Meinung Vorsicht, Männer: Der PSA-Test birgt Gefahren

Meinung · Jeder vierte Mann, bei dem der PSA-Test erhöhte Werte ergab, hatte keinen Prostatakrebs. Für einen medizinischen Test ist das eine sehr schlechte Quote.

 Kommentar Rolf Eckers

Kommentar Rolf Eckers

Foto: Sergej Lepke

Prostatakrebs ist hierzulande weit verbreitet. Mit etwa 14.000 Todesfällen pro Jahr gilt er nach dem Lungenkrebs als zweithäufigste Krebstodesursache bei Männern. Betroffen sind vor allem ältere Männer. Weil der Krebs meist sehr langsam wächst, sterben viele Prostatakrebs-Patienten allerdings nicht an ihrem Krebs, sondern an etwas anderem. Seit 1980er Jahren hat sich die Zahl der jährlich neu entdeckten Prostatakrebsfälle auf etwa 57.000 pro Jahr verdoppelt. Ein Grund dafür ist, dass die Männer im Schnitt länger leben.

Hauptursache für den Anstieg der entdeckten Krebsfälle ist jedoch der damals entwickelte PSA-Test, dessen Verbreitung rasch zugenommen hat. Auf Basis der Blutuntersuchung werden Zehntausende unnötig zu Krebspatienten, die ohne Test nie von ihrem Krebs erfahren hätten und deren Gesundheit durch den Krebs auch nicht beeinträchtigt wird. Viele Männer müssen deshalb mit den Folgen von Operation, Bestrahlung und Hormontherapie leben, obwohl der Krebs gar nicht behandlungsbedürftig war. Wenn 25 von 1000 Patienten dauerhaft impotent bleiben, handelt es sich um eine gravierende Nebenwirkung.

Die Nachteile des PSA-Tests werden durch das jüngste Gutachten des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) klar belegt. Der Schaden übersteigt den Nutzen bei Weitem. Insofern wäre es richtig, wenn der Test auch künftig von den gesetzlichen Krankenkassen nur dann bezahlt wird, wenn ein konkreter Verdacht auf Prostatakrebs vorliegt. Ein solcher Verdacht kann sich zum Beispiel durch die Tastuntersuchung ergeben, die für Männer ab 45 von den Kassen erstattet wird.

Wie fragwürdig der PSA-Test ist, zeigt eine weitere Zahl aus dem Gutachten: Jeder vierte Mann, bei dem die Untersuchung erhöhte Werte ergab, hatte keinen Prostatakrebs. Für einen medizinischen Test ist das eine sehr schlechte Quote. Ein Viertel der Männer wird also mit einer Krebsdiagnose verunsichert, die sich später als falsch herausstellt. Dass die Deutsche Gesellschaft für Urologie den Test dennoch ohne Krebsverdacht empfiehlt und trotz des Gutachtens daran festhalten will, ist höchst bedenklich. Offensichtlich orientiert sich die Untersuchung nicht am nachgewiesenen medizinischen Nutzen, sondern an den Umsatzinteressen der beteiligten Ärzte.

Die Urologen sollten sich ein Beispiel an der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin nehmen, die ihren Mitgliedern mit Blick auf Früherkennung, Diagnose und Therapie des Prostatakrebses empfiehlt, dass in der Hausarztpraxis Männer nicht auf den PSA-Test angesprochen werden sollten. Wirklich vorbildlich.

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