanierungen oder Renovierungen sind nach dem Auszug und vor dem Einzug oft nötig. Das Wohnungsamt will in diesen Fällen für eine „Übergangswohnung“ sowie die Lagerung des Hausrates sorgen und das auch finanzieren.

Mit welchen Ausgaben rechnet die Stadt? Mit Blick auf die hohe Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt sieht die Stadt eine eher geringe Motivation von Vermietern, einem Tausch zuzustimmen. Hier will die Verwaltung einen finanziellen Anreiz bieten und beiden beteiligten Vermietern jeweils 2500 Euro zahlen.

Auch tauschwilligen Senioren soll der Umzug weg von einer gewohnten und geschätzten Umgebung in eine ja oft kleinere Wohnung schmackhaft gemacht werden. 5000 Euro will die Stadt Düsseldorf dafür bereit stellen, um Kosten für Umzug, möglichen Doppelmieten und die Renovierung zu decken. Pro Umzug ist ein städtischer Zuschuss von insgesamt 13 000 möglich.

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