Alarm: Zecken sind wieder aktiv

Die kleinen Blutsauger sind nach dem harten Winter „ausgehungert“. Sie können Krankheiten übertragen.

Leipzig. Mit dem Frühling treten auch die Zecken wieder in Aktion. Schon bei Temperaturen ab etwa acht Grad Celsius kommen die kleinen Blutsauger aus ihrem Winterschlaf und lauern auf Gräsern und Büschen.

Damit steigt auch für Spaziergänger und spielende Kinder die Gefahr von Zeckenbissen. Die Tiere können gefährliche Infektionskrankheiten übertragen - wer einige Vorsichtsmaßnahmen beherzigt, kann sich davor weitgehend schützen.

Der harte Winter hat den Zecken nichts anhaben können, wie Jochen Süss vom Nationalen Referenzlabor für durch Zecken übertragene Krankheiten in Jena berichtet. Vielmehr seien sie nach dem langen Winter nun regelrecht "ausgehungert" und daher besonders aktiv.

Die Tiere lauern in Wäldern und Parks, aber auch im heimischen Garten auf Gräsern, Farnen oder Sträuchern. Von dort aus gelangen sie zu vorbeilaufenden Tieren oder Menschen und beißen sich an weichen Hautpartien fest. Mit Hilfe ihres mit Widerhaken versehenen, stachelartigen Mundwerkzeugs bohren sie sich in die Haut, um Blut zu saugen.

Dabei kann es zur Übertragung gefährlicher Krankheitserreger kommen. Zecken können den Erreger der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen, einer keineswegs nur im Frühsommer vorkommenden virusbedingten Hirnhaut- oder Gehirnentzündung. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) erkrankten 2008 daran 287 Menschen.

Gegen FSME schützt eine Vorsorgeimpfung, die alle drei bis fünf Jahre aufzufrischen ist. Sie wird denjenigen empfohlen, die sich in den FSME-Risikogebieten aufhalten - und sei es nur im Urlaub. Dazu zählen weite Teile Baden-Württembergs und Bayerns sowie einzelne Landkreise in Thüringen, Hessen und Rheinland-Pfalz.

Auch vor Reisen ins Ausland kann eine FSME-Impfung ratsam sein. Denn etwa die Hälfte aller FSME-Erkrankungen nehme einen schweren Verlauf, warnt Reinhard Kaiser von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). In welchen Regionen ein Infektionsrisiko besteht, lässt sich unter www.zecken.de erfahren.

Gegen die von Bakterien verursachte Lyme-Borreliose, die Nervensysteme und Gelenke schädigen kann und an der jedes Jahr schätzungsweise 60.000 Menschen in Deutschland neu erkranken, gibt es hingegen nur ein hundertprozentig sicheres Mittel: die Vermeidung von Zeckenstichen. Treten binnen vier Wochen grippeähnliche Symptome, Fieber, Lymphknotenschwellungen oder die sogenannte Wanderröte auf, sollte sicherheitshalber ein Arzt aufgesucht werden.

Denn bei der Borreliose, von der deutschlandweit bis zu 35 Prozent der Zecken befallen sind, drohen sonst noch nach Jahren Spätfolgen. Um sich von vornherein gegen Zecken zu schützen, sollten Spaziergänger in Wald, Feld und Wiese lange Kleidung und feste Schuhe tragen. Wer einen Ausflug ins Freie unternommen hat, sollte anschließend seinen Körper gründlich nach Zecken absuchen. Die Tiere beißen sich vor allem an dünnen Hautstellen fest, etwa in den Kniekehlen, am Haaransatz oder unter den Armen.

Bei Kindern sitzen Zecken häufig am Kopf oder Hals. Hat sich eine Zecke in der Haut festgebohrt, sollte sie möglichst schnell, am besten mit einer Pinzette oder einer Zeckenzange herausgedreht und die Bissstelle desinfiziert werden. Aber Vorsicht: Das Tier nicht quetschen oder mit Öl oder Chemikalien abtöten. Denn im Todeskampf entleert sie ihren Mageninhalt in die Haut, dadurch steigt die Infektionsgefahr.

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