Theater Individuellen Ausdruck stärken

Borchert-Stück ist erste Produktion des inklusiven Schauspielstudios.

 Freuen sich auf „Draußen vor der Tür“ (v.l.): Bardia Rousta, Elisabeth Wahle und Thomas Braus.

Freuen sich auf „Draußen vor der Tür“ (v.l.): Bardia Rousta, Elisabeth Wahle und Thomas Braus.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Menschen, die ein Trauma haben, Menschen, die sich in der Gesellschaft nicht zurechtfinden – Wolfgang Borchert hat ihnen mit seinem Stück „Draußen vor der Tür“ 1947 ein Denkmal gesetzt. Was er auf die Rückkehrer des Zweiten Weltkrieges zuschnitt, trifft heute auf Flüchtlinge aus Syrien, Soldaten, die im Afghanistankrieg waren oder auf körperlich oder psychisch Gehandikapte zu. Bardia Rousta, Leiter der Glanzstoff Akademie der inklusiven Künste, hat das Stück als erste Produktion des inklusiven Schauspielstudios ausgesucht. Am 6. März findet die Premiere statt.

„Neue Wege“ heißt ein Programm des Kulturministeriums NRW. Es fördert neue Wege, die Schauspiel Wuppertal und Glanzstoff Akademie der inklusiven Künste zusammen gehen. In ihrem inklusiven Schauspielstudio werden seit Oktober Flora Li, Yulia Yáñes Schmidt und Aline Blum professionell ausgebildet. Sie werden in allen schauspielrelevanten Bereichen wie Sprecherziehung, Körpertraining, Stimmbildung, Szenenstudien unterrichtet. Proben nun unter Leitung Roustas Borcherts Stück. Ihnen zur Seite zwei Schüler der Kölner Schauspielschule „Der Keller“ – Hannah Holthaus und Jack Rehfuß sowie Kevin Wilke vom Schauspielensemble und Nora Krohm vom Glanzstoff-Ensemble. Eine heterogene Gruppe mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Intendant und Dozent Thomas Braus ist sich der Verantwortung bewusst, gibt auch für sich selbst das Ziel aus, die individuellen Qualitäten und Ausdrucksformen zu stärken, keine genormten Schauspieler zu schaffen. Will so langfristig auch Impulse für die Schauspielausbildung an sich geben.

Fratzen als Sinnbild einer ablehnenden Gesellschaft

Borchert schrieb sein autobiographisches Stück binnen acht Tagen. „Er war aus Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, war krank, schrieb in einer Art Fiebertraum“, erzählt Elisabeth Wahle, die für die Dramaturgie verantwortlich zeichnet. Er starb einen Tag vor der Uraufführung von „Draußen vor der Tür“, erlebte den Erfolg seines Werks, das die Trümmerliteratur prägte, nicht mehr.

Sein Held Beckmann kehrt aus dem Krieg nach Hamburg zurück, irrt lebensmüde durch die Stadt, muss feststellen, dass es für ihn keinen Platz mehr gibt. „In seinem Traum trifft er auf ein Mädchen, Gott und den Tod sowie den Anderen, sein Alter Ego.“ Kostümbildnerin Silke Rekort steckt Beckmann (alias Kevin Wilke) in eine Uniform als Zeichen, dass er den Krieg nicht abschütteln kann. Nur der Andere sieht ihm ähnlich, alle anderen haben Fratzen, Sinnbild für die Gesellschaft, die ihn ablehnt.

Rousta verlagert das Stück aus der Stadt in eine Feier, „die Gesellschaft tanzt auf dem Vulkan“, verzichtet auf ein Bühnenbild. In dieser Atmosphäre erlebt Beckmann seine letzten Momente, lässt sein Leben Revue passieren. Das Stück erlaube den einzelnen Ensemblemitgliedern, einzelne Szenen zu gestalten, was auch der Kürze der Probenzeit entgegenkomme, erklärt Rousta. Uwe Schinkel vom Glanzstoff-Vorstand, macht auf einen weiteren Aspekt aufmerksam: Vielleicht ändere das Stück auch die Wahrnehmung des Publikums.

» Premiere: 6. März, 19.30 Uhr, Theater am Engelsgarten. Weitere Termine/Karten:

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