Ausstellungen Wie es für Blinde ist, in Düsseldorf eine Ausstellung zu besuchen

Düsseldorf · Hans Jungels (85) hat einen der wenigen Sehbehinderten-Services in Düsseldorfer Museen getestet.

 Hans Jungels neben einer historischen Glocke aus dem Jahr 1454 im Stadtmuseum.

Hans Jungels neben einer historischen Glocke aus dem Jahr 1454 im Stadtmuseum.

Foto: Claudia Hötzendorfer

Während die meisten einen Gang ins Museum auch ganz spontan angehen können, wird es für Blinde und Sehbehinderte schon knifflig, wenn sie einen Museumsbesuch nur planen. Welche Angebote kommen für sie überhaupt infrage und sind die dann auch auf ihre speziellen Bedürfnisse eingestellt?

Der Blick in die Internetauftritte der Düsseldorfer Museen ist ernüchternd. Spezielle Angebote für Menschen mit Beeinträchtigungen werden nur für das Stadt- und das Hetjens-Museum ausgewiesen. Auf Anfrage stellt sich heraus, dass auch die Kunsthalle zu jeder aktuellen Ausstellung akustische Führungen für Blinde- und Sehbehinderte anbietet. Das Schifffahrtsmuseum kann auf Anfrage auch mit speziellen Führungen erkundet werden.

Zugegeben, es ist schwierig, durch eine rein bebilderte Ausstellung zu gehen, wenn man nichts sieht. Zudem sind Skulpturen und Installationen auch nicht immer geeignet, um berührt zu werden.

Klaus Jungels kann nur noch Umrisse erkennen

Wie es aber dann doch interessant für Blinde und Sehbehinderte werden kann, sich eine Ausstellung zu erschließen, zeigt beispielsweise das Stadtmuseum. Hans Jungels ist, wie er schmunzelnd zugibt, „von Natur aus neugierig und an vielem interessiert.“ Der 85-Jährige ist fast blind. Sein weißer Stock hilft ihm dabei, sich im Straßenverkehr und in unbekannten Räumen zu orientieren. „Ich habe noch einen minimalen Sehrest, mit dem ich je nach Lichtverhältnissen Umrisse erkennen kann“, verrät er der Düsseldorfer Museumspädagogin Elena Zehnpfennig, die seit 2009 im Stadtmuseum auch verantwortlich für die Sonderführungen ist. Speziell für Blinde, Sehbehinderte und Gehörlose hat sie dafür eine Schulung gemacht. „Wir haben das Glück, dass ich hier im Haus fest beschäftigt bin. In anderen Städten gibt es geschulte Kollegen, die für alle Museumsangebote zuständig sind“, bedauert sie. Denn darunter müsste die fachliche Kompetenz für die jeweiligen Ausstellungen leiden, ist Zehnpfennig überzeugt.

Mit Handschuhen darf Klaus Jungels eine Glocke ertasten

Sie nimmt Hans Jungels im Foyer in Empfang. Im Arm hält die Museumspädagogin je eine Mappe in Blindenschrift und eine in Großdruck, die alle wichtigen Informationen zur Dauerausstellung zusammenfassen, sowie einen ertastbaren Raumplan des Gebäudes. „Wir haben einen speziellen Blindenpfad entwickelt“, erklärt sie. Dieser führt zu bestimmten Objekten im Haus, die betastet werden dürfen. Dazu hat sie ein Paar weiße Handschuhe mitgebracht, die Hans Jungels nun überstreift, um eine historische Glocke aus dem Jahr 1454 mit seinen Händen zu erkunden. An der nächsten Station kann Jungels Gartenskulpturen genauer untersuchen, die jeweils einer Jahreszeit gewidmet sind.

Vor den Schaukästen, die beispielsweise ein Modell des alten Schlosses zeigen, orientiert sich Hans Jungels an dessen Umrissen. Mit Elena Zehnpfennig entspinnt sich eine rege Diskussion über die Düsseldorfer Stadtgeschichte. Nach etwa einer Stunde ist der Rundgang im Erdgeschoß beendet und Hans Jungels könnte noch in den ersten Stock gehen, um dort weitere Exponate kennenzulernen. Aber der 85-Jährige ist müde. „Es ist doch sehr anstrengend“, bilanziert er. Fügt aber hinzu, dass er großen Spaß an der Führung und dem Austausch mit Elena Zehnpfennig hatte und gerne wiederkommt.

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