Buch-Tipp Auf den Spuren der Industrialisierung

Leverkusen. · Lesen Ein neuer Leverkusener Freizeitführer von Ellen Lorentz ist gerade im Kölner Bachem-Verlag erschienen. Er bietet zwölf spannende Touren durch die Stadt per Fuß oder mit dem Rad an.

Alte Fabriken und Gründerzeitvillen, ehemalige Arbeiterviertel und denkmalgeschützte Gebäude – Leverkusen weist gerade aus der Zeit der Industrialisierung einen bedeutenden Schatz auf. Firmen, die sich dort angesiedelt haben, beeinflussten die Geschichte der Stadt an Rhein, Dhünn und Wupper auf unterschiedlichste Art und Weise. In Leverkusen entstand eine faszinierende Bandbreite durch die Komibination an einflussreichen Familien, Fabrikanten und großen Unternehmen – diese beeinflussten im Lauf der Jahrzehnte die Geschichte, die Industriekultur und auch die Natur.

Die Idee zum Buch ist beim Erkunden der Stadt entstanden

Einen spannenden Querschnitt davon präsentiert der gerade im Kölner Bachem Verlag erschienene Freizeitführer „Spurensuche in Leverkusen“ von Ellen Lorentz, die 25 Jahre in Köln eine Unternehmensberatung geleitet hat. Nach ihrem Umzug nach Leverkusen erkundete sie mit dem Rad und zu Fuß ihre neue Heimat. Lorentz ist die stellvertretende Vorsitzende des Bergischen Geschichtsvereins in Leverkusen. Dort liegt ihr besonderer Augenmerk auf der Industrie- und Wirtschaftsgeschichte.

Der neue Freizeitführer bietet zwölf Touren zu Fuß und mit dem Rad an, die den besonderen Blick auf die Vielfalt Leverkusens legen, deren Ursprung in der Zeit der Jahrhundertwende um 1900 liegt. Besondere Orientierungspunkte bei den Stadterkundungen sind Industriedenkmäler, alte Siedlungen und die Landschaften, die Leverkusen als Stadt an drei Flüssen prägen.

Touren entlang der Flüsse
und der Bahnlinien

Die Lage direkt am Wasser dominiert die erste Tour, die entlang von Rhein, Wupper und Dhünn führt – den Impulsgebern für die wirtschaftliche Entwicklung Leverkusens. Mit dem Rad geht es über etwa 23 Kilometer von Wiesdorf nach Hitdorf. Start und Ziel sind der Bahnhof Leverkusen-Mitte. Ziel der Rundtour ist der Bergische Hafen in Hitdorf, wo früher Klingen aus Solingen, Textilien und Färbeprodukte aus Wuppertal und dem Leverkusener Raum verladen worden sind. Dort finden sich noch alte Fischer- und Bürgerhäuser. Zu sehen gibt es unterwegs unter anderem den Elefantenbrunnen, die Doktorsburg, den Bürriger Damm, die Rheinauen in Rheindorf und die Schiffsbrücke an der Wuppermündung. Zur Rheinüberquerung dient den Radlern die Fähre in Langel. Passiert wird außerdem der zur Landesgartenschau angelegte Neulandpark und die Wacht am Rhein.

Ebenfalls mit dem Rad geht es auf alten Postkutschenwegen 24 Kilometer von Schlehbusch zum Altenberger Dom. Start und Ziel sind hier der Bahnhof in Schlebusch. Dieser war früher eine Bahnpoststation, die 1873 nach dem Bau der Einsbahnlinie nach Wuppertal in Betrieb genommen wurde. Stationen bzw. Sehenswürdigkeit bei der Tour sind unter anderem das Schloss Morsbroich, die Kapelle Johannes von Nepomuk, der Odenthaler Ortsteil Blecher und natürlich Altenberg mit seinem prächtigen Dom und dem Märchenwald gleich nebenan.

Spannend ist auch der Obstweg von Opladen nach Quettingen, der das Leben der Menschen im Bergischen Land vor 150 Jahren vermitteln soll – der Zeit der Industrialisierung. Etwa zehn Kilometer geht es zu Fuß entlang der Textilmanufakturen und Spinnereien sowie den Anbaugebieten für Obst im Bergischen. Zu sehen gibt es beispielsweise das Naturgut Ophoven und das Freibad im Wiembachtal sowie der Grunder Mühle.

Ausflüge zu stolzen Villen
und zu Kolonien in der Stadt

Wichtig für die Entwicklung der Stadt war auch die Bahn – eine der Touren führt entlang der Bahnlinien auf eine spannende, 28 Kilometer lange, Rundtour für Radler. Von der S-Bahnstadion Chempark geht es zur alten Beamtensiedlung unweit des alten Wiesdorfer Bahnhofs, zur denkmalgeschützten Siedlung Eigenheim, zum Schlebuscher Bahnhof, zum Güterbahnhof Leverkusen-Morsbroich und zur neuen Bahnstadt Opladen, wo früher das Bahnausbesserungswerk seinen Platz hatte. Weiter führt der Weg nach Reuschenberg mit dem interessanten Wildpark, zur Reuschenberger Mühle und zur S-Bahn-Station Küppersteg sowie zum Neuenhof.

Eine weitere Tour führt zu Fuß und mit dem Rad unter dem Motto „Samt und Seide“ rund um Schlebusch. Mit dem Rad geht es zu den alten Industriestandorten in Manfort und Schlebusch, wo „Eisen und Stahl“ zum Beispiel beim Freudenthaler Sensenhammer ein wichtiges Thema waren. Dem Sprengstoff auf die Spur geht eine Tour, die Interessierten in die Stadtteile Manfort, Schlebusch und Küppersteg bringt, wo es unter anderem um die heute noch existierende Firma Dynamit Nobel geht.

Eine Tour trägt den Titel „Türkischrot und die Anfänge der modernen Chemie“ - sie bringt den Wanderer ins Reich der Opladener Färber- und Textilfabrikanten.Von deren Reichtum zeugen heute beispielsweise die Villa Fürstenberg, der Friedenberger Hof und die prächtige Villa Römer sowie die alte Fabrikanlage auf der Schusterinsel. Unter dem Motto „Bayer zieht an den Rhein“ geht es um die Beamtensiedlung, das Bayerwerk und den Carl-Duiberg-Park. Zu entdecken gibt es beispielsweise eine Vorstandsvilla in der Beamtensiedlung, das Bayer-Kreuz, das Bayer-Casino und den Japanischen Garten.

Die neunte Tour bringt die Stadtentdecker unter dem Titel „Wohnen in der Kolonie“ zu den Siedlungen Anna und Julia. Zu sehen gibt es hier die Christuskirche in Wiesdorf und das Kolonie-Museum sowie das Erholungshaus und den Neulandpark. Bei einer weiteren Tour werden die Kolonien Johanna und Eigenheim besucht. Hier geht es beispielsweise zur Doktorsburg, zum Elefanten-Brunnen mit seiner spannenden Geschichte, und zur Villa Bayer. Die letzte Tour widmet sich dem Thema „Leverkusen und der Sport“. Mit dem Rad geht es durch die Heidelandschaft nach Köln-Stammheim. Zu erkunden gibt es dabei die Bayarena, das Schwimmbad Calevornia, den Flugplatz Kurtekotten, den Golfclub und den Stammheimer Schlosspark mit seinem „fliegenden Mops“, der golden in der Sonne glänzt.

Zu jeder der zwölf Touren gibt es eine genaue Beschreibung für Radler und Fußgänger mit Parkmöglichkeiten, der Anfahrt, einem Serviceteil sowie einer hilfreiche Übersichtskarte und den verschiedenen Einkehrmöglichkeiten entlang der Wegstrecke.

Ellen Lorentz: Spurensuche in Leverkusen – zwölf Touren zur Industriegeschichte, Bachem-Verlag, 192 Seiten, 14.95 Euro.

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