Hygieneauflagen Das sagen die Schüler in Düsseldorf über ihren neuen Alltag

Düsseldorf · Seit zwei Wochen lernen die Schüler unter strengen Hygieneauflagen. So läuft es in der Praxis.

 Noah Michels

Noah Michels

Foto: Noah Michels

„Schule geht vor Gesundheit.“ Dilara wundert sich über ihre eigenen Worte. „Aber so ist es leider“, fügt sie hinzu. Zu Hause zu lernen, das habe überhaupt nicht geklappt. Nun sei sie froh, wieder am Max-Weber-Berufskolleg zu sein, um sich auf ihr Fachabitur vorbereiten zu können. In zweieinhalb Wochen beginnen ihre Prüfungen.

Auf den Schulfluren stehen Desinfektionsspender, die Lehrer tragen Masken, die wenigen Schüler in einem Klassenraum sitzen an Einzeltischen mit genügend Abstand zueinander – von Schulalltag kann keine Rede sein. Dass Dilara sich mit der Rückkehr an die Schule auch einem Infektionsrisiko aussetzt, bereitet ihr Sorge: „Es ist ein echter Zwiespalt. Klar, auch ich habe Angst vor Corona. Angst davor, meine Familie anzustecken.“ Vor allem, wenn sie sieht, dass längst nicht jeder die an ihrer Schule geltenden Hygieneauflagen einhält. „In der Raucherecke stehen die Schüler dicht beieinander. Auch in der Pause kommen sich einige Schüler näher als erlaubt. Das kontrolliert niemand. Aber das ist auch einfach schwierig zu kontrollieren“, sagt sie. Donnerstag seien die Schüler zunächst nur zu zweit in die Pause gelassen worden, mittlerweile gebe es die Regel aber nicht mehr.

Einige Lehrer verteilen selbstgenähte Masken

Anders läuft es nur wenige Meter entfernt, am Walter-Eucken-Berufskolleg: Dort verbringen die Schüler ihre Pause im Klassenraum. „Ich habe zwei bis drei Stunden am Tag Unterricht. Da muss man nicht unbedingt nach draußen“, sagt Schülerin Lea Wirtz. Zu sechst sitzen die Schüler der Jahrgangsstufe 12 im großen Klassenraum. „Ich bin bisher auch nur diesen Mitschülern begegnet. Weil das Berufskolleg die Schüler so gut aufgeteilt hat.“ Beim Betreten des Gebäudes sollen die Schüler Mundschutz tragen. „Es gibt zwar keine Maskenpflicht, aber die Lehrer weisen alle darauf hin. Einige Lehrer haben auch selbstgenähte Masken verteilt“, sagt die 17-Jährige.

Am Haupteingang steht ein Desinfektionsspender, die Tische im Klassenraum werden nach dem Betreten auch erst einmal desinfiziert. „Ich hatte von Anfang Vertrauen in die Schule, dass sie die Hygieneauflagen optimal umsetzen wird. Bisher habe ich keinen Grund zur Sorge.“ Auch sie hat sich auf die Schule und den persönlichen Austausch mit Lehrern und Schülern gefreut. „In einigen Fächern habe ich mich beim Homeschooling echt allein gelassen gefühlt. Ich habe nächste Woche schon meine erste Prüfung und war erleichtert, davor noch mal in der Schule lernen zu können. Das ist etwas ganz anderes als von zu Hause aus.“

Auch an der St.-Benedikt-Hauptschule sind die Erfahrungen der ersten Woche positiv. Die Einhaltung der Hygienemaßnahmen wird konsequent kontrolliert. „Wer sich nicht an die Regeln hält, wird nach Hause geschickt.“ So die Ansage der Schulleitung. Zu diesen Regeln gehört auch das Tragen einer Maske. „Wir gehen damit in unseren Klassenraum, waschen uns dort die Hände und setzen uns an den Platz. Dann dürfen wir die Masken absetzen“, erzählt Schüler Noah Michels. Rund 60 Schüler gehören zur Abschlussklasse. Die sind wiederum aufgeteilt und haben unterschiedliche Start- und Schlusszeiten. Zu zehnt sitzen die Schüler in einem Raum und werden in den Hauptfächern unterrichtet. „Auch in der Pause wird von Lehrern kontrolliert, dass alle zwei Meter Abstand halten“, sagt der 15-Jährige. „Bisher halten sich alle daran. Nur einmal musste unsere Lehrerin was sagen.“ Noah geht gerne wieder zur Schule. Wie viele seiner Mitschüler. Auch um zumindest in den Hauptfächern Chancengleichheit wiederherzustellen. Nicht jeder seiner Mitschüler habe einen Laptop, nicht alle erhielten von ihren Eltern die Unterstützung, die sie beim Lernen brauchen.

Eine Schülerin des Rückert-Gymnasiums hätte sich die Möglichkeit, an ihrer Schule zu lernen, gewünscht. Sie bereitet sich auf ihr Abitur vor. Und hat deshalb schlaflose Nächte. „Das alles belastet mich sehr“, sagt sie. In drei von vier Abiturfächern unterrichten sie Lehrer, die der Risikogruppe angehören und deshalb nicht vor Ort in der Schule Lerngruppen anbieten können. „Natürlich müssen sich die Lehrer schützen. Niemand kann etwas für diese Situation“, sagt sie. „Aber ich hätte schon gerne die Option gehabt, mich mit meinen Lehrern vor den Prüfungen noch mal direkt auszutauschen.“

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