Lichtprobe für den Seele-Fant

Kunterbunt und turbulent sind die Vorbereitungen für jede Aufführung von „Urmel aus dem Eis“

Wuppertal. Mit diesem Kostüm könnte Hans Richter auch eine Open-Air-Vorstellung geben: Schon das Unterkleid des Seele-Fanten aus dem Weihnachtsstück "Urmel" der Wuppertaler Bühnen ist dick mit Watte gefüttert, um die Leibesfülle zu erweitern. Darüber kommt noch ein ebenfalls wattierter Ganzkörper-Anzug, den Kostümbildner Wolf Erlbruch kurz vor der Premiere eigenhändig mit Grünschattierungen versehen hat. "Am Sonntag hatten wir drei Vorstellungen. Da war ich nass geschwitzt", stöhnt Richter. Nebenan ist währenddessen die Ankleiderin Ulrike von Blumenthal dabei, den Hut am Kostüm festzunähen. Er hatte sich in den letzten Vorstellungen immer wieder verabschiedet. "Wir haben die beste Kostümabteilung, die es weitum gibt", schwärmt Richter. Und bloß nicht die Lichtprobe vergessen: Funktionieren die kleinen Lämpchen, die auf der Seelefanten-Haut blau leuchten sollen? Im Prinzip schon, aber manche sind ins Innere der Wattierung verrutscht. "Ich näh sie noch mal eben fest", sagt die Ankleiderin und verschwindet. "Es ist 9 Uhr 15, bitte zum Soundcheck kommen", tönt es aus den Lautsprechern. Auf einer Fensterbank steht eine Kiste voller Mikroports, jedes beschriftet mit Namen. Hans Richter schnappt sich seines und geht zur Maske. "Erstmal nur kleben." Zwischen dem Hochrollen der Haare von Julia Wolff und dem Schminken von Olga Nasfeter führt die Maskenbildnerin das Kabel durch den Seelefanten-Ärmel übers Ohr und klebt es seitlich fest. Dann geht es wieder ein paar Treppen hinab und schon steht Hans Richter auf der Bühne, bewundert von einer Gruppe Kindergarten-Kinder bei der Hausführung. "Oh, oh, oh, ich bin nicht froh", singt Richter zur Klavierbegleitung an. "Oh, oh, oh, mich juckt der Popo" - die Kinder grinsen. Jetzt kommt auch Andreas Möckel, schon in Nylonstrümpfen und Pumps vom Hausschwein Wutz, aber mit einem Bademantel darüber. Im Saal säubern zwei Putzfrauen unbeeindruckt die Stuhlreihen. Der Seele-Fant braucht jetzt noch seine rote Nase. Während für die anderen Schauspieler an den Spiegeln der Maske Fotos des fertigen Make-Ups hängen, pinselt sich Richter seine Nase einfach selber an. "Glücklicherweise muss ich nachher nicht so viel wieder abschminken", freut er sich. Mit Hilfe von Ulrike von Blumenthal steigt er in sein Oberkostüm, rückt den Schalter für die Lichter zurecht - und ist fertig für den Auftritt. Genug Zeit also noch für einen Kaffee und eine Zigarette in der Kantine. Nach und nach versammeln sich hier alle Darsteller von Urmel, bis es heißt: "Bitte alle auf die Bühne!"

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