Ski Nordisch/Langlauf-Bundestrainer Jochen Behle: „Ich brauche keinen Vertrag“

Langlauf-Bundestrainer Jochen Behle über die Vorbereitungen auf Olympia, deutsche Chancen und seine Zukunft.

Neuss/Düsseldorf. Jochen Behle ist im Stress. Gerade hat er vor den Olympischen Spielen in Vancouver vor Ort Vorbereitungen getroffen, am Donnerstag präsentierte er in der Neusser Skihalle die Vorbereitungen auf den Ski-Weltcup am Düsseldorfer Rheinufer. Es ist Olympia-Winter. Vom 12. bis zum 28. Februar finden die Spiele in Vancouver statt. Behle ist atemlos. Es gibt viel zu tun.

Herr Behle, Düsseldorf wirbt auf dem Plakat zum Ski-Weltcup vom 4. bis zum 6. Dezember am Rheinufer mit dem legendären Spruch des TV-Reporters Bruno Moravetz: "Wo ist Behle?" Können Sie den noch hören?

Jochen Behle: Ich verbinde nichts Negatives damit, habe mich mittlerweile daran gewöhnt. Sie können mir glauben: Ich höre den das ein oder andere Mal im Jahr.

Wo sind Sie bei diesem Rennen in Lake Placid als 20-Jähriger eigentlich gelandet?

Behle: Ich glaube, ich war Zwölfter, hatte zwischenzeitlich aber geführt. Ich war jung, man kannte mich noch nicht, ich war vorher nicht im TV zu sehen. Der zwölfte Platz war im Nachhinein ganz gut für mich, weil mir dieser legendäre Spruch mehr eingebracht hat, als es ein Sieg damals hätte leisten können.

Wie groß ist für Sie der Stress in diesem Olympia-Winter?

Behle: Der olympische Wettkampf ist von der Organisation der komplizierteste überhaupt, weil der Aufwand mit einem normalen Weltcup gar nicht zu vergleichen ist. Was da alles vorbereitet werden muss. Auch das ist mein Job. Ich komme gerade aus Vancouver zurück, war fünf Tage da, wir haben alles gecheckt und die Wettkampfstätten unter die Lupe genommen. Da wird es zwar olympische Dörfer geben, aber nach heutigem Stand reicht der Platz nie aus. Der deutsche Ski-Verband hat noch vier eigene Häuser für die Athleten und den ganzen Tross angemietet. Wir nehmen eine Schleifmaschine mit, dafür einen Starkstrom-Generator, auch einen Koch.

Wie fällt der Schneevergleich zwischen Düsseldorf und Vancouver aus?

Behle: Im Moment liegt hier in der Skihalle Neuss auf jeden Fall mehr Schnee. Und wir wären froh, wenn in Whistler (dort finden die olympischen Langlauf-Wettkämpfe statt, Anm. d. Red.) die Qualität des Schnees so gut wäre. Das ist aber sehr viel schwieriger dort, weil das Wetter dort von einer auf die andere Minute umschlagen kann.

Wie sehen die Ziele für Vancouver aus?

Behle: Natürlich wollen wir um die Medaillen mitlaufen. Und dafür stehen die Chancen natürlich vor allem in den Teamwettbewerben ganz gut. Axel Teichmann, Tobias Angerer und René Sommerfeldt sind an guten Tagen in der Lage, vorne mitzulaufen. Und bei den Frauen sind wir mit Evi Sachenbacher-Stehle, Claudia Nystad und Steffi Böhler zwar nicht in der Breite, aber in der Qualität gut aufgestellt.

Im vergangenen Winter gab es Querelen mit dem Damen-Trainer Ismo Hämäläinen. Er ist zurückgetreten, jetzt ist Janko Neuber der neue Mann. Was versprechen Sie sich von ihm?

Behle: Die Ergebnisse haben im Damenbereich nicht mehr gestimmt, letztlich ist alles eine Frage der Leistung. Ich halte sehr viel von Neuber, er kann das Ruder herumreißen. Die ersten Ansätze sind vielversprechend.

Sie selbst sind seit 2002 Bundestrainer der Langläufer. Wir lange wollen Sie den Job noch machen?

Behle: Ich habe keinen Vertrag mit dem DSV, bislang habe ich mich immer auf Absprachen verlassen. Verträge sind auch nicht mein Ding, das brauche ich nicht, die sind ohnehin schnell kündbar. Mir geht es darum zu sehen, ob ich noch etwas bewegen kann. Wir haben mündlich schon eine Zusammenarbeit bis 2014 angedacht, aber wenn man sieht, dass es mal nicht mehr klappt, dann kann ich auch gehen.

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