Kultur Kompakt Fotograf Bernd Schaller zeigt „Bilder aus dem Puff“

Düsseldorf · Die Schau ist in seiner Wohnung an der Kiefernstraße zu sehen.

 Ritterrüstung vor rotem Vorhang: Bordell „Burg-Club“ im westfälischen Halle-Kölkebeck.

Ritterrüstung vor rotem Vorhang: Bordell „Burg-Club“ im westfälischen Halle-Kölkebeck.

Foto: Bernd Schaller

Draußen, an der Fassade Kiefernstraße Nummer 18, hängt ein Bild vom Puff. Als Einladung. Drinnen hängen noch mehr. Plüschsofa, Teddybär, ein Filmplakat des 80er-Jahre-Softporno „Emmanuelle 4“, auf dem Bett davor eine ausgezogene Hose, daneben ein Bild von einem Affen, der eine nackte Schönheit einseift – mit der Klobürste.

Stellt man sich so einen Puff vor? Im Kopf hätte er damals ganz andere Bilder gehabt, 1997, als er in Bielefeld Fotografie studierte, erzählt Bernd Schaller, heute Fotograf in Düsseldorf.  Den „Burg-Club“ in Halle-Kölkebeck  entdeckte er eher zufällig bei einer Tour durch Westfalen in der Nähe von Bielefeld. „Toller Hintergrund“, dachte sich der Nachwuchsfotograf und hielt drauf. Später auch drinnen: „Da hab ich gestaunt. Das war nicht in Klischees zu fassen.“

Er entdeckte auch noch ein weiteres Etablissement in einem ganz ähnlichen westfälisch-lippisch-verklemmten Kitsch, den „Club Tropical“ in Bünde. Dort gab es sogar einen echten Beichtstuhl - zum Zweck der Sünde entfremdet.

Schallers unbemannte Bilder haben einen ganz eigentümlichen sepiasüßen Reiz. Sie vermitteln keine Schlüsselloch-Sichtweise, eher eine Stil-Art von Schwüler Wohnen. „Alle finden sie super“, berichtet der Fotograf, „aber wer kauft schon so was und hängt es sich übers Sofa“. Er hat seine Bilder aus dem Puff auch schon auf der Kanareninsel Lanzarote gezeigt, „aber die haben sie gar nicht verstanden“.

Seine ausdrucksstarken Schwarz-Weiß-Fotos von Lanzarote hat er dagegen auf der Kiefernstraße ausgestellt, im K 4, dem Kulturbüro in der Hausnummer 4. Da, wo früher mal ein Laden zur Selbstversorgung der Hausbesetzer war, die in den 80-er Jahren die Kiefernstraße für sich entdeckten und sich mit ihr in die  Schlagzeilen brachten.

Heute sind die Wohnungen größtenteils legalisiert, bis auf einige auf der Seite mit den ungeraden Hausnummern. Die ist mit ihren übermalten und gestalteten Häusern inzwischen ein Touristen-Spot in und für Düsseldorf, in Reiseführern längst als  „Don’t miss“ erwähnt und bei Sightseeing-Touren als Street Art bestaunt. Eine Broschüre mit dem Titel „Soziale Plastik“ versteht sich als „Versuch, den Beuysschen Kunstbegriff auf die Kiefernstraße anzuwenden“. Manchmal wird sogar der Müll vorm Haus als Installation missverstanden. Bernd Schaller: „Die Awista kommt hier eher selten durch. Auch, weil es danach meist innerhalb von zwei Stunden wieder so aussieht wie vorher.“

Das K 4 hat indes sein Konzept erweitert. Kunstausstellungen in der Kiefernstraße sollen künftig auch in den Wohnungen stattfinden. Bernd Schaller macht den Anfang, und freut sich auf die Mischung der Besucher an dieser Adresse. Jonges-Baas Wolfgang Rolshoven war einer der ersten. Besichtigungstermine auf Anfrage: Bernd Schaller, Kiefernstraße 18, Telefon 0177 6769111 [email protected]

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