Gemeinschaftsschule Gartenstadt: Ehemalige per Internet ausfindig gemacht

Schüler treffen sich nach 50 Jahren wieder.

Krefeld. „Meine ehemaligen Klassenkameraden habe ich über Internetportale wie Stayfriends, Wer kennt Wen oder Facebook ausfindig gemacht“, sagt Gisela Boermann zufrieden. Sie ist die Initiatorin des Klassentreffens der ehemaligen (Flughafen-) Gemeinschaftsschule Gartenstadt, das am Samstag, 50 Jahre nach dem Abschluss, im Haus Ritte stattfand.

„Teilweise habe ich auch einfach unter den Telefonnummern der ehemaligen Wohnhäuser angerufen und mich erkundigt, ob die jetzigen Bewohner die gesuchte Person kennen.“ 22 Personen sind zum Wiedersehen gekommen, Boermann hat zwar 36 Leute erreicht, aber davon leben viele zu weit weg von der alten Heimat in Gartenstadt. Eine Schulkameradin hat bis vor kurzem auf den Bermudas gelebt und ist jetzt mit ihrem Mann nach Irland gezogen.

Nach dem Volksschulabschluss mussten die meisten Schüler mit 14 Jahren sofort anfangen zu arbeiten. Entweder zu Hause oder in der Fabrik. Manchmal ermöglichten ihnen auch ihre Eltern eine Lehre.

Die damalige Gemeinschaftsschule war etwas Besonderes: Katholische, evangelische und jüdische Schüler wurden zusammen unterrichtet. „Auf dem Schulhof gab es trotzdem eine imaginäre Linie, die die evangelischen Schüler nicht übertreten durften“, sagt Irmgard Sorgalla. Neben ihr sitzt ihre Schwester Rosemarie Kornblum, die zustimmend nickt. Alte Zeugnisse, Schulhefte und Klassenfotos sind vor ihr ausgebreitet. „Trotzdem sind wir sehr gerne in die Schule gegangen, zu Hause zu bleiben war eine Strafe. Da musste man immer arbeiten.“

Die Ehemaligen tauschen ihre Geschichten aus und schwelgen in Erinnerungen über die damalige Zeit. „Wir haben in Fächern wie Kochen, Handarbeit oder Raumlehre viel gelernt. Aber Geschichte und Geografie wurden uns, aus der heutigen Sicht betrachtet, mangelhaft vermittelt. Die deutsche Geschichte hörte ab dem Jahr 1939 auf“, sagt Marita Karau. Rosemarie Kornblum deutet in einem Geschichtsbuch von 1960 auf eine Deutschlandkarte. Ostpreußen und Schlesien sind wie selbstverständlich als deutsches Staatsgebiet gekennzeichnet. „Trotzdem war unser Lehrer sehr fortschrittlich. Gruppenarbeiten wurden bei uns großgeschrieben. Der Beginn des Teamworks“, sagt Sorgalla lachend. Dann betritt ein älterer Herr den Raum. Alle Blicke richten sich auf ihn. „Hallo, ich bin’s, Hans — erkennt ihr mich wieder?“

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