Grabesstimmung im Kulturausschuss

Der Stadt wird vorgeworfen, bewusst auf Zeit gespielt zu haben und das Gebäude nun dem Verfall preiszugeben.

Wuppertal. Die politische Diskussion um zwei konkrete Zukunftsvisionen für das Schauspielhaus ist eröffnet — aber weit davon entfernt, beendet zu werden. Als „gedankenreiches Papier“ definierte Rolf Köster (CDU) die „Machbarkeitsstudie“, die die Stadtspitze am Montag im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt hatte und die nun, zwei Tage später, im Kulturausschuss hohe Wellen schlug. Inmitten gegenseitiger Verschleppungsvorwürfe, Polemik und emotionaler Reden versuchte Köster, die Wogen zu glätten: „Wir haben jetzt eine solide Faktengrundlage und sollten mit offenem Visier diskutieren“, betonte der Ausschussvorsitzende.

Wie die WZ berichtete, hatten Hans-Uwe Flunkert und sein Team vom städtischen Gebäudemanagement drei verschiedene Modelle durchgerechnet. Für mindestens 36 Millionen Euro könnte demnach aus dem Schauspielhaus der neue Standort des Von der Heydt-Museums werden, für rund 42 Millionen Euro wäre ein Tanzzentrum möglich. Eine Kombination aus Museum und Tanz-Areal wird mit 75 Millionen Euro veranschlagt, scheint allerdings nicht nur aufgrund der Summe nicht infrage zu kommen, wie Flunkert feststellte: „Zwei so unterschiedliche Aspekte krampfhaft zusammenzufügen, macht keinen Sinn.“ Die anderen beiden Modelle hingegen seien denkbar: „Beides ist machbar.“ Doch für welchen Preis?

Matthias Nocke, Kulturdezernent

Das fragte vor allem Ingrid Pfeiffer (FDP), die in einer langen Rede von einem „Begräbnis vierter Klasse“ sprach und einen klaren Verdacht äußerte: „Hier wurde erst auf Zeit, dann auf Unrealisierbarkeit spekuliert.“ Während Pfeiffer CDU und SPD vorwarf, „zu dieser Verschleppung beigetragen zu haben und durch ihr Stillhalten dafür die Mitverantwortung zu tragen“, wies Kulturdezernent Matthias Nocke die Vorwürfe zurück: „In der Stadtverwaltung hat niemand auf das Aus der Spielstätte hingearbeitet. Es war klar, dass hier nicht der Vorhang aufgeht und wir eine fertige Lösung bieten. Die Studie ist eine Basis, auf der wir etwas gemeinsam entwickeln müssen.“

Auch Köster kritisierte Pfeiffers „Grabesrede“: „Wir haben keine Beihilfe zur Verschleppung geleistet. Wenn die Gelder knapp sind, muss man nicht aufhören zu denken, sondern anfangen.“ Die Frage sei vielmehr, ob man die aktuellen Summen nicht minimieren könne. „Brauchen wir etwa — mit Blick auf ein Tanzzentrum — tatsächlich ein integriertes Archiv an diesem Standort? Oder könnten wir — bei einer Museumslösung — nicht vielleicht das Magazin auslagern?“

Während Ursula Schulz (SPD) dazu aufrief, „den Mut nicht sinken zu lassen“ und gemeinsam nach einer Lösung zu suchen, betonte auch Peter Vorsteher (Grüne), dass das Schauspielhaus „eine große Bedeutung für die Stadt hat“.

Bernhard Sander (Die Linke) übte harsche Kritik: „Je nach politischer Haltung kann man heute sagen, dass die große Kooperation ihr Versprechen, beide Spielstätten zu sanieren, gebrochen hat oder leider nicht halten konnte.“ Da „nichts getan“ worden sei, „stehen wir jetzt an dem Punkt, an dem das Schauspielhaus dem Verfall preisgegeben ist“.

Zumindest ein konkretes Ergebnis gab es am Ende doch noch: Zur nächsten Sitzung sollen Stefan Hilterhaus und Gerhard Finckh eingeladen werden. Zusammen mit dem Tanz-Experten und dem Leiter des Von der Heydt-Museums hatte das Gebäudemanagement die vorgestellten Konzepte entwickelt. Nun sollen beide im Kulturausschuss Rede und Antwort stehen.

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