Krebsvorsorge für Männer Mehr Schaden als Nutzen bei PSA-Krebstest

Düsseldorf · Ein Gutachten rät von der Blutuntersuchung zur Früherkennung von Prostatakrebs ab - oft kommt es danach zu Übertherapien. Obwohl gar kein behandlungsbedürftiger Prostatakrebs vorliege, seien anschließend 25 von 1000 Männern dauerhaft impotent.

 Ein Gutachten warnt davor, den PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs ohne konkreten Verdacht bei allen Männern als Kassenleistung durchzuführen.

Ein Gutachten warnt davor, den PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs ohne konkreten Verdacht bei allen Männern als Kassenleistung durchzuführen.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) will verhindern, dass der PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs demnächst von der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) bezahlt wird. Grund: Der Nutzen dieser Untersuchung wiege den möglichen Schaden bei Weitem nicht auf. Durch den Bluttest komme es bei den betroffenen Männern oft zu Überdiagnosen und einer Übertherapie.

Obwohl gar kein behandlungsbedürftiger Prostatakrebs vorliege, seien anschließend 25 von 1000 Männern dauerhaft impotent, 3 von 1000 Patienten dauerhaft inkontinent. Die Gesamtsterblichkeit verändere sich durch den Test dagegen nicht. „Männern ohne Verdacht auf Prostatakrebs sollte deshalb gegenwärtig innerhalb der GKV kein organisiertes Prostatakarzinom-Screening mittels PSA-Test angeboten werden“, lautet das Fazit von IQWiG-Leiter Jürgen Windeler.

Deutsche Gesellschaft für Urologie zweifelt Gutachten an

Der Auftrag zu dem Gutachten kommt vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA). Dieses Gremium aus Kassen und Ärzten entscheidet darüber, ob der PSA-Test von den Kassen bezahlt werden soll. Ausgewertet wurden zahlreichen Studien, an denen mehr als 400.000 Männer zwischen 55 und 70 Jahren teilgenommen haben. Mit seiner Kritik am PSA-Test steht das IQWiG nicht allein: Weltweit sprechen sich nahezu alle nationalen Gesundheitsbehörden gegen den Bluttest als Regelleistung aus.

Trotz dieser Skepsis hält die Deutsche Gesellschaft für Urologie an der Empfehlung fest, zur Früherkennung von Prostatakrebs bei Männern eine Tastuntersuchung mit PSA-Test anzubieten. „Die vom IQWiG präsentierten Ergebnisse und die daraus gezogenen Schlussfolgerungen (...) werden von der Datenlage nicht unterstützt“, heißt es in einer Stellungnahme der Gesellschaft. Wie die Augeninnendruckmessung zur Glaukom-Früherkennung gehört der PSA-Test zu jenen Leistungen, die die Patienten besonders oft selbst bezahlen.

Das Prostata-Spezifische Antigen (PSA) ist ein Eiweiß-Molekül, das oft von Krebszellen produziert wird und deshalb als Tumormarker gilt. Die Messung von PSA ist aber unspezifisch, der Wert steigt manchmal auch nach Radtouren, Entzündungen oder Sex an. Weil die Aussagekraft so gering ist, wird die Untersuchung von den Kassen nicht erstattet.

„Für Männer stellt allein die Diagnose einer potenziell tödlichen Erkrankung einen Schaden dar“, stellt das IQWiG fest. Schließlich hätten sie in vielen Fällen keinen Tumor. Oder der Krebs wachse so langsam und sei so harmlos, dass er keiner Behandlung bedürfe. Der Anteil der Patienten, bei denen der PSA-Test erhöhte Werte zeigt, aber kein Prostatakrebs bestätigt wird, liegt laut IQWiG zwischen 22 und 26 Prozent.

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