Mord in Juweliergeschäft am Werth: Teufelsaustreibung als Tatmotiv

Seit Mittwoch müssen sich zwei Männer wegen des Mordes im Jahr 2012 verantworten.

Wuppertal. Es war brutale Bluttat, die das Leben vieler Wuppertaler für immer verändert hat: Am 17. Oktober vergangenen Jahres überfielen zwei Männer ein Juweliergeschäft am Werth in Barmen. Das Überwachungsvideo aus dem Geschäft zeigt eine regelrechte Hinrichtung: Einer der Männer gibt zwei Schüsse auf eine Angestellte (33) ab, die wenig später auf dem Weg ins Krankenhaus stirbt. Auch ihre Kollegin (25) wird von einer Kugel getroffen, überlebt schwer verletzt.

Seit Mittwoch müssen sich zwei Männer aus Montenegro vor dem Landgericht für die Tat verantworten. Sie wurden noch am Abend des 17. Oktober auf der Flucht gestellt.

Während der Hauptangeklagte (39) — er soll die Schüsse abgegeben haben — von seinem Schweigerecht Gebrauch machte, ließ sein Cousin und Komplize (22) durch seinen Anwalt eine Stellungnahme verlesen. Darin beschreibt er unter anderem das Tatmotiv: Gemeinsam mit dem Hauptangeklagten habe er Geld beschaffen wollen, weil dessen Frau „mit Magie beworfen“ wurde. Seitdem sei sie verrückt, würde unverständliche Sätze sprechen. Sein Cousin habe einen Priester gefunden, der sie heilen, eine Art Teufelsaustreibung durchführen könne. Mit dem Geld aus dem Überfall sollte der Priester bezahlt werden.

Während der Verlesung dieser Aussage regte sich im Gerichtssaal immer wieder Protest. Etwa 80 Zuschauer waren unter strengen Sicherheitsvorkehrungen in den Saal gelassen worden. Als der 22-jährige Angeklagte verlesen ließ, dass es die „Familienehre“ geboten hätte, sich am Überfall zu beteiligen, platze es aus dem Ehemann der Getöteten — er tritt als Nebenkläger auf— heraus: „Das ist deine Ehre? Auf zwei Frauen zu schießen?“ Erst durch die Worte seines Rechtsanwalts konnte der Witwer beruhigt werden.

Ebenfalls unter den insgesamt fünf Nebenklägern ist die 25-Jährige, die den Überfall überlebt hat. Mehrmals wies der Richter die Wuppertalerin darauf hin, dass sie der Verhandlung nicht folgen müsse. „Ich sehe, wie sie leiden“, sagte er zu der Frau, die trotzdem auf ihr Recht bestand, dem Prozess beizuwohnen. In den kommenden Tagen soll sie als Belastungszeugin aussagen.

Dann wird auch geklärt, welche Rolle der Drogenkonsum der beiden Angeklagten spielte. In seiner Aussage, gab der 22-Jährige an, seit langer Zeit heroinsüchtig zu sein. Auch am 17. Oktober hätten die beiden nach ihrer Ankunft in Wuppertal an einem Döner-Imbiss Heroin gekauft und geschnupft.

Warum die mutmaßlichen Täter ausgerechnet Wuppertal und das Juweliergeschäft in Barmen aufgesucht haben, ist weiter unklar. Fest steht: Der Hauptangeklagte hat 14 Jahre in Wuppertal gelebt, kennt sich in Barmen bestens aus. Anfängliche Gerüchte, es habe sich um einen Auftragsmord gehandelt, wurden durch die Ermittlungen widerlegt.

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