Symphonischer Chor: Handtaschen-Raub beim Silvesterkonzert

Das Programm überzeugt – unter anderem mit einem Dieb, der gar keiner ist.

Wuppertal. Man kennt sich. Zum 17. Mal dirigiert Franz Lamprecht auf Einladung seines Symphonischen Chors Wuppertal das Philharmonische Orchester Tirgu Mures aus Siebenbürgen zum Silvesterkonzert, und der große Saal der Stadthalle ist voll besetzt.

Der beliebte Jahres-Abschluss-Reigen bewegt sich zwischen den verschiedenen Strauß-Familienmitgliedern, Franz Lehár und Carl Michael Ziehrer. Dabei sorgt neben der Musik das Drumherum für Stimmung: Das Philharmonische Orchester spielt zwar schwungvoll und engagiert, besonders die Bläser glänzen mit sauberen und schönen Tönen auch in extremen Tonlagen.

Doch Franz Lamprecht fordert als Dirigent zu wenig Differenzierung von seinen Musikern, lässt Polkas und Walzer dahinplätschern und hat bei einigen Übergängen die Zügel nicht fest in derHand.

Als Moderator jedoch überzeugt Lamprecht auf ganzer Linie. Amüsant erklärt er den Namen der Explosions-Polka ("Schwarzpulver war damals gerade in Mode") oder die Entstehungsgeschichte der "Geißelhiebe" mit ihrem Zitat der Marseillaise und des Lachchors aus dem Freischütz (es war die Antwort auf einen Schmähartikel).

Zur Moulinet-Polka von Josef Strauß gibt ein Schlagzeuger eine Einlage als Müllersbursche verkleidet, und beim Banditen-Galopp klaut ein wilder Räuber sogar Handtaschen aus dem staunenden Publikum.

Neben den bekannten und beliebten Stücken hat Franz Lamprecht auch einige seltener gespielte Kompositionen hervorgeholt, die mit hübschen Titeln und schwungvollen Melodien schnell Freunde finden. Dazu singt Tenor Erwin Feith launig, allerdings nicht immer gut verständlich, schmissige Hits der Operettenliteratur.

Für "Mein Ahnherr war der Luxemburg" tanzt Feith verschmitzt und wirft mit Gold-Dukaten, und bei "Ob blond, ob braun..." fliegen ihm die Herzen der Damen zu.

Am Schluss gibt es reichlich Beifall für einen unterhaltsamen Abend und, natürlich, den Radetzky-Marsch, der als zweite Zugabe begeistert.

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