Champions League: Schalke 04 und der großartige Außenseiter

Die Mannschaft von Trondheim absolviert den 69. Auftritt in der Beletage des Fußballs.

Trondheim. Eines lässt sich über Rosenborg Trondheim sicher sagen: Franz Beckenbauer gehört nicht zu den glühendsten Anhängern des 20-fachen norwegischen Meisters. 1996, als das Team aus Trondheim das Kunststück fertig brachte und im sechsten Spiel der Champions League mit 2:1 im San Siro gegen den AC Mailand gewann und sich damit für die nächste Runde qualifizierte, hatte Beckenbauer kein Verständnis mehr für den Außenseiter und ließ seinem Ärger freien Lauf. "Mannschaften wie Rosenborg gehören nicht in die Champions League", meckerte er damals. Aber wie so oft bei Franz Beckenbauer haben sich auch in diesem Fall die Wogen wieder geglättet, auch wenn Rosenborg gar keinen Gedanken daran verschwendete, dem Deutschen auch nur annähernd diesen Gefallen zu tun und auf weitere Teilnahmen zu verzichten. Wenn die Norweger heute im zweiten Spiel der Gruppe B auf den Schalke 04 im Lerkendal-Stadion treffen, dann ist das bereits ihr 69. Spiel in der Königsklasse, während die Schalker dann gerade erst das 14. Mal auf europäischer Ebene antreten.

Trondheim hielt lange Zeit den Teilnahmerekord der Königsklasse

Die Mannschaft von Trainer Kjartan Torum hielt lange Zeit sogar den Teilnahmerekord in diesem Wettbewerb. Von 1995 bis 2002 qualifizierten sie sich achtmal in Folge. Eine Spitzenleistung, die bis 2004 hielt, ehe Manchester United seine neunte Teilnahme in Folge schaffte. Nicht zuletzt das Unentschieden im Auftaktspiel an der Stamford Bridge beim FC Chelsea, das dafür sorgte, dass Jose Mourinho nicht mehr Trainer beim englischen Top-Klub ist, zeigte vor allem die kämpferischen Möglichkeiten der Rosenborger. Bei dem Klub, der am Polarkreis liegt und bei dem die Spieler ihre Schuhe noch selber putzen und keine Millionäre sind, ist Rune Bratseth Sportdirektor. Der mittlerweile 46-jährige ehemalige Spieler von Werder Bremen, der 230 Bundesligaspiele von 1986 bis 1995 für die Hanseaten bestritt, wollte ursprünglich maximal fünf Jahre im Amt bleiben, als er dort 1995 die Verantwortung übernahm. "Die Dinge laufen gut bei Rosenborg, und ich kann tun, was ich möchte, um den Erfolg des Teams sicherzustellen", sagt Bratseth über seine Aufgabe. Dazu gehört auch, sich möglichst aus der Öffentlichkeit herauszuhalten. Pressearbeit ist seine Sache nicht. Weil ihm dies im beschaulichen Trondheim schon zu viel wurde, wollte er zwischenzeitlich sogar sein Amt niederlegen. Doch letztlich überlegte er es sich doch noch einmal. Das war sicher eine gute Entscheidung, für die Stadt Trondheim und Norwegens Fußball. "Wir alle in diesem Klub sind schlechte Verlierer und wollen immer gewinnen", sagt Bratseth. Franz Beckenbauer hat dies bereits erfahren müssen. Die Schalker sollten gewarnt sein.

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