Hilfe beim Start ins neue Leben Ein Freund für die nötige Starthilfe

Düsseldorf · Seit 2017 begleitet „Start with a Friend“ Flüchtlinge beim Start in ihr neues Leben.

 Die Spanierin Carmen Cardinal und der Syrer Anas Al Daien bilden seit etwa zwei Jahren ein erfolgreiches Tandem.

Die Spanierin Carmen Cardinal und der Syrer Anas Al Daien bilden seit etwa zwei Jahren ein erfolgreiches Tandem.

Foto: Andreas Krüger

Die meisten Flüchtlinge kommen ganz allein nach Deutschland. Oft haben sie eine schwere Zeit hinter sich denn die Flucht gelingt häufig nur, wenn man bereit ist, große Risiken einzugehen. Besonders, wenn man mit einem Boot über das Meer kommt. Doch ist man endlich am Ziel, dann werden die Probleme nicht kleiner. Häufig befindet man sich in einer Flüchtlingsunterkunft auch in einer sozialen Isolation. Wie findet man sich zurecht in einem fremden Land? Wo muss man hin, wenn man wichtige Behördengänge zu erledigen hat? Und vor allem die Sprachbarrieren machen den Start in einem neuen Land sehr schwer.

In dieser Zeit ist es sehr hilfreich, wenn man jemanden an seiner Seite hat, der einem die wichtigsten Dinge zeigen kann. Doch die meisten Menschen, die neu in ein Land kommen, finden nur schwer Kontakt zu Einheimischen. Dabei sind es gerade Freunde, die Halt und Unterstützung geben können. Und genau dort setzt auch „Start with a Friend“ an, ein gemeinnütziger Verein, der durch Tandem-Partnerschaften persönliche Begegnungen zwischen Menschen schafft.

Die ersten zwei Jahre hat Anas Al Daien nur Deutsch gelernt

„Der Verein war für mich ein Glücksfall“, sagt auch Anas Al Daien. 2015 begann seine Flucht vor dem Bürgerkrieg in Syrien in die Türkei. Von dort aus ging es dann nach Griechenland und über verschiedene Stationen landete er schließlich in einer Unterkunft in Hameln. Dort stellte er einen Asylantrag, der sechs Monate später auch anerkannt wurde.

Die ersten zwei Jahre hat er dann ausschließlich Deutsch gelernt. In Syrien hatte Anas ein Studium als Lebensmittelingenieur abgeschlossen, doch in Deutschland wollte er unbedingt seinen Master machen. Deshalb kam er nach Düsseldorf, weil er einen Studienplatz in Wuppertal bekam.  „In der Zwischenzeit hatte mir ein Freund von ‚Start with Friends‘ erzählt und ich habe mich informiert und um einen Tandempartner bemüht“, sagt Al Daien. Das war im Herbst 2017 und im Januar war es dann soweit, mit Carmen Cardinal hatte er die richtige Tandempartnerin gefunden. Die 33-jährige Spanierin lebt seit elf Jahren in Deutschland und arbeitet als Chemikerin. „Wir haben uns an einem Infoabend des Vereins kennengelernt. Zuerst haben wir in einem Gespräch versucht herauszufinden, ob wir überhaupt gemeinsame Interessen haben. Außerdem muss der Flüchtling ein Mindestniveau an Deutschkenntnissen haben“, erklärt Cardinal.

Zunächst trafen sie sich zu gemeinsamen Spaziergängen, gingen gemeinsam Kaffee trinken oder trafen sich mit ihren Freunden zum Essen. Dabei wurde nicht nur über die alltäglichen Dinge gesprochen, es gab auch Tipps für die nötigen Behördengänge.  „Wir sind auch schon zusammen auf einer Jobbörse gewesen, haben Vorstellungsgespräche vorbereitet und haben zusammen Fußball geschaut. Es gibt keine Regeln, wie oft man sich trifft, aber zu Anfang ist einmal wöchentlich schon sinnvoll. Ich mag vor allem die Gespräche auf persönlicher Ebene. Außerdem hilft es, Vorurteile abzubauen, wenn man verschiedene Kulturen kennenlernt“, sagt Cardinal.

Aber eins gibt es nicht, mehr als nur Freundschaft. „Für Beziehungen ist das nicht der richtige Ort“, sagt sie. Zu Beginn ihrer Partnerschaft war die junge Frau Single, inzwischen lebt sie in einer Beziehung, aber ihr Freund hat nichts gegen ihre Unterstützung für Anas.

Einmal im Monat treffen sich die Tandems in der Kneipe Tigges in Bilk zum Stammtisch und zum gemeinsamen Austausch. Dort geht es dann auch um die gemeinsame Freizeitgestaltung, denn manchmal unternehmen die Tandems auch etwas gemeinsam wie zum Beispiel Kegeln, Schlittschuhlaufen oder auch Kinobesuche. Inzwischen engagiert sich Anas Al Daien im Vorstand von „Start with Friends“ als Minijobber. In Düsseldorf hat der Verein schon über 100 Tandems zusammengebracht.

„Mit der Vision, durch Begegnungen zwischen Geflüchteten und Locals Vorurteile abzubauen und soziale Netzwerke zu stärken, setzte ein kleines Team von Freunden Ende 2014 in Berlin die Idee um“, sagt Dominique da Silva, Sprecher des Vereins. In Deutschland gibt es inzwischen 21 Standorte und einen in Wien. Mehr als 6000 Tandems wurden bereits gegründet. Das Programm wird unterstützt und erhält Fördergelder durch das Programm „Menschen stärken Menschen“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

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