Was glauben Sie denn? Advent: Christen hoffen auf Veränderung

In der am Sonntag beginnenden Adventszeit erinnern sich viele Christenmenschen daran, dass Gott zur Welt kommt und sie verändern will. Maria, die Mutter Jesu, hat das sehr drastisch ausgedrückt: „Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen.

Manfred Rekowski und Landesbischof Heinrich Bedford-Strom mit Pepper v.l.

Manfred Rekowski und Landesbischof Heinrich Bedford-Strom mit Pepper v.l.

Foto: Fischer, Andreas (f22)

Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen.“ (Lukas 1,52f). Das klingt wenig stimmungsvoll, aber zeigt zweierlei: Gott ergreift Partei für die Schwachen. Und: Veränderung ist angesagt.

Diese Aussage löst Widerspruch aus. Es gibt immer wieder Menschen, die der Kirche einen ganz bestimmten Platz zuweisen wollen. Die Kirche soll wahlweise für Werte sorgen, Traditionen pflegen oder gar das sogenannte christliche Abendland verteidigen und sich ansonsten um den inneren Seelenfrieden ihrer Mitglieder kümmern.

Viele meinen dabei auch ganz genau zu wissen, was nicht Aufgabe der Kirche ist. Das erlebe ich immer wieder, wenn ich mich für geflüchtete Menschen einsetze. Das spüre ich, wenn ich auf die Situation von Kindern hinweise, deren Eltern sie nicht ausreichend versorgen können. Das wird mir vorgehalten, wenn ich über die schwierigen Lebensverhältnisse von Menschen in afrikanischen Staaten spreche, wo es für viele kaum Chancen für ein gutes Leben gibt. Das wird angemerkt, wenn ich davon spreche, dass wir mit unserer Schöpfung achtsam umgehen müssen, damit sie auch für zukünftige Generationen bewohnbar bleibt.

Ich frage: Gibt es wirklich beliebig viele Möglichkeiten, wofür die Kirche einsteht und eintritt? Die adventliche Erwartung der Maria zeigt: Christenmenschen sind festgelegt. Gott selbst ergreift Partei. Er tritt für gerechte Verhältnisse ein. Er steht an der Seite der Bürgerinnen und Bürger, die am wenigsten versorgt sind. Er steht auf der Seite der schwächsten Glieder der Gesellschaft. Ich denke zum Beispiel an Kinder, die in Familien unterhalb der Armutsgrenze leben. Oder Menschen auf der Flucht. Oder Menschen, die Hunger leiden oder unter den Folgen von Kriegen leiden.

Maria war sich ganz sicher: Gott ist ein Helfer und Fürsprecher für Menschen in Not. Für Menschen, denen es am nötigsten fehlt. Er will, dass jeder Erdenbürger genug von dem hat, was er zum Leben braucht: Essen und Trinken, Wohnraum, ein Zuhause. Es geht Gott um das Miteinander der Menschen auf der ganzen Welt. Darum, dass alle Menschen genug haben.

In der Adventszeit erinnern sich viele Christenmenschen daran, dass Gott zur Welt kommt. Jesus, dessen Geburt wir Weihnachten feiern, hat sich tatkräftig eingemischt in unserer Welt. Er hat einen Anfang gemacht, indem er Menschen aufrichtete, Gescheiterten eine zweite Chance gab, niemanden ausgrenzte, Menschen heilte und das Leben förderte.

Er hat gezeigt: zu den bestehenden Verhältnissen, die Menschen ums Leben bringen, gibt es Alternativen, bei denen niemand auf der Strecke bleibt. Aber er hat noch nicht alle Erwartungen der Maria erfüllt. In der Adventszeit hoffen und warten Christinnen und Christen auf die Fortsetzung. Wir beten und tun, was uns möglich ist.

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