Wuppertal Vollplaybacktheater: Turbo-Proben in WG-Atmosphäre

Im Januar hat das Vollplaybacktheater Premiere. Die WZ schaute schon mal beim Training vorbei.

Wuppertal: Vollplaybacktheater: Turbo-Proben in WG-Atmosphäre
Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Manchmal geht es handgreiflich zur Sache. „Da kannst du draufwimmsen, wie du willst“, sagt Sabrina Kirschner und lacht. Dann haut sie wieder zu. Natürlich nur mit einer Schaumstoffschlange. Sven Blievernicht windet sich trotzdem unter den Schlägen. Völlig überzogen. Wie so vieles beim Vollplaybacktheater. Wer es auch nach 19 Jahren noch nicht kennt, sollte es kennenlernen: Die fünf Herren und zwei Damen spielen Hörspiele live auf der Bühne nach. „Wie früher im Kinderzimmer — nur mit etwas mehr Aufwand“, sagt David J. Becher. Kassetten hören kann ja jeder, ist das Motto. Das VPT veredelt sie mit ganz eigenem Trash-Charme. Ab Januar gehen die Darsteller mit „Die drei ??? und der grüne Geist“ nach der Premiere in Wuppertal wieder auf bundesweite Tournee.

Wuppertal: Vollplaybacktheater: Turbo-Proben in WG-Atmosphäre
Foto: Daniela Landwehr

Vom Original-Hörspiel bleibt eigentlich nie viel übrig. „Teilweise bauen wir Satz für Satz neu“, erklärt Christoph Landwehr. Manchmal wird ein Wort ersetzt, manchmal wird ein Satz durch stete Wiederholung zum Running Gag gekürt. Kleinste Tonkonserven werden verarbeitet. Klingt nach viel Frickelei, „aber eine, die Spaß macht.“

Schon die Proben im Atelier an der Oberbergischen Straße, wo Supaknut sonst seine Bahnen für das Supagolfländ bastelte, sind ein Erlebnis. „Das hat doch was von WG-Atmosphäre, oder?“, schmunzelt Becher, während seine Mitstreiter aufeinander einreden. Es wird viel diskutiert an diesem Abend. Nicht darüber, wer den Müll rausbringt oder Küchendienst hat, sondern wer wo am besten steht, wann wer seinen Einsatz hat, ob der Witz jetzt wirklich zündet — und wie Sabrina, die seit drei Jahren dabei ist, am besten zuhaut.

Oft wird unterbrochen. „Nee, das machen wir jetzt so“, heißt es. Oder „Komm, das hören wir uns jetzt noch mal an.“ Dann stehen alle still und lauschen konzentriert dem Hörspiel. Christoph, den alle „den Neuen“ nennen, obwohl er schon zehn Jahre beim VPT auf dem Buckel hat, sitzt diesmal hauptsächlich am Computer. Er spielt die neu konzipierten Hörbuch-Szenen ein, die die anderen lippensynchron wiedergeben. „Klappt noch nicht ganz“, verrät Sabrina. Kostüme und Accessoires fehlen, Deko und das Bühnenbild sind spartanisch. „Kommt alles noch“, beruhigen die Vollplaybacker.

Erst mal müssen ein Tisch und eine Kerze reichen. Die Perlenkette, die eine wichtige Rolle spielt, ist nur angedeutet. Sven tut so, als trage er ein Schmuckstück durch die Gegend. Den dazugehörigen Panzerschrank gibt es jedoch tatsächlich. Wobei: Es ist ein Panzerschrank, wie ihn sich das VPT vorstellt. Die Fans werden über den Einfall lachen oder sich denken: „Sind die bescheuert.“ Und dann lachen.

Becher erinnert sich an frühere Gastspiele, bei denen wirklich niemand gelacht hat. „Gab’s auch. Aber das ist vorbei.“ Bundesweit hat das Vollplaybacktheater seine Anhänger. „Es gab Zeiten, da waren die Termine in Hamburg schneller ausverkauft als in Wuppertal. Bitter, aber so war’s.“

Für den jetzigen Tourneeauftakt im Tal war das kein Thema mehr. Ganz schnell waren die Tickets weg. Nur für zwei Zusatztermine gibt es noch Restkarten (siehe Kasten). Auf welche besonderen Auftritte dürfen sich die Besucher denn freuen? Marty McFly, Colt Seavers, Gollum und natürlich Geisterjäger John Sinclair: Die Liste der Figuren, die im Laufe der Jahre in den VPT-Stücken unvermittelt aufeinander trafen, ist lang. Und diesmal? „Das verraten wir doch nicht“, sagt Dokter Thomas entrüstet.

Vielleicht auch, weil es noch gar nicht ganz klar ist. Das Grundgerüst des Stückes habe zwar früh gestanden. „Zwischen den Proben fällt uns aber eigentlich immer wieder etwas ein, was wir noch einbauen“, erklärt er. Daher verbietet sich auch das Spoilern. Nähere Angaben zum Inhalt? „Bitte nicht“, sagt Dokter Thomas und drückt auf „Play“. Prompt erklärt der Detektiv vom Band: „Wenn davon die Presse erfährt — das wäre das Schlimmste, was passieren kann.“

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