Trassentour Trassentour wird im Herbst nachgeholt

Mirke/Barmen. · Die Veranstaltung am Wochenende fiel der Hitze zum Opfer.

 Stephan Stracke will die Radtour zu den vergessenen Orten im September nachholen.

Stephan Stracke will die Radtour zu den vergessenen Orten im September nachholen.

Foto: Fries, Stefan (fri)/Fries, Stefan (fr)

Die weit über 30 Grad liegenden Temperaturen und das vor Hitze flirrende Betonband der Nordbahntrasse hatte eine Handvoll geschichtsinteressierter Wuppertaler nicht davon abgehalten, an der geplanten Trassentour „Vergessene Orte der NS-Zeit“ teilnehmen zu wollen. Doch die damit verbundenen Strapazen hatten den Historiker Stephan Stracke vom  einladenden Regionalbüro „Arbeit und Leben Berg-Mark“ dazu bewogen, das Seminar am Vorabend per Internet abzusagen. Wovon die fünf Damen und Herren zu Rad allerdings nichts wussten und erst aus Strackes Mund erfuhren.

„Bei den derzeitigen Temperaturen wäre so eine Radtour nicht zu verantworten“, sagte Stracke am Treffpunkt Mirker Bahnhof, der dort  auch darauf hinwies, dass gerade die letzte Etappe von der KZ-Gedenkstätte Kemna hinauf zur Siedlung Sondern in Beyenburg mit ihrem langen Anstieg schon „Tour de France“-Dimensionen habe. „Wir wollten nicht in die Verlegenheit kommen, erste Hilfe leisten zu müssen.“

Aus der Gewerkschaftszentrale wurde eine SA-Kaserne

Unter anderem sollte die Reise per Rad in Richtung Osten zum Bahnhof Heubruch gehen, mit Blick auf die Konsumgenossenschaft „Vorwärts“ oben auf dem Sedansberg, wo täglich bis zu 50 000 Brote gebacken wurden. 1933 wurde aus der Gewerkschaftszentrale eine SA-Kaserne, von wo der Terror gegen politische Gegner geplant und organisiert wurde.

„Vom Wichlinghauser Markt aus wollten wir zum alten Straßenbahndepot in Heckinghausen, wo sich ebenso wie in der alten Firma Bemberg in Laaken Widerstandsgruppen gegen das Nazi-Regime gegründet haben“, erzählte Stephan Stracke.

Natürlich sollte auch an der KZ-Gedenkstätte Kemna Halt gemacht werden. Wuppertal war Heimstätte des ersten deutschen Konzentrationslagers. Die  Putzwolle-Fabrik, deren Gebäude auch heute noch dort steht, war von Juli 1933 bis Januar 1934 eine Stätte des Grauens, in der den Nazis missliebige Mitbürger geschunden und gequält wurden. Zu den wenigen sinnvollen Tätigkeiten, die die Häftlinge dort verrichten mussten, gehörte übrigens auch die Anlage des kleinen einstigen Fußballplatzes des ehemaligen Vereins Grün-Weiss Blombacherbach, wie Stracke berichtete.

Die Siedlung Sondern hoch über Beyenburg, von wo die Widerstandsfamilie Kuhbier Sammlungen zugunsten inhaftierter Nazi-Gegner organisierte, sollte den Abschluss der Reise in das düsterste Kapitel Wuppertaler Geschichte bilden.

„Ich habe schon verschiedene der vergessenen Stätten zu Fuß und per Rad besucht und war gespannt auf diese Tour“, so Viktor Ostrouchow, der ebenso wie Martin Erhard begierig war, Neues aus der Vergangenheit aus kompetentem Munde zu erfahren. „Wir werden diese Tour Ende September nachholen und planen für September 2020 eine weitere“, versprach Stephan Stracke.

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