Anleger Goldhandel berichtet: „Die Leute haben uns die Bude eingerannt“

Düsseldorf · Panikkäufe in der Corona-Krise: Düsseldorfer Kunden kaufen das Edelmetall zu Höchstpreisen.

 Service mit Maske: Verkäuferin Kate Tüzün (l.) berät eine Kundin bei Haeger in Düsseldorf.

Service mit Maske: Verkäuferin Kate Tüzün (l.) berät eine Kundin bei Haeger in Düsseldorf.

Foto: Corinna Koerfer

Die Corona-Krise hat einen Goldrausch verursacht. Angesicht der Turbulenzen in der Weltwirtschaft sehnten sich offenbar viele Menschen nach der vermeintlich sicheren Anlage Goldbarren.

Von einer außergewöhnlichen Nachfrage berichtet die in Düsseldorf ansässige Haeger GmbH mit weiteren Filialen in Städten wie Krefeld, Dortmund und Berlin. „Die Leute haben uns die Bude eingerannt“, sagt Sprecherin Corinna Koerfer. Ungewöhnlich sei seit dem Beginn der Corona-Krise vor allem die Tatsache, dass Anleger Gold kaufen, obwohl der Preis nach einem Einbruch Mitte März stetig nach oben geklettert und inzwischen auf einem Rekord-Hoch angelangt ist. „Normalerweise kommen die Leute zu uns und kaufen Gold, wenn der Preis niedrig ist und verkaufen, wenn er oben steht“, sagt Koerfer. Doch ungeachtet des Mond-Preises, halte sich laut Koerfer die Zahl der Käufer und Verkäufer die Waage.

Vor dem Shutdown sei die Situation besonders extrem gewesen. „Die Kunden hatten alles gekauft, was wir da hatten“, berichtet Koerfer. Wie viele Goldhändler konnten die Düsseldorfer zeitweise auch nicht mehr beliefert werden. Auch da war das Corona-Virus Schuld: Die größten Goldverarbeiter waren zeitweise ausgefallen. Auch von den staatlichen Prägeanstalten in den USA und Kanada kam kein Nachschub und die Minen in Südafrika legte die Pandemie gleichermaßen lahm.

Christiane Brüssow, Filialleiterin vom Edelmetall-Händler Robbe & Berking in der Kö-Galerie, berichtet sogar davon, dass der Edelmetall-Hype schon länger existiert: „Der Hype hat schon zum letzten Quartal des vergangenen Jahres begonnen.“ Dieses Investitionsverhalten hänge mit einer Verunsicherung der Menschen zusammen. Als Beispiel nennt Brüssow politische Unwägbarkeiten. Noch immer seien Gold und Silber nur in geringem Maße verfügbar. „Bei uns gibt es derzeit nur Münzen“, sagt sie. Kunden müssen vorher anrufen und die Verfügbarkeit abklären. Relativ ähnlich sei die Situation auf dem Silbermarkt.

Den Eindruck, dass die Leute in der aktuell wirtschaftlich angespannten Situation ihr Tafelsilber verkaufen, hat Insiderin Corinna Koerfer nicht. Viele Kunden würden kleinere Wertgegenstände wie beispielsweise einen Ring abgeben. Offenbar sitzen die Menschen derzeit, wenn es nicht anders geht, auf ihrem Gold. Der Nachteil dieser Anlage – nämlich dass sie keine Zinsen abwirft – ist zudem bereits seit Jahren nicht mehr wirklich ein Manko für private Anlieger.

Zwei Händler haben sich aus dem Goldgeschäft zurückgezogen

Doch obwohl sich das Verhältnis von An- und Verkauf verändert hat, macht sich auch im Goldhandel bemerkbar, dass der normale Alltag noch nicht zurückgekehrt ist, weniger Leute in der Stadt die Wirtschaft ankurbeln. Koerfer berichtet: „Vor der Krise hatten wir pro Standort rund 50 Kunden am Tag. Jetzt sind es in der Regel maximal zehn.“ Kleine Händler teilen den Eindruck. Inhaber Adamas Asigigan an der Kö spricht von einem Kundenrückgang von „rund 20 Prozent“ in der Krise. Zwei weitere ehemalige Goldhändler in der Düsseldorfer Innenstadt teilten der WZ auf Nachfrage mit, dass sie sich ganz aus dem Goldgeschäft zurückgezogen hätten – „lohnt sich nicht mehr“.

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