Tourismus Düsseldorf bekommt 29 neue Hotels 

Düsseldorf · Der Anstieg bei den Übernachtungen zieht einen Boom beim Bau neuer Unterkünfte nach sich. Der Betten-Zuwachs entspricht einem Plus von 40 Prozent bis 2022. Kritisch sieht das der Betreiber eines Familienbetriebs.

Blick auf die neuen Hotels, die neben dem Hauptbahnhof an der Harkortstraße entstehen.

Blick auf die neuen Hotels, die neben dem Hauptbahnhof an der Harkortstraße entstehen.

Foto: Greeen Architects

Oberbürgermeister Thomas Geisel klang stolz und hat doch untertrieben. Auf der Immobilienmesse Expo Real in München erklärte er, dass in Düsseldorf gerade rund 20 neue Hotels entstünden. Tatsächlich könnten es sogar bis zu 29 Häuser werden. Das geht aus einer Liste hervor, die Stadtplanungsamt und städtische Wirtschaftsförderung auf Anfrage unserer Redaktion zusammengestellt haben. Danach stehen die 29 neuen Hotels für rund 5900 weitere Zimmer und geschätzte 11 500 Betten. Das entspricht nach städtischen Berechnungen einer Zunahme der Bettenkapazitäten von 41 Prozent - brutto, denn zugleich ist mit einem gewissen Verdrängungswettbewerb zu rechnen.

Wesentliche Ursache für diesen Boom ist das Wachstum bei den Übernachtungen. Zwischen 2008 und 2017 ist laut Rathaus die Zahl der Übernachtungen um 44 Prozent auf 4,82 Millionen geklettert. Doppelt so viele Chinesen (90 000) wie vor fünf Jahren kommen etwa mittlerweile, Tendenz steigend. Und so ging die in den vergangenen zehn Jahren von 21 000 auf 27 000 gestiegene Zahl der Betten sogar mit einer besseren Auslastung einher. 42,5 Prozent im Jahr 2007 im Verhältnis zu 48,6 Prozent im Jahr 2017. Trotz eines Bettenzuwachses von 27 Prozent legte die Auslastung also um 6 Prozent zu.

Zwei der genannten 29 Hotels wurden in diesem Jahr bereits fertiggestellt: eines in der Kö-Galerie und eines an der Bonner Straße. Sechs weitere befinden sich im Bau, für noch einmal vier wurde bereits die Baugenehmigung erteilt. Darüber hinaus befinden sich 13 im Genehmigungsverfahren. Die übrigen befinden sich zwischen Vorgesprächen, Bauvoranfragen und Vorbescheid (siehe Infokasten).

Trotz des angespannten Wohnungsmarkts bewertet die Stadt diese Entwicklung wohlwollend. Der Hotelsektor konkurriere nicht zwangsläufig mit dem Platz für Wohnraum. So seien Hotels auch an Orten möglich, die sich nicht für Wohngebäude eignen. Und Boardinghäuser könnten temporär den Bedarf an Wohnungen mit decken, heißt es aus dem Rathaus.

Eine Fortsetzung des Booms über 2022 hinaus wird allgemein nicht erwartet. Die Übernachtungszahlen werden voraussichtlich nicht noch einmal so zulegen, folglich wird die Auslastung zumindest leicht sinken und damit den Ansporn zu neuen Bauprojekten. Zu diesem Effekt kommt noch ein Faktor: Wenn die 29 Hotels tatsächlich alle Wirklichkeit werden, ist der Bestand an geeigneten Liegenschaften sicherlich nur noch recht klein.

Familienunternehmen sorgt sich um die Existenz

Positiv bewertet Ole Friedrich, Geschäftsführer Düsseldorf Tourismus GmbH die Entwicklung: „Das Engagement namhafter Hotel-Investoren und -Unternehmen ist ein Beleg für die Attraktivität und Dynamik der Destination. Die Zukunftsaussichten des Standorts sind sehr gut, denn man darf davon ausgehen, dass jede dieser Investitionen im Vorfeld sehr genau geprüft worden ist.“ Er betont zudem, dass Düsseldorf häufig als Ort von neuen und innovativen Hotelprojekten ausgewählt werde, was eine Bereicherung darstelle. „Das 25 Hours, Ruby Coco und Moxy South sowie das Henri Hotel, das kurz vor der Eröffnung steht, sind gute Beispiele dafür.“

Einen ganz anderen Blick auf den Hotel-Boom hat Frank Kreutel, Geschäftsführer des Hotels Wurms an der Scheurenstraße. Seit der Gründung 1954 wird das Haus in der dritten Generation als Familienbetrieb geführt. Und für ihn ist klar: „Die kleinen Hotels bleiben auf der Strecke.“ Sie würden wie die Tante-Emma-Läden nach und nach aussterben. Auch er mache sich mehr und mehr Sorgen um seine Existenz, angesichts der immer weiter steigenden Zahl von neuen Hotels. Eine wesentliche Folge für die gesamte Branche. „Die Zimmerpreise fallen immer weiter. Wir machen da aber nicht mit. Bei 48 Euro ist Schluss.“ Dafür aber würden die Preise zu Messezeiten immer weiter in den Himmel schießen. „Die Preisschere geht immer weiter auseinander.“ Sein Haus nehme etwa zur Medica sogar 398 Euro für ein Zimmer, also achtmal mal so viel. Trotzdem könne das Messegeschäft den Rest des Jahres immer schwerer kompensieren. Und selbst jetzt zur Glasstec habe es immer noch viele freie Zimmer in Düsseldorf gegeben. Doch warum werden dann immer noch mehr Hotels gebaut? „Es liegt am billigen Geld, was diese Investments auslöst“, ist Kreutel überzeugt. Das böse Erwachen allerdings, das werde aus seiner Sicht auch in Düsseldorf noch kommen.

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