Auf Geburtstagsfahrt ins Gespensterschloss

1997 debütierte das Vollplaybacktheater — und geht jetzt wieder auf Tour. Die Tickets sind heiß begehrt, heute gibt es einen Nachschlag für die Auftritte im Tal.

Auf Geburtstagsfahrt ins Gespensterschloss
Foto: VPT

Wuppertal. Die Jubiläumstermine waren schnell ausverkauft. Ganz schnell. Gerade mal 90 Minuten dauerte es vergangene Woche Dienstag, da waren die Tickets für den Tourauftakt des Vollplaybacktheaters in Wuppertal schon weg. Und das, obwohl es diesmal sogar mehr Karten als sonst gab, denn Supaknut, Dokter Thomas & Co. treten Anfang Dezember mit „Die drei ??? und das Gespensterschloss“ erstmals in den Riedel-Hallen am Uellendahl auf. 630 Leute passen da rein, gut 200 mehr als in die Aula der Rudolf-Steiner-Schule, wo das VPT sonst seine Fans zum Lachen bringt. Damit zumindest noch ein paar Wuppertaler mehr in den Genuss kommen, gibt es allerdings drei Zusatztermine im Mai 2018 (siehe Kasten). Der Vorverkauf läuft ab dem heutigen Donnerstag. Aber auch hier ist Sputen angesagt.

Auf Geburtstagsfahrt ins Gespensterschloss
Foto: VPT

Dokter Thomas

Auch nach 20 Jahren mag es ja noch einige geben, die sagen: „Vollplaybacktheater? Was’n das?“. Die kurze Erklärung: Die fünf Herren und zwei Damen spielen Hörspiele live auf der Bühne nach. „Wie früher im Kinderzimmer — nur mit etwas mehr Aufwand“, hat VPT-Mitglied David J. Becher mal in der WZ den Vergleich gezogen. Das passt. Beschreiben lässt sich das sonst mit Worten schlecht, man muss es einfach mal gesehen und gehört haben.

1997 machte das VPT zum ersten Mal seinen Quatsch auf der Bühne — frei nach dem Motto: Kassetten hören kann jeder. „Da wusste noch keiner, wo das mal hinführt“, erinnert sich Dokter Thomas, der eigentlich Schauspieler in Hollywood werden wollte. „Ja, ja, ein bisschen größenwahnsinnig waren wir damals alle“, sinniert Becher. Die ersten Touren, ein Erlebnis. „Wenn man von unterwegs mal zu Hause anrufen wollte vom Auftrittsort, haben die Veranstalter das minutenweise abgerechnet.“ Handys hatten die Jungs damals nicht und Ferngespräche mit Mama konnten so teuer werden.

Der Großteil der Urbesetzung ist immer noch dabei, auch mit über 40 — und viele Fans sowieso. Das VPT hat sein Stammpublikum, aber gewinnt auch immer neues hinzu. David J. Becher zitiert nur zu gerne aus einem Facebook-Kommentar eines Fans, der vor Jahren mit seiner hochschwangeren Freundin vor der Bühne saß — und jetzt mit dem neunjährigen Filius kommt.

Die Jubiläumsshow ist übrigens die 23. Das stehe so auf Wikipedia, weil ein Fan sorgsam Buch geführt hat. „Wir wissen das gar nicht genau. Wenn uns einer fragt, gucken wir auch da nach“, sagt Becher und lacht.

Die Proben zum aktuellen Stück laufen auf Hochtouren. Wie viel wird davon dann im fertigen Stück zu sehen sein? „Zwischen 0 und 20 Prozent.“ Und über den Inhalt und mögliche „Gastaufritte“ von John Sinclair & Co. — für viele Fans das Salz in der VPT-Suppe — wird natürlich nichts verraten. Gut, wer das Original-Hörspiel („das hat so was schön Gruselhaftes“) kennt, kennt zumindest das Gerüst — und darf sich überraschen lassen, wie das VPT das pimpen wird. Ein Best-of, wie es viele Anhänger gefordert haben, wird es aber garantiert nicht. Da fehle die künstlerische Herausforderung, sind sich Becher und Dokter Thomas einig. „Etwas Neues soll es sein.“

Beim Ensemble ist von Müdigkeit keine Spur. Heute lächeln sie zum Beispiel auch über nicht ganz so gelungene Auftritte, als das Publikum nicht wirklich verstanden habe, „was wir da eigentlich machen und wir auf der Bühne dachten, das ist alles auch schon ein bisschen albern“, sagt Becher. Eine kurze Schaffenspause gab es mal vor ein paar Jahren, die sich aber nicht allzu lange hinzog. „Die Pause haben wir gebraucht. Aber dann wurde uns auch schnell langweilig. Wir hatten einfach zu viel Spaß, um es sein zu lassen — und haben es echt vermisst“, sagt Dokter Thomas rückblickend. Dass man sich unterwegs auf Tour auch mal gegenseitig auf die Nerven gehe, sei normal, aber nicht schlimm. „Wir funktionieren wie eine Rockband — sind aber die netten Jungs von nebenan“, sagt Dokter Thomas, der einst eine Ausbildung als Schreiner absolvierte. Sein Können ist dann auch in einigen Requisiten auf der Bühne zu sehen. „Na ja, zumindest eine Tour halten die auch“, kann sich Becher einen Seitenhieb nicht verkneifen. Natürlich nur im Spaß, die Jungs und Mädels mögen sich ja. Garantiert auch noch für ein paar Touren mehr.

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