Interview Erinnerung an ein Leben im Bus

Gerade hat die Kelly Family mit „25 Years Later“ ihr neues Album veröffentlicht. Ihre Tour startet am 22. November in der Kölner Arena. Auf 25 Jahre Musik und Familie blickt Angelo Kelly im Interview zurück.

 Vor 25 Jahren hatte die Kelly Family mit dem Album „Over the Hump“ ihren Durchbruch.

Vor 25 Jahren hatte die Kelly Family mit dem Album „Over the Hump“ ihren Durchbruch.

Foto: Barz/C.BARZ

Auf dem Cover ist die Kelly Family mit einem alten Bully zu sehen. Ist das noch ein Original?

Angelo Kelly: Das Bild ist beim Videodreh für den neuen Song „Over The Hump“ entstanden, der unser Jubiläum zum Thema hat. Mit dem Album hatten wir vor 25 Jahren unser Durchbruch und der wahnsinnige Erfolg hat uns von den Straßen in die großen Hallen gebracht. Tatsächlich war die Familie in den 70er Jahren mit einem ähnlichen Bus unterwegs, bevor dann Ende der 70er der erste Doppeldeckerbus aus London kam. Da hatten wir mehr Platz. 

Wie war das Leben im Bus?

Kelly: Insgesamt gab es fünf davon – wir sind damit gereist und haben darin gelebt. Lange haben die einzelnen Busse nicht gehalten, da sie schon ziemlich alt waren, als wir sie gekauft haben. Den ersten hat unser Vater mit unserem Logo selbst bemalt, später hat Johnny das übernommen. Oben war der Schlafraum mit den Bänken gegenüber und einem Holzbrett dazwischen, auf dem die Matratzen lagen. Unter war der Wohnbereich. Strom oder fließend Wasser gab es nicht. Im Winter war es immer extrem kalt. Da hatten wir innen eine Eisschicht auf den Fenstern. Da sind die heutigen Nightliner zum Glück anders, die sind perfekt. 

Was hat für Sie die vergangenen 25 Jahr besonders geprägt?

Kelly: Das war für mich vor allem die privaten Dinge. Ich bin 21 Jahre mit meiner Frau zusammen und mein ältester Sohn ist inzwischen 18. Musikalisch hat sich für uns vor 25 Jahren alles verändert, danach begann die große Karriere und der Hype. Das war eine sehr aufregende Zeit, allerdings wurde es einem ab einem bestimmten Zeitpunkt auf einfach zu viel. Später ist die Familie als Band auseinandergegangen und jeder hat zunächst seinen eigenen Weg gemacht. Ich habe anfangs Schlagzeug für andere Bands gespielt und Workshops gegeben. 2006 kam dann das eigene Label und die erste Soloplatte mit der ersten Solotour. Da war ich während des Sommers in 50 Clubs, in die bei heißem Wetter keiner rein will, und meine eigenen Rocksongs kamen auch nicht wirklich an. Das war ein ziemlich harter Start. 

Aber Sie haben nicht aufgegeben.

Kelly: Ich musste dranbleiben und mich musikalisch weiterentwickeln. In zwei Jahren sind so drei Soloplatten entstanden. 2010 kam der Entschluss, mit der Familie eine Auszeit vom Musikgeschäft zu nehmen. Wir haben ein Wohnmobil gekauft und sind mit den Kids, damals waren es noch drei, für drei Jahre nur herumgereist. Es war super wichtig für mich, loszulassen. Da stand nur die Familie noch im Mittelpunkt. Vor sechs Jahren sind wir dann nach Irland gezogen und haben uns ein Haus mitten in der Natur gekauft. 

Inzwischen waren Sie auch mit der eigenen Familie musikalisch auf Tour.

Kelly: Ja, und das auch sehr erfolgreich. Unsere Alben haben Goldstatus erreicht und es gab große Konzerte mit meiner Frau und den Kindern. 

Und dann kam das Comeback der Kelly Family.

Kelly: Vor drei Jahren hätte niemand erwartet, dass das solche Dimensionen annimmt. Die Geschichte der Kellys war immer eine Geschichte der Veränderung. Anfangs war ich noch nicht dabei, später waren unsere Eltern nicht mehr an Bord. Inzwischen sind wir alle älter geworden und haben unsere eigenen Familien. Wir haben sehr viel erlebt – positives wie auch negatives. Wir sind nicht mehr so naiv und unschuldig wie damals. Aber wir haben viel Erfahrung gesammelt und verfügen über eine gemeinsame Geschichte, die uns Kraft und Energie gibt. 

Wie ist die Idee für das neue Album entstanden?

Kelly: Es gibt vier Songs vom Ursprungsalbum, die wir komplett neu arrangiert haben. Das sind aber eher die unbekannteren Lieder. Es gab ja schon das Comeback-Album mit den größten Hits. Dazu kommen viele neue Songs. Insgesamt ist das Album eine Hommage an das Jahr 1994 und das, was es mit uns gemacht hat. 

Wie setzen sich heute die Fans zusammen?

Kelly: Beim ersten Konzert nach dem Comeback war die Westfalenhalle in Dortmund binnen von 15 Minuten ausverkauft. Das waren die Fans der 90er, die ihre alte Band zurückhaben wollten. Die Teenies von damals sind mit ihren Familien zu uns gekommen. Heute sind wir breiter aufgestellt. Die Fans aus den Anfangsjahren in den 70ern sind wieder da, denen war der Hype der 90er zu viel geworden. Natürlich gibt es weiter die Fans der 90er, aber auch Leute, die uns ganz neu für sich entdecken. Interessant ist, dass der Männeranteil deutlich zugenommen hat. Der liegt inzwischen bei fast 40 Prozent. 

Die Tour startet in Köln.

Kelly: Viele von uns haben eine enge Beziehung zur Stadt und leben heute noch da oder zumindest in der Nähe. Wir waren schon in den 90ern viel hier in Köln. Das aktuelle Album haben wir auch hier in Köln aufgenommen und so hat sich der Start in der Arena nur richtig angefühlt. Es wird dort drei Stunden Musik mit einer Pause geben. Im ersten Teil gibt es das Ursprungsalbum „Over the Hump“, im zweiten Teil kommen die anderen Hits und die neuen Songs.

SERVICE: Konzert, The Kelly Family, 22. November, 19.30 Uhr, in der Kölner Lanxess-Arena, Willy-Brandt-Platz, in Deutz, die Tickets kosten ab 44,90 Euro, erhältlich sind sie unter Telefon 0221/8020 oder auch online.

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