Tanz Claire Cunningham tanzt mit den Teetassen

Düsseldorf · Die Performerin erzählt leicht und tiefgründig vom Blick der Religionen auf Behinderungen.

Claire Cunningham in ihrer Performance.

Claire Cunningham in ihrer Performance.

Foto: Colin Mearns

Claire Cunningham lädt auf eine Tasse Tee. Man tritt durch einen Bogen aus Krücken in den Bühnenbereich, der in einem Klassenzimmer des LVR-Berufskollegs aufgebaut ist. Eine Reihe aus Sitzkissen rundherum, eine Reihe aus Stühlen dahinter, ein Regal mit Teetassen und Glaubenssymbolen – es soll gemütlich werden, ein Gespräch zu einem komplexen, strittigen Thema: der Blick verschiedener Glaubensrichtungen auf Behinderung. Nur eine kleine Zahl Zuschauer ist dabei genau richtig, wie sie selbst sagt.

Cunningham, die auf Krücken angewiesen ist, hat das Stück bereits 2014 in Glasgow gezeigt. Als Factory Artist im Tanzhaus bringt sie es nun erstmals in Deutschland zur Vorführung. Es kommt luftig leicht daher, doch es bietet reichlich Ebenen, tiefer zu gehen. Cunningham erzählt von ihrer Recherche in religiösen Einrichtungen, von Gesprächen mit Muslimen, Hindus, Juden, Christen und Buddhisten, sie lässt die Menschen selbst per Einspielung zu Wort kommen. Sie berichten davon, wie Behinderung als Prüfung, als Strafe, etwas Heiliges – oder als etwas, dass man verstecken muss, empfunden wird.

Symbolisch werden diese Stimmen zu bunten Teetassen, die Cunningham vorsichtig im Raum verteilt, die sie verschiebt, hektisch durcheinanderbringt, aufmerksam betrachtet, wieder ordnet, auf denen sie balanciert, stets mit viel Respekt. Sie gibt verbal und tänzerisch ihre eigenen Gedanken und Gefühle wieder.

Unerträglich, wie langsam und mit wie viel Anstrengung sie sich zu Beginn einige Treppen hinunter bemüht, umständlich versucht, eine Tasse sicher auf den Boden abzustellen. Das Gefühl, voyeuristisch zu starren, taucht auf. Der Impuls, aufzuspringen, zu helfen. Beispielhafte Reaktionen, die von der Performerin bewusst hervorgerufen werden, nicht als Provokation, eher als Gedankenanstoß.

Termine: 12. November, 11/20 Uhr im Berufskolleg; Mittwoch, 14. 11., um 20 Uhr und Donnerstag, 15. 11., um 11/20 Uhr, Versöhnungskirche, Flingern.

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