1000 Folgen Was macht „In aller Freundschaft“ so erfolgreich? Das Interview mit Dr. Martin Stein und Schwester Miriam

Köln · Seit begeistert „In aller Freundschaft“ die Fernzuschauer. Was macht den Erfolg und die Serie aus? Schauspieler Bernhard Bettermann (Dr. Martin Stein) und Kollegin Christina Petersen (Krankenschwester Miriam Schneider) erklären es im Interview.

 Bernhard Bettermann und Christina Petersen waren zu Besuch im Kölner Savoy-Hotel.

Bernhard Bettermann und Christina Petersen waren zu Besuch im Kölner Savoy-Hotel.

Foto: step/Eppinger

Am Dienstagabend liefen die 999. und die 1000. Folge der beliebten Krankenhausserie „In aller Freundschaft“. Seit 1998 begeistert die Sachsenklinik die Fernzuschauer. Wir haben vorab mit dem in Köln aufgewachsenen Schauspieler Bernhard Bettermann (Dr. Martin Stein) und seiner Kollegin Christina Petersen (Krankenschwester Miriam Schneider) gesprochen.

Heute Abend läuft die 1000. Folge von „In aller Freundschaft“ in der ARD. Was macht den Erfolg dieser Fernsehserie aus?

Bernhard Bettermann: Diese Serie bildet die Medizin sehr akkurat ab, dabei kommt die persönliche Ebene nicht zu kurz. Sie zeigt den Alltag in der Sachsenklinik mit allen Höhen und Tiefen. Jeder der Zuschauer hat mit Ärzten oder auch mit einem Krankenhaus schon einmal Kontakt gehabt. Bei „In aller Freundschaft“ wird der Klinikalltag fast schon märchenhaft dargestellt. Der Patient steht im Mittelpunkt und all kümmern sich um ihn. Ich habe einmal mit seiner Patientin gesprochen, die sehr lange Zeit in einem Krankenhaus verbracht hat. Da waren am Dienstagabend immer alle Flure leer, weil jeder vor dem Fernseher saß. Und am nächsten Morgen wurden dann diskutiert, inwieweit das Geschehen in der Serie mit der eigenen Wahrnehmung übereinstimmt. Die Motivation in unserem Team ist sehr hoch, da gibt man sich nicht mit den Erfolgen zufrieden, sondern will die Geschichten immer möglichst gut rüberbringen, um die Leute abzuholen und zu überraschen. Dabei hat man als Schauspieler viele künstlerische Freiheiten. Inzwischen hat auch die Verjüngung des Ensembles gut funktioniert, Jung und Alt sind in der Sachsenklinik gut zusammengewachsen.

Frau Petersen, Sie sind seit 2017 bei „In aller Freundschaft“ zu sehen und gehören zur jungen Generation der Serie. Wie wurden Sie dort aufgenommen?

Christina Petersen: Das geschah etappenweise. Ich habe zunächst als Krankenschwester auf Probe bei drei Folgen mitgespielt. Dann habe ich die Rolle als Schwester Miriam fest bekommen, und bin seitdem dabei. Zu Beginn war mir gar nicht bewusst, welchen Einfluss diese Serie auf mein Leben haben wird. Ich war auch sehr nervös, da ich ja die Neue im Team war. Aber man hat mich sehr schnell abgeholt und ins Ensemble integriert. Da arbeitet man sofort auf Augenhöhe. Ich bin mit den Kolleginnen, mit denen ich meist drehe, auch privat gut befreundet und gemeinsam versuchen wir, als Schauspielerinnen das Beste zu geben.

Bettermann: Das gilt auch für die Kollegen, die nur für eine Episode eine Hauptrolle übernehmen. Viele waren zu Beginn besorgt, weil sie so viel Text lernen mussten. Aber fast alle sind nach dem ersten Drehtag total beglückt vom Set weggegangen. Im Ensemble gibt es eine große Offenheit und so werden Neue sehr schnell bei uns integriert. Da fühlen sich auch Gäste sehr wohl beim Drehen.

Es gab immer wieder prominente Gäste wie Dieter Hallervorden oder Brigitte Mira. Wie funktioniert da die Zusammenarbeit?

Bettermann: Bei uns spielt die Prominenz eines Kollegen keine Rolle, wir integrieren jeden Kollegen im Team, statt ihm einen roten Teppich auszurollen. Da arbeiten wir wie ein großes Theaterensemble, das wie ein kleiner Mikrokosmos funktioniert. Da geht es nicht um große Namen, sondern um die gute gemeinsame Arbeit, mit der wir in der Serie eine Geschichte voranbringen.

Petersen: Auch prominente Kollegen sind bei uns gut vorbereitet und beherrschen perfekt ihr Handwerk. Da sind die Gäste echte Profis, von denen man durchaus etwas lernen kann. Es gab schon viele tolle Begegnungen wie mit Isabel Varell, die meine Serienmama spielt. Mit ihr verbindet mich eine lange Freundschaft.

Auch Musiker wie Maite Kelly oder Guildo Horn gehörten bei Gastrollen schon zum Ensemble.

Bettermann: Auch da geht es um gute Vorbereitung und die Offenheit für ein anderes Handwerk. Eitelkeiten haben bei uns im Team keinen Platz. Ich habe einmal in einem Film mit Dennis Hopper zusammengearbeitet. Der stellte sich beim Catering ganz normal in die Schlange, da er wie jeder andere Schauspieler ganz normal gearbeitet hat. Das hat mich beeindruckt.

Sie arbeiten in einem großen Studio mit insgesamt 15 Räumen. Wie läuft da die Arbeit ab?

Bettermann: Wir haben sehr viel Platz zur Verfügung, der sehr flexibel nutzbar ist. Es gibt zwei Komplexe – den Bereich der Klinikräume und die privaten Räume. Man kann diese Räumlichkeiten immer wieder verändern und so ständig neue Perspektiven schaffen. Das ist für uns als Ensemble sehr reizvoll.

Was begeistert Sie beide für ihre Rollen?

Bettermann: Wir wollen mit der Serie den Alltag in einem Krankenhaus so spannend und gut wie möglich erzählen. Das berührt viele Menschen. Sie wollen sehen, was bei den „Göttern in Weiß“ hinter den Kulissen passiert. Dabei spielen medizinische Fragen eine wichtige Rolle. Mir bereitet die professionelle, aber trotzdem entspannte Zusammenarbeit im Team viel Freude. Dazu kommt ein kluges Format, das den E- und den U-Bereich der Schauspielkunst gut miteinander vereint. Ich bin jetzt 40 Jahre in meinem Beruf und will Menschen mit den Geschichten bewegen und zum Nachdenken anregen. Dazu hat man in diesem Format alle Möglichkeiten. Manchmal wurde ich mir noch wünschen, dass wir bei den privaten Beziehungen in der Serie noch etwas mehr in die Tiefe gehen könnten.

Petersen: Toll ist für mich, dass ich so lange in einer Rolle arbeiten kann, die sich immer wieder weiterentwickelt und die sich auf neue Situationen einstellen muss. Dazu kommt der soziale Aspekt der Arbeit als Krankenschwester und die gleichgeschlechtliche Ehe, in der ich in der Serie lebe. Damit gibt man auch ein Statement ab und hat das Gefühl, etwas bewegen zu können.

Welche Auswirkungen hat die Serie auf ihr berufliches und privates Leben?

Bettermann: Natürlich kommt es vor, dass man, wenn man sich auf so eine Rolle festgelegt hat, bei anderen Formaten nicht mehr so häufig angefragt wird. Da wird man als Schauspieler dann in eine bestimmte Schublade gesteckt, was ich für falsch halte. Aber auch das hat sich inzwischen verbessert, man kann heute als Schauspieler eher mehrere Formate gleichzeitig bedienen. Natürlich wird man auch schon mal im Alltag als Herr Doktor um ärztlichen Rat gefragt. Was mir auffällt, dass ich oft auch von jungen Leuten im Teenageralter angesprochen werde, die unsere Serie gucken und mich daher auch kennen. Da hilft vor allem die Mediathek, in der man die Folgen jederzeit anschauen kann.

Petersen: Wenn man auf der Straße unterwegs ist, kommt es vor, dass man von anderen Menschen wie eine alte Bekannte wahrgenommen wird, nur dass diese nicht auf Anhieb wissen, wo sie einen einordnen sollen.

Welche Beziehung haben Sie beide zu Köln?

Bettermann: Köln ist meine Heimatstadt, in der ich im Alter zwischen 5 und 19 Jahren gelebt habe. Ich war im Georg-Büchner-Gymansium in Weiden und habe mit 16 Jahren für eine Woche im Kölner Schauspiel volontiert. Damals war Jürgen Flimm der Intendant. Ich wusste schon als Jugendlicher, dass ich Schauspieler werden will. Für mich ist Köln die kommunikativ charmanteste Stadt Deutschlands – das kann ich beurteilen, da ich schon in allen deutschen Großstädten gelebt habe. Ich bin oft in der Stadt, da ein Großteil meiner Verwandtschaft hier lebt.

Petersen: Ich komme aus Castrop-Rauxel. Mein allererster großer Ausflug führte nach Köln ins Schokomuseum. Das war an einem sehr warmen Tag und wir wollten als Kinder in einem Brunnen baden. In Köln war das möglich. Auch heute mag ich noch diese offene und herzlich Art der Kölner.

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