Vom Versuch, aus einer Felge ein Kunstwerk zu machen

Yngve Holen findet in der Kunsthalle vom Alltagsobjekt über die virtuelle Realität zu monströsen Holzobjekten.

Vom Versuch, aus einer Felge ein Kunstwerk zu machen
Foto: Meister

Düsseldorf. Eine Felge ist ein Teil des Rades, die auf den Reifen aufgezogen wird. Autofelgen sind aus Stahl und werden mit einer Scheibe versehen. Beides wird heute immer schicker und glänzender. Im Mittelpunkt sitzt das Firmenlogo des Autoherstellers. Beides wirkt dekorativ und trägt zum Image eines Autos bei. Nicht so bei Yngve Holen, einem Deutsch-Norweger, der am Frankfurter Städel-Museum studiert hat und nun in der Kunsthalle ausstellt. Er ist ein Holzfetischist, der das Alltagselement in ein monströses, fünffach vergrößertes Objekt verwandelt.

Eine eigene Handschrift ist nicht gewollt, aber auch nicht möglich. Denn der in Berlin lebende Künstler arbeitet mit dem 3D-Verfahren. Das heißt, er fräst die reale Felge durch Scannen und Übertragung der digitalen Daten ins neue Erscheinungsbild. Die Produktion überlässt er den Fachleuten, und in der Ausführung ist auch ein Architekturbüro im Spiel.

Das Material besteht aus kreuzverleimten Industriesperrholzbrettern aus Fichte. Das sehr weiche, helle Holz riecht noch recht frisch. Das ist aber auch das einzig Lebendige an diesem Werk.

Holens neue Werkreihe, der er die aufhübschende Bezeichnung von „Rose Painting“, also Rosenmalerei gibt, basiert auf den Felgen von fünf unterschiedlichen SUV-Modellen, jenen behäbigen, nur auf Sicherheit bedachten Fahrzeugen, mit denen die Eltern ihre Kinder in die Kita chauffieren. Gleichzeitig sind die Objekte jedoch völlig abstrakt, gleichsam ihres Alltags beraubt. Das geschieht, indem er lediglich das Gerüst einer Felge vervielfältigt. Was im normalen Alltag aus warmgewalztem Stahl besteht, ist hier aus Holz.

Dennoch haben die Objekte einen gewissen Charme, denn diese Off-Road-Räder werden bestimmt durch einen leergelassenen Kreis. Fünf Vertiefungen kreisen um diese hohle Mitte, drei Vertiefungen enthalten Schrauben, mit denen die Werke in die Wand der beiden großen Ausstellungsräume der Kunsthalle geschraubt sind.

Das Logo bleibt leer. Der Glanz fehlt. Der Betrachter versucht, die Gegenstände aus den Sperrholzplatten mit Symbolkraft zu füllen. Das heißt, er assoziiert die Teile mit Flügeln, mit leeren Gesichtern, mit kosmischen Kreisen, die den Mittelpunkt umgeben. Wer will, kann bei den Speichen auch an Siegeszeichen denken.

Nachdem die 20 Exemplare über die Berliner Galerie Neu beim Galerie-Wochenende in Berlin und später sogar in der ehemaligen Kirche San Paolo Converso in Mailand gezeigt worden sind, scheinen sie inzwischen allesamt verkauft zu sein. Ein Verkaufsschlager also mit gescannten Objekten, die von fast nutzlosen Dekorationselementen abgeleitet sind.

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