Konzert Hinter eines Baumes Rinde: Ein Abend für Heinz Erhardt

Tierisch-satirische Lieder-Zyklen mit Verena Louis und Thomas Laske in der Immanuelskirche.

 Verena Louis und Thomas Laske ließen Gedichte von Heinz Erhardt lebendig werden.

Verena Louis und Thomas Laske ließen Gedichte von Heinz Erhardt lebendig werden.

Foto: Bartsch,G. (b13)

Die Szenerie entsprach der eines klassischen Liederabends: Ein Flügel auf der Bühne der Immanuelskirche, die Auftretenden mit der Pianistin Verena Louis in elegantem Schwarz und Bariton Thomas Laske im Frack zwei Künstler von internationalem Ruf. Doch sie trugen weder die „Winterreise“ noch den Lieder-Zyklus „Die schöne Müllerin“ von Franz Schubert vor – sondern Gedichte von Heinz Erhardt, dem unvergessenen Humoristen, der am 20. Februar karnevalistische 111 Jahre alt geworden wäre.

Tadeusz Klaus hatte zu den vier tierisch-satirischen Lieder-Zyklen die Kompositionen geschaffen, auf die das zahlreich erschienene Publikum in Wupperfeld gespannt wartete. 20 Gedichte waren es, die Tadeusz Klaus so vertont hatte, dass die Künstler ähnlich gefordert waren wie bei den klassischen Vorbildern.

Erschüttert nahm das illustre Auditorium zur Kenntnis, wie der bunte Specht „die kleine fade Made ohne Gnade verschlang“. Zumal die Pianistin ihr Spiel in den zahlreichen tragischen Phasen der Erhardtschen Werke bedrohlich steigerte und Thomas Laske dem Ganzen mit prononciertem Vortrag und der dazu gehörigen Mimik die nötige Dramatik verlieh.

Ob „der Kabeljau“, „die Kellermaus“, „das Lama“ oder „der Regenwurm“ in Heinz Erhardts heiteren Reimen in durchaus lebensbedrohliche Situationen gerieten, die Zuhörerschaft lauschte gebannt dem brillanten Spiel von Verena Louis und dem strahlenden Bariton Thomas Laskes, schmunzelte, lachte und bedachte das Gehörte und Gesehene mit stürmischem Applaus. Und zufrieden nahm man zur Kenntnis, dass auch die beiden Künstler ihren Spaß an Heinz Erhardts Reimkunst in Verbindung mit den Vertonungen durch Tadeusz Klaus hatten.

Wenn die beiden Künstler schwiegen, dann hatte der Kulturjournalist Stefan Keim seine Auftritte und tastete mit dicker Hornbrille, der an Heinz Erhardt erinnernden Gestik und Stimmlage in die Fußstapfen des einstigen „Klavierhumoristen“ und Komikers hinein. Rezitierte aus den unzähligen Gedichten, erzählte aus dem Leben des privat eher schüchternen Funk-, Fernseh- und Filmstars der Nachkriegszeit. Berief sich dabei auch auf Gespräche mit den Kindern des am 5. Juni 1979 gestorbenen Schelms, der auch durchaus ernste Gedanken in Reime gegossen hatte.

 „So einen Abend haben wir schon zum 100. Geburtstag veranstaltet, mit Riesenerfolg, sodass wir direkt noch eine Vorstellung nachschieben mussten“, sagt Tadeusz Klaus. „Und jetzt, wo er fast an Weiberfastnacht 111 Jahre alt geworden wäre, war die richtige Zeit für eine Neuauflage.“ Die Kompositionen, die vervielfältigt an der Kasse in der Immanuelskirche zum Verkauf auslagen, hatte Klaus im Laufe der Jahre zu Papier gebracht. „Ab und zu lese ich die Gedichte von Heinz Erhardt und lasse mich von ihnen inspirieren“, so Klaus, der mit dem Erfolg des Abends zufrieden war, aber derzeit nicht an eine Wiederholung denkt.

Eine erhardtsche Lebenshilfe gab Stefan Keim dem Publikum nach dem erschröcklichen Ende des Ritters Fips von Fipsenstein mit auf den Heimweg: „Falls fallend Du vom Dach verschwandest, so bremse, bevor du unten landest.“

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