Karneval Jecke Emanzipation bei den Roten Funken

Köln · So langsam geht die Jubiläumssession in Köln auf die Zielgerade zu, doch noch dominiert das Geschehen in den Sälen das jecke Treiben. „Jeck op Deck“ gehört in Köln längst zu den angesagten Kostümpartys.

 Die Funkenförderinnen Christa Blatzheim, Christa Reinartz und Caroline Hamacher-Linnenberg (v.l.).

Die Funkenförderinnen Christa Blatzheim, Christa Reinartz und Caroline Hamacher-Linnenberg (v.l.).

Foto: step/Eppinger

1500 Gäste konnte der Kapitän der Stattgarde Colonia Ahoj, Dieter Hellermann, am Samstagabend auf der MS Rheinenergie begrüßen. Zu den Markenzeichen der Party gehören die ausgefallenen Kostüme der Gäste. Dazu zählt traditionell auch das Dreigestirn. Allerdings steht dann nicht der Prinz, sondern die Jungfrau im Mittelpunkt und wird vom Partyvolk bejubelt, wenn sie tanzend über die Bühne wirbelt.

Bei den Roten Funken sind die Funkenförderer ein wichtiger Bestandteil des Traditionskorps. Zu den ersten Mitgliedern zählte dort eine Frau. Heute bilden die Damen etwa die Hälfte der Mitglieder. Da lag es nahe, dass sich diese auch einmal nach außen präsentieren. Nach einem Vorstandsbeschluss noch vor der Corona-Zeit sollten diese auch in Uniform, aber ohne Knabüs, die Wache der Funken bei ihren Auftritten begleiten können. Umgesetzt werden konnte dies erst in diesem Jahr. Die ersten drei Damen waren am Samstag Christa Blatzheim, Christa Reinartz und Caroline Hamacher-Linnenberg. „Das ist für uns der schönste Tag im Leben, wir sind durch die Uniformen voll integriert und fallen nicht auf. Die Herren sind sehr aufmerksam zu uns“, sagt Reinartz.

Ein hochrangiges Ehrenmitglied konte die Prinzen-Garde bei ihrer Prunksitzung im Ballsaal des Maritim aufnehmen. So ist der frühere Kommandant der Päpstlichen Schweizergarde im Vatikan, Pius Segmüller, auf der Bühne von Präsident Dino Massi zum Ehrenmajor des Traditionskorps ernannt worden.

Eine besondere Karnevalsgesellschaft ging 1956 in Köln an den Start. Sie entstand auf Initiative des Kegelclubs Schwazze Kääls und nahm auch den Namen an. Gründer waren junge Schornsteinfeger aus der Domstadt. Im Vorjahr stand eigentlich das jecke Jubiläum mit 66 Jahre an – doch die Pandemie machte den Schwazzen Kääls einen Strich durch die Rechnung. Und so feiern sie einfach in diesem Jahr ihr „66 + 1“-Jubiläum. Dazu gehörte am Freitagabend auch die traditionelle Kostümsitzung im Sartory, zu der Schornsteinfeger aus der ganzen Republik an den Rhein reisen. Den wohl weitesten Weg hatte dabei Thaddäus Mußner, der von Freilassing nahe der Grenze zu Österreich kommt. „Ich bin heute Morgen um 5.30 Uhr losgefahren und war gegen 13 Uhr in Köln“, sagt der Bayer.

Das hatte es so in der langen Geschichte der Kajuja noch nicht gegeben - obwohl die Karnevalisten nicht dem Festkomitee angehören, besuchte sie Präsident Christoph Kuckelkorn am Donnerstag mit einer großen Delegation aus seinem Vorstand bei der ersten Kostümsitzung im Theater am Tanzbrunnen. Grund für die Visite war der erste große Auftritt des neuen Präsidenten der Kajuja, Volker Weininger. Und das Festkomitee hatte eine große Überraschung parat - zunächst wurde der Neue, bekannt auf den Bühnen der Stadt als der Sitzungspräsident, mit einer Kölsch-Challenge von Kuckelkorn feuchtfröhlich vereidigt. Dann bekam er die erste Präsidentenkette der Kajuja überhaupt umgehängt. Diese wurde von den Mitgliedern des Festkomitees spontan entworfen und angefertigt. Dazu gehörten standesgemäß Kronkorken und ein historisches Zapfhahn-Schild.

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