Comedian Harmonists faszinieren

Die „Comedian Harmonists“ begeistern die Zuschauer. Die Geschichte des Ensembles ist eng mit ihrem eigenen Sound verbunden.

Krefeld. Vor 80 Jahren begeisterte in Deutschland ein elegant gekleidetes Männersextett mit flotten Schlagern das Publikum. Obwohl ihre Karriere durch den Nationalsozialismus frühzeitig beendet wurde, haben die "Comedian Harmonists" bis heute nichts von ihrer Faszination verloren.

Das wurdet auch in der umjubelten Premiere im Theater Krefeld deutlich. Das 1997 entstandene Theaterstück von Gottfried Greiffenhagen und Franz Wittenbrink schildert die Gründung und Karriere der sechs Künstler, von denen drei jüdischer Herkunft waren.

Als diese in Deutschland mit Auftrittsverbot belegt werden, trennt sich die Gruppe. Diese tragische Geschichte bildet den roten Faden durch das Stück, in dessen Mittelpunkt die bis heute populären Songs stehen.

Kurze Dialogszenen beleuchten auch den inneren Zusammenhalt der Gruppe. So scheitern die Künstler nicht allein an den Zeitumständen, sondern auch daran, dass sie sich nicht auf eine gemeinsame Emigration nach Amerika einigen können.

Regisseur Reinhardt Friese verbindet überaus gelungenen die ernsten und heiteren Elemente des Stück. In einem trichterförmigen Raum (Ausstattung Annette Mahlendorf) lässt er zu Beginn die sechs Darsteller in Koffern stöbern.

Sie finden T-Shirts, auf denen die Vornamen der historischen Sänger stehen. Die Hälfte der Hemden ist weiß, die andere schwarz, die Zweiteilung der Gruppe wird so von Anfang an deutlich. Sie streifen die Hemden über und das Spiel kann beginnen.

Man erlebt, wie Harry Frommermann (Christoph Erpenbeck) über eine Zeitungsannonce Robert Biberti (Hayk Dèinyan) kennenlernt und zur Gründung eines Männer-Gesangsensembles nach amerikanischem Vorbild der Revelers gewinnt. Mit Ari Leschnikoff (Frank Valentin), Roman Cykowski (Markus Heinrich) und Erich Abraham-Collin (Tobias Scharfenberger) kommen drei weitere hervorragende Sänger hinzu, der Pianist Erwin Bootz (Philip van Buren) übernimmt die Begleitung.

Die Zeit der mühsamen Proben wird kurzweilig abgehandelt, denn bereits da erklingen populäre Lieder wie "Liebling, mein Herz lässt dich grüßen". Wenn das Sextett das erste Mal im Frack erscheint und "Mein kleiner grüner Kaktus" zum Besten gibt, springt der Funke ins Publikum so richtig über.

Immer wieder flirten die Darsteller mit dem Publikum, witzige choreografische Einfälle lockern die Songs auf. Was die fünf Opernsänger, die von ihrem Pianisten kongenial begleitet werden, gesanglich bieten, ist vom Feinsten.

Ohne die Vorbilder zu kopieren, entwickeln sie einen eigenen Sound, der den speziellen Charakter der Songs zur vollen Entfaltung bringt. Ob es der ulkige "Onkel Bumba aus Kalumba" oder das melancholische "Irgendwo auf der Welt" ist, in der Interpretation dieses Ensembles wird jedes Lied zum Ohrenschmaus.

So kann das Premierenpublikum gar nicht genug davon bekommen und erst nach fünf Zugaben ist der Abend mit Kultcharakter beendet.

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