Museum Kunstpalast zeigt Sportwagen zwischen Kult und Kunst
Barbara Til und Dieter Castenow bereiten im Museum Kunstpalast eine Superschau mit futuristischen Sportwagen vor. Der Titel: „PS: Ich liebe dich — Sportwagen-Design der 1950er bis 1970er Jahre“.
Düsseldorf. Aller Anfang ist schwer, jedoch nicht beim Sportwagen-Design nach dem Krieg. In den 1950er bis 1970er Jahren gab es Autobauer, die neue Maßstäbe setzten. Sie blieben unbehelligt von Marktforschung, Kosteneffizienz und Sicherheitsanforderungen. Sie konnten frei schalten in der Suche nach dem Fetischobjekt, vor allem nach der ästhetischen Verführung. Das Auto, insbesondere der Rennwagen, wurde zum Sinnbild des modernen Lebens. Dem Schrecken der Kriegszeit setzten die Firmen eine neue Freiheit entgegen. Barbara Til vom Museum Kunstpalast und der Autofachmann Dieter Castenow sind hellbegeistert. Sie kuratieren die Ausstellung „PS: Ich liebe dich“ im Ehrenhof und setzen im Gespräch die Ästhetik der Auto- und Karosserie-Bauer mit dem Begriff der Avantgarde gleich. Der Sportwagen ist, so ihre These, Kunstwerk und Genussmittel.
Barbara Til ist Leiterin der Skulpturensammlung, der Abteilung für Angewandte Kunst und stellvertretende Leiterin der Sammlungen im Museum Kunstpalast. Sie stemmt die Schau zusammen mit Dieter Castenow, der selbst Rennwagen in seiner Garage stehen hat. Während sie Fahrrad fährt, kennt er als Autofan jene eingeschworene Düsseldorfer Clique, die die PS-starken Flitzer sammelt. 50 Prozent der 29 Sportwagen kommen aus Düsseldorf und Umgebung, wo Auto Becker einst die Fans um sich geschart hat. Jedes zweite Modell kommt aus einem Museum im In- und Ausland.
Die beiden Kuratoren sind längst zu Fans geworden und wirbeln mit Begriffen wie Prestige, Emotion, Leidenschaft und purer Geschwindigkeit um sich. Temporausch, Abenteuerlust und Grenzerfahrung spielen ihrer Meinung nach bei Leuten, die sich einen Alfa Romeo, Ferrari oder Lamborghini leisten, eine große Rolle.
Til und Castenow wollen zwischen Kult und Kunst eine „starke“ Geschichte erzählen. Sie beginnen bei Pinin Farinas Sportwagenmodell Cisitalia anno 1946. Die Proportionen waren flach und fließend. Bis Lamborghinis Miura auf den Markt kam. Ein bisschen schwärmen die Nachgeborenen, wenn sie diese neue Formensprache vom Ende der 1960er Jahre als dynamisch, aggressiv und maskulin bezeichnen.
29 „hochkarätige herausragende Sportfahrzeuge“ nennen sie als großen Erfolg ihrer Bemühungen um den Leihverkehr. Jede Staatskarosse ist längst ihre Million(en) Euro wert. Ihre Überredungskunst braucht es, da die Auto-Besitzer ihre Schätze für die Schau im Kunstpalast hergeben. Til und Castenow wollen aber nicht nur Superlative präsentieren. „Es geht um das Auto als Skulptur. Die Ergebnisse kreativer Designer und Autokarosseriebauer kann man mit Kunst gleich setzen. Wir heben sie auf den Sockel. Ob der aerodynamisch-elegante Alfa Romeo Guilietta SS oder der Mercedes 300 SL Flügeltürer, es geht um die prototypische Gestalt“, sagen sie.