Schüler als Stadtplaner: Von Investoren-City bis bürgernah

Realschüler haben Pläne für den neuen Kö-Bogen entworfen: Autos werden verbannt, Hochhäuser sind sehr beliebt.

Düsseldorf. Wenn die Stadtplanung jungen Leuten überlassen wäre, sähe Düsseldorf wahrscheinlich deutlich anders aus. An der Georg-Schulhoff-Realschule hat sich ein Kurs am Großprojekt Kö-Bogen versucht. Bei den Entwürfen ist eine kuriose Mischung herausgekommen: Vieles läuft der herrschenden Politik entgegen, in manchen Punkten gibt es aber auch überraschende Übereinstimmungen.

Normalerweise geht es in der zehnten Klasse beim Wahlpflichtfach Technik eher handgreiflich zu: Metallbearbeitung, Material- oder Werkzeugkunde stehen auf dem Lehrplan - erste Vorbereitung auf eine eventuelle spätere Ausbildung im technischen Bereich. In der derzeitigen Zehnten von Lehrer Wolfgang Simons sind 17 Jungs - und kein einziges Mädchen.

Auf den Kö-Bogen kam Simons bei der Suche nach einem Projektthema. Für die Bebauung am nördlichen Ende der Kö gibt es bereits einen fertigen Entwurf, darüber hinaus ist vieles noch offen, etwa die Verkehrsplanung und Zukunft des Tausendfüßlers. Simons legte den Schülern Artikel aus der WZ und Entwurfsansichten vor und fragte: "Würdet ihr das auch so machen?" Die erste Reaktion: "Warum baut man da kein Schwimmbad?"

Das Interesse war geweckt. Über Wochen erstellten die Schüler dann in Arbeitsgruppen einen Grundriss des Plangebiets, überlegten sich, was sie dort bauen und wie sie den Verkehr regeln würden. Schließlich bauten sie ihre Pläne in Modellen nach.

Eins ist allen vier Entwürfen gemein: Der Tausendfüßler kommt nicht vor ("zu hässlich"), der Autoverkehr verschwindet im Wesentlichen unter der Erde. "Die Straßenbahn fährt aber oberirdisch", erläutert Daniel den Entwurf seiner Gruppe: "Die ist nicht so laut wie die ganzen Autos." Seine Gruppe lässt durch zwei runde Löcher, die mit Plexiglaskegeln überdacht sind, Tageslicht in den Autotunnel fallen.

Viele Gebäude wirken futuristisch - und groß. "Das sieht hier aus wie New York", sagt zum Beispiel Patrick. In den Vorstellungen seiner Gruppe ragt ein 250 Meter hoher Turm aus Düsseldorfs Innenstadt in den Himmel. Hotel, Büros und Luxuswohnungen wollen die Schüler darin unterbringen. "Düsseldorf hat zu wenige richtige Hochhäuser", schreibt eine andere Gruppe.

In vielen anderen Punkten sind die Modelle aber bürgernäher. Die jungen Leute haben bewusst Plätze gestaltet, die vom Verkehr geschützt sind. Da wurden von Glas überdachte Flächen für Außengastronomie geschaffen oder ein zentraler Platz, der von vier gerundeten Gebäuden umfasst wird.

Daneben soll es Kinos geben, eher klein statt Multiplex. Außerdem planen die jungen Leute Sportstätten ein, vor allem ein Schwimmbad vermissen sie in der Stadtmitte: "Ein einfaches, kein Spaßbad." Eine Gruppe hat am See im Hofgarten einen Sandstrand aufgeschüttet.

Über die Finanzierung mussten sich die Schüler bei ihren Planungen keine Gedanken machen. Aber vielleicht kommt das später einmal. Bei Darwin zum Beispiel hat die Projektarbeit neue Interessen geweckt: "Nicht ein einzelnes Haus zu entwerfen, sondern den Zusammenhang mit der Umgebung, das fand ich interessant."

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