Theater-Film-Projekt Premiere für die Opernwerkstatt

Düsseldorf · Katharina liebt die Bühne, Singen vor großem Publikum, den Applaus. Normalerweise würde die 15-Jährige mit dem Kinderchor der Oper am Rhein auftreten. Derzeit ausgeschlossen? Nicht ganz. Denn die Akteure und Dozenten der Opernwerkstatt, einem Osterferienprojekt, hatten sich einiges einfallen lassen, um ihre Arbeit ins Digitale zu übersetzen.

 Die jungen Opernmacher präsentieren einen Kurzfilm, als Abschluss des digitalen Osterferienprojekts in Coronazeiten.

Die jungen Opernmacher präsentieren einen Kurzfilm, als Abschluss des digitalen Osterferienprojekts in Coronazeiten.

Foto: Oper am Rhein/Gerd Pasch

Auch für den Chor. Über 80 junge Kreative haben einen Film entwickelt, der nun auf Youtube sowie der Homepage der Oper zu sehen ist. Thema: eine ungewöhnliche, skurrile Reise von zwei Kindern und einem Hund. Titel: „Völlig von der Rolle“.

Ein Sprung ins kalte Wasser, ins Ungewisse war es für alle Beteiligten, sagt Anna-Mareike Vohn, Leiterin der Jungen Oper. Mit Kindern bereits ab acht Jahren nur über den Computer eine Geschichte schreiben, Musik, Klänge dazu gestalten, sie in Bildern umsetzen – eine Herausforderung. Die Teilnehmer wählten einen Bereich: Erzähl-Werkstatt, Musik-Werkstatt oder Kreativ-Werkstatt fürs Malen. Dazu kamen 15 Sänger des Kinderchors sowie ein Chor einer Deutschen Schule in Caracas, Venezuela. Innerhalb der Werkstätten und Chöre trafen sich die Kinder in Videokonferenzen – zunächst einer großen, danach in intensiven etwa einstündigen Kleingruppen mit jeweils nur etwa drei Beteiligten.

Beim Einkaufen geraten die Figuren in eine Fantasiewelt

Schriftsteller Sascha Pranschke sammelte mit ihnen Schlagworte, die vorkommen müssen. Danach sponnen die Kinder in ihren Mini-Gruppen die Grundidee nach und nach weiter, witzig, skurril, fantastisch - wie in einer Art Kettenreaktion.

Die Hauptakteure Carolin und Horst sollen Klopapier kaufen. Das geht gründlich schief, sie landen in einer anderen Welt, treffen unter anderem auf singende Bleistifte, die in Gefahr sind. Der neunjährige Elias hatte die Idee für ihre Rettung – und ist richtig stolz darauf. Er spielt in der Schule in einer Theater-AG, die ihm jetzt sehr fehlt, daher war er sofort bei dem Projekt dabei. Die Technik am Computer hatte er schnell drauf. „Mein Gitarren-Unterricht läuft per Video, ich kenne es also schon“, erzählt er. Dass er nun von zu Hause aus bei einem Film mitgewirkt hat, ist für ihn eine ganz große Sache.

Ein großes Projekt war es auch für die Dozenten. Musiker David Graham sitzt sonst am Klavier, umringt von Kindern, improvisiert mit ihnen Klänge, Rhythmen, Melodien an verschiedenen Instrumenten. Über Videochat ein Ding der Unmöglichkeit - allein schon wegen des Tonsalats, der per Videokonferenz schnell entsteht. Graham hat den Gruppen also Aufgaben gegeben, die Kinder improvisierten zu Hause selbst, teils mit eigenen Instrumenten. Ihre Ergebnisse präsentierten sie im Chat, sendeten sie später separat an den Musiker. Aus etwa 80 Dateien entstand so die Untermalung für den Film.

Aus einzelnen Aufnahmen wurde ein ganzer Chor zusammengefügt

Vergleichbar funktionierte der Chor, die Kinder aus Deutschland und Venezuela übten über Video-Schaltung, vor allem aber selbst mit ihnen zugeschickten Dateien. Und sie schickten ihre Aufnahmen dann an Chorleiterin Sabina Lopez Miguez, die sie zu einem beeindruckend harmonischen Chor zusammenfügte.

Illustratorin Elisa Kuzio hat am Schluss ganze Arbeit geleistet. Sie teilte ein, wer welche Szene malt und fügte die Bilder zu einem Film zusammen, samt fingierten Kamerafahrten und Bewegungen.

Rund 15 Minuten lang ist er geworden. Beeindruckend, welches Gemeinschaftswerk aus heimischen Wohnzimmern möglich ist. Oder wie Katharina sagt: „Toll, dass man sich so trotzdem sehen und gemeinsam Kunst machen kann.“

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