Fahrschulen Der Lockdown bremst die Fahrschüler aus

Barmen. · Auch für Fahrschulen ist der Aufwand durch Hygienemaßnahmen nach Fahrstunden deutlich erhöht. Dabei dürfen derzeit gar nicht alle Schüler unterrichtet werden.

 Ralf Birnbaum (links) und Gabriel Mamaj dürfen derzeit nur eingeschränkt mit Fahrschülern arbeiten.

Ralf Birnbaum (links) und Gabriel Mamaj dürfen derzeit nur eingeschränkt mit Fahrschülern arbeiten.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Wenn Ralf Birnbaum in diesen Tagen eine Praxis-Unterrichtseinheit in seiner Fahrschule leitet, beginnt ein Teil der Arbeit erst nach der Übungsstunde. „Nach jeder Fahrt müssen wir das Auto lüften und gründlich desinfizieren. Das verlängert den Tag für den Fahrlehrer“, erklärt er. Es ist nicht die einzige Veränderung, die auf das Fahrschulwesen seit Beginn der Corona-Pandemie zugekommen ist. Speziell seit der Einführung des zweiten Lockdowns im Dezember bleibt sehr wenig vom ursprünglichen Alltag bestehen.

Ralf Birnbaum weiß darüber bestens Bescheid – er leitet nicht nur eine eigene Fahrschule in Wichlinghausen, sondern sitzt auch im erweiterten Vorstand des Fahrlehrerverbandes Nordrhein. Als Bezirksvorsitzender betreut er zudem die Branche im Bergischen Land. „Wie überall sind auch bei uns Maske, Desinfektion und Abstand dazugekommen“, schildert er die sichtbaren Einschnitte. Im Auto hingegen ist die Distanz von 1,50 Metern nicht einzuhalten. Um dennoch Praxis-Einheiten gewährleisten zu können, gibt es hierfür eine Ausnahmeregelung in der Corona-Schutzverordnung. FFP2-Masken gehören dabei zum Repertoire, auch wenn sie die Fahrten teils erschweren. „Es gibt schon Schwierigkeiten, für Brillenträger ist das ganz schlimm“, berichtet Birnbaum. Auch das Atmen durch die medizinischen Masken gestalte sich anders, weshalb Stresssituationen sich unter Umständen verschärften: „Manche bekommen Schweißausbrüche, dann halten wir an und lüften nochmal.“

Das Feld der Fahrschüler ist aktuell ohnehin ausgedünnt. Zu Beginn des Lockdowns musste zunächst sämtlicher Unterricht, wie bereits im vergangenen März, gestrichen werden. Aktuell herrscht wieder etwas Betrieb, allerdings auf kleiner Flamme und auflagenbedingt. Es dürfen nur noch berufsbezogene Führerscheine ausgestellt werden. Auch Schüler, die bis zu Beginn der neuerlichen Maßnahmen bereits mehr als die Hälfte ihrer Stunden absolviert hatten, können die Ausbildung abschließen. Für alle anderen liegt der Unterricht zunächst auf Eis.

Zwar gäbe es die Möglichkeit, online zu lernen, das ist aber mit hohen Auflagen des Straßenverkehrsamtes verbunden, wie etwa Screenshots als Teilnahme-Nachweis beim Theorie-Unterricht. „Vereinzelte Fahrschulen machen das, es ist aber nicht gängig“, teilt Birnbaum seine Erfahrungen aus dem Bergischen Land.

Hessen erlaubt den
Regelbetrieb, Bayern verbietet ihn

Ohnehin ist er davon nicht überzeugt: „Online-Unterricht kann den Präsenz-Unterricht nicht ersetzen.“ Letzterer ist nur für Fahrschüler möglich, die die Stunden für ihren Beruf brauchen, und auch dann nur mit ausreichend Abstand und stetem Lüften. Das alles gilt jeweils nur für Nordrhein-Westfalen. Auch für diesen Wirtschaftszweig gibt es nämlich regionale Unterschiede. Hessen etwa erlaubt geregelten Betrieb, Bayern hat ihn ganz unterbunden.

Neuanmeldungen können hier indes entgegengenommen werden: „Wir dürfen Bürotätigkeit leisten, aber ohne Kontakt“, so der Fahrlehrer. Somit fielen die sonst üblichen Beratungsgespräche vor Antritt der Unterrichtsstunden weg. Selbst wenn sich zu einem Start entschlossen wird, könne aktuell nur zu Hause per App gelernt werden. Diese Übungen jedoch befähigen noch nicht dazu, eine Prüfung abzulegen. Das Ergebnis liegt auf der Hand: „Die Anmeldezahlen gehen nahe null.“ Dass der Lockdown keine Arbeit mit Neuankömmlingen zulässt, bringt Probleme mit sich. Wirtschaftliche Herausforderungen sind absehbar, sagt Birnbaum: „Die Fahrschulen haben eine kleine Beschäftigung, aber ob sie damit ihre Verpflichtungen bestreiten können, bezweifle ich.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort