WSV: Altlasten und die dauernde Unsicherheit

Auch bei einer Rückkehr von Friedhelm Runge blieben dem WSV die alten Probleme.

Wuppertal. Quo vadis — wohin gehst Du — WSV? Die Frage muss man angesichts des aktuellen Chaos’ wohl mit „über kurz oder lang in den Abgrund“ beantworten. „Ich will hier etwas aufbauen“, sagt Tobias Gebert in seiner Doppelrolle als Manager und Vorstand. Ex-Präsident Friedhelm Runge kann sich vorstellen, Geberts Konzept, das er bisher als einziger im Detail kennt, zu unterstützen. Dieter Mühlhoff vom Restrukturierungsteam würzte seine Vorstellung von einem Neuaufbau mit der Zielvorstellung: „Innerhalb der nächsten fünf Jahre wollen wir den WSV in die 2. Bundesliga führen“ und dem Bekenntnis, man verstehe sich nicht als Opposition zu Runge.

Der lässt den Verein zappeln, will sich öffentlich noch nicht festlegen, ob er das Gebert-Konzept unterstützt. „Dazu fehlen noch einige Rahmenbedingungen. Ich warte immer noch darauf, dass Leute, die gesagt haben, der Runge muss weg, nach vorne kommen und selbst etwas vorlegen“, sagte der Ex-Präsident der WZ. „Wenn die nicht kommen, dann gibt es sie nicht, und sie sollen den aktuellen Vorstand in Ruhe arbeiten lassen“, so Runge. Sein Einfluss scheint trotz Rücktritts so groß wie zuvor.

Klar ist, dass das Altlastenproblem bei einer weiteren Unterstützung durch ihn immer größer würde und in Wuppertal kaum weitere Unterstützer für den WSV zu finden wären. Auf den Darlehensstand von 2,35 Millionen Euro bei Runge, die auf der Jahreshauptversammlung im Herbst vom damaligen 2. Vorsitzenden Lothar Stücker erstmals öffentlich genannt wurden, sind weitere Beträge aufgesattelt (eine 500 000 Euro-Lücke war damals schon absehbar) und würden es wohl weiter, sollte Runge nun auch für den Rest der Saison zahlen. Rund 100 000 Euro pro Monat wären das wohl, plus der Zahlungen an die Verwaltungsberufsgenossenschaft, die Mitte April anstehen. Das sollen rund 250 000 Euro für 2012 und einen Rest aus 2011 sein. Die neue Saison würde dann vermutlich wieder mit gut 200 000 Euro zu Buche schlagen.

Als weitere Hypothek für die neue Saison bleiben laufende Verträge, die nach WZ-Informationen allein für die acht Spieler, die noch Vertrag haben, rund 400 000 Euro betragen. Völlig ungeklärt ist auch noch die Altlast aus den laufenden Verträgen und Verfahren mit dem Vermarkter Banf. Runge hat zwar erklärt, alle aus den Verfahren resultierenden Lasten zu begleichen, doch als Schuldner steht zunächst der WSV in den Büchern. Für die Saison 2009/10 sind das laut Landgerichtsentscheid 243 000 Euro, über die Folgejahre wird in Kürze vor dem Landgericht Wuppertal verhandelt. Würde Runge die Beträge wieder über Darlehen begleichen, wäre man schnell bei einem Gesamtstand von vier Millionen Euro.

Das würde eine Sanierung über eine Insolvenz mit genehmigtem Insolvenzplan, die viele als letzte Lösung sehen, immer unwahrscheinlicher zu machen. Die nun per 105 Unterschriften beantragte außerordentliche Mitgliederversammlung (Einschreiben war am Donnerstag noch nicht beim WSV) ist mit der Hoffnung verbunden, den Kurs in Richtung „echter Neubeginn“ zu ändern. Dazu müsste dann ein Kreis gehören, der personell wie konzeptionell Alternativen aufzeigt. Ein solcher formiert sich nach WZ-Informationen. gh

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