Theater an der Kö Aberwitziges rund um einen Geldkoffer

Düsseldorf · „Funny Money“ im Theater an der Kö: Eine wahre Jagd nach Pointen und Slapsticks wird vom Publikum mit viel Applaus belohnt.

 Funny Money: Hier sind Stefan Preiss, Ralf Komorr, Saskia Valencia und Jacques Breuer auf der Bühne.

Funny Money: Hier sind Stefan Preiss, Ralf Komorr, Saskia Valencia und Jacques Breuer auf der Bühne.

Foto: ja/Dennis Haentzschel

Schwarze Koffer spielen in dem Stück „Funny Money“ die Hauptrolle. Anfangs zwei, ganz am Ende sogar drei. Der erste - ein harmloser, ja beliebiger Handkoffer vom Versicherungsangestellten Heiner Liebig. Mit Schinkenbrot und Firmenunterlagen. Der zweite schaut ebenso aus, hat’s aber in sich: 1,5 Millionen Euro. Und landet durch Zufall oder Verwechslung in falschen Händen. Genauer: in Heiner Liebigs Händen. Tatort: die U-Bahn nach Derendorf. Dort, wo sein seine Frau Johanna mit einem Festmahl auf ihn wartet, auf der Feldstraße.

Ausgerechnet heute hat Heiner Geburtstag. Für ihn ein Glückstag, zumindest sieht der leicht durchgeknallte Heiner sich als Glückspilz, der die Chance beim Schopf packt, sein Leben sofort umkrempelt und Hals über Kopf einen Flug nach Mallorca bucht. Erste Klasse, versteht sich. Klar, dass sich auf dem Weg zum Airport einige Hindernisse in den Weg stellen. Nicht nur in Gestalt des derben Taxifahrers Powolski mit Schiebermütze und Lederweste. Es sind so viele und in solch’ einem Affenzahn, dass es dem Zuschauer nach wenigen Minuten ganz schön schwindelig wird.

Rasantes Tempo, aberwitzige Verwechslungen, die an absurdes Theater erinnern, und ganz durchschnittliche Typen – das sind die Elemente, die der britische Erfolgsdramatiker Ray Cooney zu einer ausgelassenen „Farce“ mixt. Mit ansteckendem Humor, dem sich selbst Nörgler nicht entziehen können. Umgesetzt wurde sie jetzt in einer wahren Jagd nach Pointen und Slapsticks von Regisseur Folke Braband. Genau auf den Punkt kommen die Identitäts-Turbulenzen in seiner Inszenierung, die, auch wegen der lokalen Bezüge, bei der Premiere im Theater an der Kö bejubelt wurde und noch bis 24. März zu sehen ist. Wer unangestrengt lachen will, kommt hier auf seine Kosten.

Wie ein Schiffbrüchiger am
Rettungsring hängt er am Koffer

Der Koffer also. Heiner, der langsam seine biedere Schale ablegt, sich häutet und seinem durchgeknallten Bürohirn (als Komiker par excellence agiert Ralf Komorr) freien Lauf lässt, krallt sich daran fest. Wie ein Schiffbrüchiger am Rettungsring. Er fühlt sich im Recht, da, wie er sich und seiner naiven Frau einredet, das viele Geld wohl von einem Mann gestohlen wurde, dessen Koffer genauso aussah wie seiner. Gebrauchte 50-Euro-Scheine, 1000 Päckchen à 1500 Euro. Um Rechtfertigungen und Ausreden ist Heiner nicht verlegen, sieht seine kriminelle Energie als ganz normal an. Doch ach! Bei seiner Flucht ins Ferienparadies hat er den Plan ohne seine Frau gemacht. Johanna, die sich sauwohl fühlt in ihrem trauten, braungetäfelten Heim und auf die Geburtstagsgäste Victor und Betty freut, gerät in Schnappatmung bei der Vorstellung, alles hinter zu lassen. Wie ein aufgeregtes Flatterhuhn läuft sie treppauf, treppab, urkomisch gespielt von Simone Pfennig.

Sobald es an der Tür klingelt, erscheint, wie gesagt, ein Hindernis nach dem anderen. Erst ein Kommissar, der nach einem Exhibitionisten fandet, dem „Stripper von Itter“. Ein Schlitzohr, der, irritiert durch die aufgekratzte Situation im Hause Liebig, sich an dem so freigiebigen Scheine-Werfer Heiner bereichert. Ähnliche Erfahrungen machen die alten Freunde Victor (betont gelangweilt, dann hektisch: Jacques Breuer) und Betty (elegant, schnippisch, aber gutmütig: Saskia Valencia). Als dann noch Kommissar Nummer Zwei – Kommissar Keller mit Hütchen seines Namensvetters und TV-Kommissars der 60er Jahre Erik Ode - auftaucht, werden aus Lebenden Tote, aus Freunden plötzlich australische Brüder oder Ehemänner. Freundinnen zu Schwestern Tanten oder Onkeln. Wer ist wer? Das weiß nach kurzer Zeit kaum noch jemand.

Denn nach allen Regeln der Verwechslungs-Kunst verpasst Heiner Neu-Ankömmlingen gleich wieder einen anderen Namen. Immer schneller dreht sich das Karussell der Identitäten. Da muss man schon aufpassen, dass man nicht vor lauter Schwung herausgeworfen wird. Den acht Darstellern unterläuft kein einziger Fehler. Bewundernswert ist es, dass sie bei dieser Geschwindigkeit ihre Charaktere und die Message nicht aus dem Auge verlieren. Denn egal wer, letztlich wollen alle von „Funny money“, also vom Inhalt des schwarzen Koffers profitieren. Welches Geheimnis der dritte Koffer birgt? Das erfährt man, wenn man ein Ticket kauft. Es lohnt sich.

Funny Money, bis 24. März. Theater an der Kö. TEL: 322 333.

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