Heimspiel: Heino im Namen des Herrn

Schlagerstar Heino machte bei seiner Kirchentournee am Sonntag in der Oberbilker Christuskirche Station.

Heimspiel: Heino im Namen des Herrn
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Es beginnt mit einem fulminanten Orgeldreiklang: Heinos großes Heimspiel in der evangelischen Christuskirche in Oberbilk. Andächtig, besinnlich und beinahe philosophisch gibt sich der gefeierte Schlagersänger in seinem Heimatstadtteil. „Ich möchte einen Beitrag leisten, Glaube und Liebe in den Mittelpunkt des menschlichen Daseins zu stellen“, erzählt er. Für so manchen Besucher hat das eine skurrile Note, gab sich Heino doch noch im Sommer als Rockstar in Leder und Nieten, mit Rammstein-Hits. Und nun? Heino, der andächtige Kirchenmusiker?

In der Tat ist es ein etwas anderer Heino, der sich hier den Zuschauern präsentiert. Das zeigt allein schon die Szenerie: Wo sonst der Altar steht, ist jetzt das Mikrofon aufgebaut, Jesus am Kreuz wird bunt angestrahlt, darunter Heino, obligatorisch mit dunkler Sonnenbrille.

Heino zu Gast in der Christuskirche
40 Bilder

Heino zu Gast in der Christuskirche

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Dass auch er zunächst skeptisch war, gibt sogar Pastor Lars Schütt zu: „Anfangs war ich sehr überrascht. Aber dann dachte ich mir, das ist eben Heimatgefühl für Heino hier in der Kirche in Oberbilk.“

Die Idee zu einer Kirchentournee stammt von Heinos Frau Hannelore, die sich das zum 30. Hochzeitstag gewünscht hat. Ihr Wille wurde Realität. Heino: „Die Tournee bedeutet mir viel und sie hat mir auch nach 50 Jahren Karriere gezeigt, dass man sich selbst und seine Fans mit außergewöhnlichen musikalischen Ideen überraschen kann.“

Dazu greift der ungekrönte Volksliedkönig tief in die Klassiker-Kiste und zeigt sich statt rockig und wild beinahe schon ein wenig predigend. „Ave verum corpus“ und der eine oder andere Choral schallen durch die Kirche, die so gut gefüllt ist wie sonst selten. Doch auch von seiner CD „Mit freundlichen Grüßen“ präsentiert der Volkssänger einige Werke. So wird „Junge“ (original: Die Ärzte) zum Gleichnis vom verlorenen Sohn des 21. Jahrhunderts und „Sonne“ (Rammstein) zum Loblied an die Schöpfung.

Kein Jubeln, kein Kreischen, kaum ein Mucks ist zu hören, während Heino singt. Umso größer war das Gedränge dagegen vor dem Konzert. Hildegard Scholze kam extra zwei Stunden vor Konzertbeginn, um sich den besten Sitzplatz zu sichern. Aber keine Chance: „Schon um kurz nach drei standen hier fast 50 Leute Schlange“, erzählt sie.

Jeder Platz ist besetzt, viele Gäste stehen. Hildegard Minz versteht, warum: „Die Musik ist einmalig schön“, meint sie begeistert. „Das sind wunderbare Lieder.“ Auch die meisten anderen Besucher sind begeistert — wohl auch, weil sich Heino mal wieder von einer ganz anderen Seite gezeigt hat. Diesmal als eine Art Kirchenmusiker.

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