Jüdische Kulturtage: „Männer sind die größeren Romantiker“

Maxim Biller sprach in der Begegnungsstätte Alte Synagoge über „Liebe heute“.

Wuppertal. Er kam, las und siegte. Mit diesem kernigen Satz ließe sich der Leseabend von Mixim Biller (Foto) anlässlich der Jüdischen Kulturtage in der Begegnungsstätte Alte Synagoge auf den Punkt bringen. Allein: Damit ist das Gastspiel des Autors und Kolumnisten nicht ausreichend beschrieben.

In fast privat anmutender Atmosphäre nahm der grimmige Talent-Polemiker, den viele als möglichen Geistes-Enkel von Kurt Tucholsky beschreiben, hinter dem Holztisch Platz, rückte sein Buch "Liebe heute" zurecht und begann mit seinem Vortrag. Mit ruhiger Stimme tat er dies in sonoren Lauten, denen man ewig hätte zuhören mögen.

"Es ist zu früh für Fragen", sagte er und wimmelte somit nach dem ersten Leseblock Moderator Stefan Keim ab, der an dieser Stelle das Publikum einbeziehen wollte. Auch so begann der 1960 in Prag geborene Biller, über sich und sein jüngstes Buch zu sprechen. Nein, er wollte nicht "von oben herab" über die Liebe erzählen. "Was kann ich erzählen, was nicht auch andere wüssten?"

Interessant fand das Auditorium ebenso Aussagen über allgemeine Unterschiede ("Männer sind die größeren Romantiker, Frauen sehr pragmatisch") und Billers persönliche Eigeneinschätzung ("Meine Geschichten sind mehr Männergeschichten - vielleicht, weil ich Maskulinist bin").

Es war einer seiner gewohnt souveränen Auftritte. Selbstsicher bis zur Arroganz, hellwach und klug und manchmal etwas patzig im Ton las und erzählte sich Biller durch "Liebe heute" und ältere Kurzgeschichten. "Der Vorteil von Short Storys ist: Man kann mit einem großen Geheimnis enden", so Biller.

Mit "Bagdad um halb 8" trug er eine Verquickung aus privaten Handlungssträngen und entfernter Zeitgeschichte vor, "Der Nachruf" lobte er ausdrücklich als gelungen, es folgten weitere Kolumnen wie "Bernsteintage" und - "weil bald Ostern ist" - auch noch eine überaus leichtfüßige Eier-Geschichte.

Das gefiel. Der Abend endete mit "Gelbe Sandalen" und Applaus. Und einer Randbemerkung: "Wer mir sagt, ich sei so witzig wie Tucholsky, den fordere ich zum Duell", kommentierte der Schriftsteller. "Der war so witzig wie ein Berliner Straßenbahnschaffner."

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