Nachtwache bei Mama Elefant

Große Erwartung im Zoo: Dort ist jeden Moment mit Nachwuchs bei Elefantendame Punda zu rechnen. Für die Pfleger bedeutet das jede Menge Arbeit.

Wuppertal. Eine Matratze im Elefantenhaus? Nein das nicht der Titel eines bislang unveröffentlichen Songs von Schlagerbarde Jürgen Drews. Es ist vielmehr der Schlafplatz, an dem sich aktuell Nacht für Nacht die Elefantenpfleger des Wuppertaler Zoos abwechseln. Denn bei den Elefanten im Zoo steht Nachwuchs an — Kuh Punda geht in die Zielgerade ihrer Schwangerschaft. Ab dem 620. Tag ihrer Trächtigkeit wird sie rund um die Uhr betreut — eben auch nachts, in der mittleren Wurfbox des Elefantenhauses, wo Punda mit ihren Jungtieren Shawu und Bongi schläft.

„Für den Tierpfleger ist das ein Gefühl absoluter Vertrautheit und Nähe. Man beobachtet die Tiere in den Abendstunden — und nachts schnarchen sie auch mal“, erzählt Filipe von Gilsa, Revierchef im Elefantenhaus, der schon einige Nachtschichten hinter sich hat. „Zeigt sich eine Beule unter dem Schwanz der Kuh, geht es ganz schnell.“ Denn dann befindet sich das Kalb bereits im Geburtskanal. Mit solchen Situationen kennt man sich im Elefantenhaus aus. Die letzte Geburt liegt erst gut zwei Monate zurück: Am 13. Mai dieses Jahres brachte Elefantenkuh Sabi im Zoo ihren Jungen Moyo zur Welt — ohne menschliche Hilfe im Kreise der Elefanten-Familie. Jetzt hoffen die Pfleger darauf, dass es bei Punda genauso glatt läuft — die Geburt ist für Anfang August ausgerechnet.

„Es herrscht komplette Urlaubssperre im Elefantenhaus, wenn ein Junges erwartet wird. Aber so eine Geburt ist für jeden Tierpfleger ein Highlight“, sagt Elefantenpfleger Gustav Röckener, der im Zoo Wuppertal seit 2002 acht Elefantengeburten erlebt und mit den Kühen Sabi und Punda sogar schon „Schwangerschaftsgymnastik“ gemacht hat.

Punda, die 1998 aus dem Krüger-Nationalpark in den Zoo Wuppertal kam, wird ihr drittes Kalb in einer der zwei Wurfboxen oder in der Außenanlage zur Welt bringen. Die Jungtiere Bongi und Shawu werden dabei sein. „Die Wurfboxen sind mit Sand ausgestreut, damit das Kalb weich fällt und schneller sicher stehen kann“, sagt Filipe von Gilsa. Zoodirektor Arne Lawrenz ergänzt: „Wichtig ist die Mutter-Kind-Bindung — und dass das Junge so schnell wie möglich die Mutterbrust findet.“

Schon seit Jahren wird im Zoo auf die naturnahe Konstellation einer Elefantengeburt in menschlicher Obhut hingearbeitet. In der Natur gebären Elefanten ihre Jungen in der Gruppe. Halbwüchsige, erwachsene Tiere schützen die werfende Kuh und leisten Geburtshilfe — dazu gehört die Entfernung von Fruchthüllen oder Hilfe beim ersten Aufstehen des Jungen. Früher war das anders: Da wurden gebärende Elefantenkühe in Zoos separiert und angekettet.

„Das letzte Mal, dass hier ein Muttertier angekettet ihr Kalb gebar, war 2008. Eine Elefantengeburt im physiologischen Familienverband — da hat Wuppertal eine Vorreiterrolle in ganz Europa“, sagt Zoodirektor Lawrenz. Unter anderem über Verhaltensstudien und die tägliche Beschäftigung mit den Tieren wollen er und sein Team erreichen, dass Elefantengeburten im Zoo nur noch im Verband der Herde und ohne Stress für die Tiere stattfinden.

Gibt es im Lauf der Geburt aber Komplikationen bei Kuh und Kalb, so greift ein ganzer Ablaufplan mit Verhaltensmaßnahmen. Dazu steht ein mobiler Wagen mit Medikamenten und medizinischen Geräten bereit, damit Punda ihr Jungtier wohlbehalten zur Welt bringt. Und sowohl die Elefantenpfleger als auch Arne Lawrenz wünschen sich nach unkomplizierter Geburt „einen Spielkameraden“ für Moyo. „Schön wäre ein Mädchen. Wir haben auch schon einen Namen“ sagt Revierchef Filipe von Gilsa. Aber den gibt er erst bekannt, wenn sie vorbei sind — die Nachtschichten auf der Matratze.

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