Doping: Sportmediziner kämpfen um ihren Ruf

Schwarze Schafe haben die deutschen Sportärzte in die Schieflage geraten lassen.

Köln. Thomas Bach scheute die klaren Worte nicht. Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) forderte die Sportmediziner in Köln auf, ihr Wissen nicht zur Unterstützung des Dopings im Sport zu missbrauchen, weil sie damit "die Basis ihrer eigenen Tätigkeit mit Füßen treten". Beim 40. Sportärztekongress in Köln wurde Bach sehr deutlich: "Wir mussten auf internationaler und nationaler Ebene feststellen, dass Ärzte Doping mit erschreckenden, abstoßenden und mafiösen Methoden geradezu orchestrieren. Doping ist aber weder mit dem Arztberuf noch mit dem Sport vereinbar."

Die Sportmediziner beeilten sich im Schatten des Domes zu versichern, dass Doping mit ihnen nicht machbar sei. Obwohl die Freiburger Kollegen Andreas Schmid und Lothar Heinrich Mitglieder in der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) waren. "Wir haben nur die Möglichkeit, Mitglieder auszuschließen", sagt DGSP-Präsident Professor Herbert Löllgen aus Remscheid. "Mehr können wir nicht tun." Schmid und Heinrich hatten zugegeben, Radprofis des Team Telekom in den 90er Jahren mit Erythropoietin (Epo) versorgt zu haben und waren daraufhin von der Universität Freiburg entlassen worden.

Die aktuelle Dopingdiskussion und "die schwarzen Schafe unter den Sportärzten haben unseren Stand in eine Schieflage gebracht" gab Professor Hans-Georg Predel, Leiter des Instituts für Kreislaufforschung und Sportmedizin der Deutschen Sporthochschule Köln, zu. Studien zum Testosteron-Doping, die im Freiburger Institut für Sportmedizin entstanden sind, oder die Radsport-Ärzte, die Dopingmittel verteilten und injizierten, hätten einen ganzen Berufszweig in Verruf gebracht. "Wir gehen offen damit um", sagt Predel, "wir verschweigen nichts." Seit zwei Monaten müssen Sportmediziner eine Ehrenerklärung gegen Doping unterschreiben.

Aber auch unter den Sportmedizinern in Köln kursierte das derzeit erfolgreichste Buch der Szene. "Anabole Steroide - das schwarze Buch 2007" ist ein 1,9 Kilogramm schweres Nachschlagewerk aus der Schattenwelt des Sports. Verfügbarkeit und Nebenwirkungen von 88 Substanzen sind dort aufgelistet, geballtes Wissen über Anabolika, erschienen im niederländischen BMS-Verlag. Das Buch verkaufe sich sehr gut, berichtet der Spiegel. "D. Sinner" heißt der Autor, wie er genau heißt, wollte er auch dem Hamburger Nachrichtenmagazin nicht sagen, nur soviel: Er sei nicht "pro Anabolika, sondern pro Wahrheit". Der Kampf der Sportmediziner wird nicht einfacher. Löllgen im Gespräch mit unserer Zeitung: "Epo, Wachstumshormone und Anabolika haben in den Händen von Sportmedizinern nichts zu suchen." Fast schon tröstlich, dass der spanische Kollege Eufemiano Fuentes, einer der weltweit bekanntesten und verrufensten Doping-Experten, kein Sportmediziner sondern Gynäkologe ist.

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