„Der Spaß-Faktor wird überbewertet“

Klavier-Professorin Barbara Szczepanska unterrichtet Kinder und Jugendliche als Juniorstudenten an der Musikhochschule.

Düsseldorf. Frau Szczepanska, schon lange gibt es an der Robert-Schumann-Hochschule Jung-Studenten, die eigentlich noch zur Schule gehen. Sind einige dabei, die es an die Spitze geschafft haben?

Szczepanska: Ja, zum Beispiel Severin von Eckardstein. Er war mein allererster Jungstudent, als ich 1989 nach Düsseldorf kam. Damals war er elf Jahre alt und fiel durch seine besondere Musikalität, Ausdrucksfähigkeit und einen sehr feinen Klangsinn auf. Heute ist von Eckardstein ein weltbekannter Pianist, der mit großen Dirigenten und tollen Orchestern auftritt. Er hat auch immer viel improvisiert und komponiert. Ich habe noch ein ganzes Paket mit Noten von ihm.

Sie haben das Jungstudentenprogramm inhaltlich noch erweitert. Welchen Vorteil bietet das?

Szczepanska: Der Mangel an musikalischer Ausbildung ist für in Deutschland lebende Jugendliche dramatisch. Mit „Schumann junior“ versuchen wir nun, die musikalische Persönlichkeit in frühen Jahren zu entwickeln. Und dazu gehören seit drei Jahren auch Fächer wie Rhythmik, Theorie, Musikgeschichte und Kammermusik. Nach der Schule sind dann alle gut auf das Studium vorbereitet.

Wie hoch ist das Niveau der Schumann-Junioren?

Szczepanska: Das muss man nach Instrumenten trennen. Pianisten fangen früh an. Da hat man höhere Erwartungen als an jemanden, der mit einer Oboe kommt. Mit einem solchen Instrument beginnt man später und ist entsprechend in jungen Jahren noch nicht besonders weit.

Werden die Jungstudenten nach strengen Kriterien ausgesucht?

Szczepanska: Wir sind noch etwas strenger geworden und haben in diesem Semester die Anforderungen hochgeschraubt. Es kommen nur noch drei Neue dazu, zwei Geiger und eine Harfenistin.

Also keine weiteren Pianisten.

Szczepanska: Es gibt viele, und der Markt für sie ist klein. Unter denen, die den Ansprüchen einer hiesigen Hochschule genügen, sind aber zu wenig Deutsche. Vor allem asiatische Pianisten kommen nach Deutschland, weil die Ausbildung hier sehr gut ist. In ihrer Heimat finden sie danach meist eine Anstellung, denn der Bedarf an Klavierlehrern ist in Asien riesig. In Korea und China fangen die Kinder früh an mit Klavierspielen und üben regelmäßig. In Deutschland wird der Spaß-Faktor überbewertet. Damit will ich aber nicht sagen, dass Kinder, die regelmäßig üben, keinen Spaß hätten.

Sie unterrichten sowohl Jungstudenten als auch erwachsene Hochschüler und sogar Stars wie Nikolai Tokarew. Führen Sie nur die Wenigsten dabei zum Beruf?

Szczepanska: Jeder bekommt seinen Platz im musikalischen Leben. Manche bilden ein Trio oder Quartett, einige studieren noch Musikmanagement. Aber nur die Besten machen eine wirkliche Konzertkarriere wie Tokarew oder von Eckardstein. Es muss zum Können ja auch noch einiges dazukommen: Persönlichkeit, Ausstrahlung und etwas Glück.

Was ist mit den Junior-Absolventinnen Inge Du und Hanni Liang?

Szczepanska: Die Beiden haben gerade ihre Aufnahmeprüfung für ihr reguläres Studium mit Grandezza bestanden. Sie sind auch besonders begabt und besonders fleißig.

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