Asyl: Die Odyssee einer Familie

Die Safis aus Afghanistan wurden auf der Flucht auseinandergerissen. Die Diakonie führte sie wieder zusammen.

Düsseldorf. Vielleicht werden die Safis bald eine normale Düsseldorfer Familie, immerhin eine 2-Zimmer-Wohnung haben sie in Lierenfeld, die Kinder warten auf den ersten Schul- bzw. Kitatag. Doch bis vor kurzem sah das noch anders aus: Bei ihrer Flucht aus Afghanistan wurden die Safis in Athen von drei ihrer vier Kinder getrennt. Monatelang wussten die Eltern nicht, wann sie Majid (8), Mojgan (6) und Samim (5) wiedersehen würden. Mit Hilfe der Düsseldorfer Diakonie sind sie nun schließlich wieder zusammen.

Die Odyssee der Familie hatte schon im vergangenen Jahr begonnen. Vater Abdul Wali Safi erzählte am Donnerstag in der Diakonie, wie er in seiner Heimat jahrelang von Taliban drangsaliert wurde, ein Dolmetscher übersetzte. Als wichtiges Mitglied einer islamischen Organisation war er auch für Waffen verantwortlich, was Begehrlichkeiten der Taliban weckte. Zweimal wurde Safi angeschossen, sein rechtes Auge zeigt noch deutlich die Spuren der zweiten Attacke.

Schließlich entschloss sich die Familie zur Flucht. Zum Zeitpunkt der Trennung hatten die Safis schon Monate voller Strapazen hinter sich. Nach einer wochenlangen Flucht aus Afghanistan saß die Familie lange in Griechenland fest. Das Land ist seit Monaten mit dem Flüchtlingsstrom überfordert, viele Menschen leben dort in unhaltbaren Zuständen. Die Safis hatten einem Schlepper in ihrer Heimat Geld bezahlt, nun versuchte der sie auf ein Boot nach Italien zu bringen.

Die Aktion schlug mehrmals fehl, beim dritten Mal saß die Familie mit 120 Flüchtlingen nachts in einem Boot. Der Kahn begann zu sinken. Vermutlich wären alle ertrunken, wenn die Polizei sie nicht aufgegriffen hätte.

Die Flucht gelang Wochen später mit einem Lkw. Abdul Safi erinnert sich: „Alles war dunkel, der Lkw voller Menschen. Plötzlich musste alles schnell gehen, der Schlepper sagte mir, die Kinder seien an Bord.“ Erst in Deutschland merkten die Eltern, dass sie belogen worden waren. Über Gießen und Dortmund landeten sie schließlich in Düsseldorf und bei Jessica te Heesen und Cornelia Voigtmann.

Die beiden versprachen den Eltern, ihre Kinder nach Deutschland zu holen. Doch damals ahnten sie nicht, was auf sie zukommen würde, denn das Verfahren dauerte Monate. Für Mutter Fatema Safi wurde die Belastung irgendwann so groß, dass sie ins Krankenhaus eingeliefert werden musste.

Aber auch die beiden Diakonie-Mitarbeiterinnen waren einige Male der Verzweiflung nah. „Wir dachten anfangs blauäugig, die Kinder holen wir einfach nach, darüber gibt es schließlich internationale Abkommen“, erinnert sich Jessica te Heesen. Aber da waren verschiedene Behörden mit im Spiel, ein DNA-Test wurde verlangt, um zu beweisen, dass die Kinder tatsächlich zur Familie gehören. So entstanden Kosten, die Diakonie musste Geldgeber suchen.

Unterdessen kümmerte sich in Athen ein Vormund um die Kinder, die Eltern hatte dort Kontakt zu einem Verwandten, der ihnen zumindest mitteilte, dass die Kinder wohlbehalten sind. Doch auch für die sechsjährige Mojgan war die plötzliche Trennung zu viel, sie aß nichts mehr und musste zwischendurch ebenfalls in eine Klinik.

Anfang August konnte die Familie sich schließlich am Düsseldorfer Flughafen in die Arme fallen. Am letzten Tag mussten alle noch einmal zittern: Die Fluglotsen hatten einen Streik angekündigt.

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