Wuppertal Denkmalschutz gefährdet die Schulpläne der Stadt auf der Hardt

Wuppertal · Eine Initiative will den alten Komplex erhalten. Das Gebäudemanagement warnt vor hohen Sanierungskosten und favorisiert den Abriss.

 Zuletzt wurde das Schulgebäude auf der Hardt als Ausweichquartier für das Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium genutzt.

Zuletzt wurde das Schulgebäude auf der Hardt als Ausweichquartier für das Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium genutzt.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Eine Interessengemeinschaft (IG) will die ehemalige Schule auf der Hardt erhalten und eine neue Nutzung suchen — dazu hat sie einen Antrag auf Denkmalschutz an die Bezirksvertretung Barmen gestellt. Das könnte Pläne der Stadt zunichte machen: Die will auf dem Areal Ausweichquartiere für das Ganztagsgymnasium Johannes Rau und die Gesamtschule Else Lasker-Schüler errichten — und favorisiert offenbar den Abriss des Gebäudeensembles. Dessen ohnehin nicht guter Zustand habe beim Starkregen 2018 gelitten, hieß es aus dem Rathaus. Trotzdem fordert das Land NRW gut eine Million Euro für den Bau, was die Verhandlungen mit dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW in die Länge ziehe, wie Hans-Uwe Flunkert, Chef des Gebäudemanagements (GMW), erklärt.

Unterschiedliche
Institutionen wollen den Erhalt

Der IG, die sich auf Betreiben des Fördervereins Historische Parkanlagen gegründet hat, gehört unter anderem das zur Evangelischen Kirche im Rheinland gehörende „Tagungszentrum Auf dem Heiligen Berg“ an, das Interesse an Teilen des Komplexes hat. „Wichtig“, so Geschäftsführerin Cordula Waldeck, „ist zu zeigen, dass unterschiedliche Institutionen den Erhalt wollen.“ Das Tagungszentrum habe zum Beispiel größeren Raumbedarf, sagt Waldeck, die ein Auge auf die Aula geworfen hat. Dass die Schule Sanierungsbedarf habe, sei für sie als Nachbarin unübersehbar. Dass der Zustand so schlecht sei, wie von der Stadt dargestellt, „halte ich für etwas übertrieben“. Die IG, sagt sie, arbeite auch an finanziellen Lösungen. Man wolle nicht den Eindruck erwecken, nur den Denkmalschutz zu wollen, aber nicht an die Folgen zu denken. Es gebe Gespräche, noch sei nichts spruchreif, so Waldeck. Auch Brigitte Alexander vom Förderverein spricht von Ideen einer „gemischten Nutzung und gemischten Finanzierung“. Auch Förderung sei ein Thema.

Deutlich wolle man vor allem die Bedeutung des baulichen Ensembles auf der Hardt machen, das dafür gesorgt habe, dass Wuppertal „zu einem führenden geistigen Zentrum der Nachkriegszeit und der akademischen Lehrerausbildung“ wurde. „Es erlangte damit einen einzigartigen Stellenwert für die Bundesrepublik“, so die IG in ihrer Stellungnahme. Ein Zeitzeuge habe die Pädagogische Hochschule, die als Grundstein der heutigen Universität gelte, einen „Markstein der wissenschaftlichen Potenz der Stadt Wuppertal“ genannt. Sie müsse als „Sinnbild und Denkmal“ der Stadt erhalten bleiben.

GMW spricht von Kosten
in Millionenhöhe

Die Verwaltung und das Gebäudemanagement haben andere Pläne. Die Hardt wäre die Wunschlösung, um die beiden Schulen während ihrer Sanierung dorthin auszuquartieren. Müsse das alte Gebäude erhalten bleiben, käme das Gelände als Standort kaum noch in Frage, räumt Flunkert ein. „Die Sanierungskosten sind zu hoch.“ Von 13 Millionen Euro war einmal die Rede. Die Schätzung liegt aber schon ein paar Jahre zurück und dürfte zu niedrig angesetzt sein. Selbst wenn man nur das „Allernötigste“ machen würde, käme man, so Flunkert, nicht unter zwei oder drei Millionen Euro — und hätte noch keine dauerhafte Lösung. In der Verwaltungsspitze sei der Antrag auf Denkmalschutz Thema gewesen. Die fachliche Tendenz gehe in die Richtung, dass das Ensemble nicht den notwendigen Denkmalwert habe, sagt Flunkert.

Schon vor ein paar Jahren, als es — scharf kritisierte und mittlerweile ad acta gelegte — Pläne für Wohnen auf der Hardt gab, habe die Fachbehörde des Landschaftsverbandes Rheinland, das Amt für Denkmalpflege, eine Einschätzung der Gesamtanlage gegeben, sagt Uwe Haltaufderheide von der Unteren Denkmalbehörde der Stadt. Das Ergebnis war negativ (siehe Kasten). „Die Tür ist aber nicht zu“, sagt er. Die Bezirksvertretung, die sich laut Bezirksbürgermeister Hans-Hermann Lücke (CDU) im November mit dem Thema beschäftigen will, könnte auf politischem Weg für Denkmalschutz sorgen, etwa, in dem die „lokalhistorische Bedeutung“ hervorgehoben wird. „Dann geht das auch ohne Fachgutachten“, so Haltaufderheide. Beispiele gab es in der Vergangenheit zum Beispiel am Wall 32 mit dem ehemaligen Kaufhaus Fritzsche.

Für die ehemalige Schule sieht er enorme Kosten für eine denkmalgerechte Sanierung. „Das ist eine energetische Bombe“, sagt er und verweist zum Beispiel auf „konfus angebrachte Fenster“. Vor dem Abriss sei das Gebäude erst geschützt, wenn es als Denkmal eingetragen ist, sagt Haltaufderheide.

Flunkert hebt hervor, dass es jetzt keinen Schnellschuss der Verwaltung vor Ablauf des Verfahrens geben wird. Zudem liefen die Verhandlungen mit dem Land. Man plane weiter mit der Hardt als Ausweichquartier. Und wenn die alte Schule doch ein Denkmal wird? „Wir haben einen Plan B“, sagt Flunkert mit Blick auf das Johannes-Rau-Gymnasium und die Gesamtschule Else Lasker-Schüler.

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