Spanische Ironie in Wuppertal

Maler und Netzwerker: Pablo de Lillo zeigt seine Kunst bei „pass:projects“.

Wuppertal. Jürgen „Bolle“ Grölle ist nicht nur ein versierter Galerist. Der „pass:projects“-Mann ist ein ebenso guter Netzwerker. „Pablo de Lillo habe ich rund um einen Kulturaustausch kennengelernt“, erinnert er sich an die erste Begegnung 1999. Weil er die Arbeiten des Spaniers für überaus interessant hält und „er von seiner Haltung her sehr unserem Konzept entspricht“, hat Jürgen Grölle ihn an die Friedrich-Ebert-Allee eingeladen. „Der passt prima in meinen Familienbetrieb.“

Mit einer fröhlichen Party wurde die Ausstellungseröffnung von „Interrupted Standards“, so der Titel der Schau, gefeiert. „Ich habe aus meinem Atelier Arbeiten der vergangenen zwei, drei Jahre mitgebracht“, gibt Pablo de Lillo einen ersten Überblick.

Um alles zu zeigen, hätte es den dreifachen Platz gebraucht. „Zusammen mit Bolle habe ich dann ausgewählt. Das war eine tolle Erfahrung“, beschreibt der studierte Maler, der in Oviedo (Asturien), dem Geburtsort von Letizia von Spanien, lebt.

Grundsätzlich interessieren den 43-Jährigen, der vor ein paar Jahren eine „handfeste Krise“ hatte und sich anschließend „ganz neu“ positionierte, ästhetische Wahrnehmungsmuster: „Müll und Weggeworfenes arrangiere ich neu.“ Ihn beschäftigt, wie sich vergangene Trends künstlerisch transformieren lassen. Dabei gelingen ihm sehenswerte Ergebnisse. Vier ausrangierte Sessel hat er zusammen mit einem Hocker und einer Leiter zu einer Installation zusammengefügt. „In meinem Atelier kann ich nun nirgendwo mehr sitzen“, sagt er lachend. Aber wenn er dann auf dem Boden hockt, ändert das die Sicht der Dinge. „Und das ist immer gut.“

Ob diese Installation an einen Thron erinnert oder nur einen Blick in unbekannte Höhen erlaubt, „liegt immer beim Betrachter“. Als „ernsthaft“ und „diszipliniert“ beschreibt der Spanier seine Arbeitsweise, zu der ihn grundsätzlich das Leben inspiriert: „Spielen und Ausprobieren ist das Wichtigste.“ Ein Lieblingsstück hat der Künstler in der Ausstellung nicht. „Ich mag das Ganze“, sagt er, und letztlich ist alles politisch — aber auch ironisch und durchaus witzig.

Wegen einer wichtigen Madrider Galerie, in der er nicht ausstellen durfte, hat er seinen „Frust über die Absage in Kunst transformiert“, die jetzt als verheißungsvoller schwarz-silbriger Grundriss zu sehen ist. Ein „hungriges A trifft ein durstiges B“ — in Form von Fiberglas, Aluminium und Filz. Für wen der „Käfig für Faulpelze“ gedacht ist? Er lässt ein Grinsen sprechen.

Als Motiv für die Einladungskarte wählte Grölle das Foto einer spießig braunen Furnierholzwand mit einer ins Bild hineinragender Grünpflanze aus. „Das schickte ich Pablo“, erinnert sich der Galerist. Und der entwickelte aus dem Foto eigens für die Ausstellung ein Kunstwerk. „Happy growing“, also „Glückliches Gedeihen“, heißt das Holzwerk in Braun, aus dessen Loch eine Grünpflanze wuchert und auf der eine Installation verfremdeter Freischwinger à la Marcel Breuer platziert ist. Mit einer Mischung aus Stolz und Neugier darauf, wie die Leute auf die Werke reagieren, freut sich Pablo de Lillo über „Interrupted Standards“.

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