Kirchliche Hochschule „Religionsunterricht für alle“ - ein gewinnbringendes Modell?

Wuppertal · „Religionspädagogische Denkräume“ heißt die neue Veranstaltungsreihe des Lehrstuhles für Praktische Theologie der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel, dessen Auftakt unter Corona-Bedingungen als Zoom-Vortrag stattfand.

 In Hamburg wird Religion konfessionsübergreifend unterrichtet. Auch Wuppertaler Schulleiter würden das begrüßen.

In Hamburg wird Religion konfessionsübergreifend unterrichtet. Auch Wuppertaler Schulleiter würden das begrüßen.

Foto: dpa/Friso Gentsch

Das Thema: „Religionsunterricht für alle“.

Als Referent eingeladen war Dr. Jochen Bauer, Koordinator der Hamburger Schulbehörde für den „Religionsunterricht für alle“. In dem in Hamburg bisher einzigartigen Modell werden Schüler unterschiedlicher Konfessionen gemeinsam in Religionskunde unterrichtet. Geführt wird der Unterricht im Wechsel von evangelischen, muslimischen und alevitischen Lehrern.

In Nordrhein-Westfahlen wird Religionskunde getrennt unterrichtet. Seit dem Schuljahr 2018/19 darf der Unterricht auch in „konfessioneller Kooperation“ stattfinden, also evangelische und katholische Religion in Verbund unterrichtet werden, sofern an der Schule Unterricht für beide Bekenntnisse eingerichtet ist. Einige Landeskirchen und Bistümer haben die Vereinbarungen zum konfessionell-kooperativen Religionsunterricht unterzeichnet. „Das Erzbistum Köln allerdings gehört nicht dazu“, erklärt Michael Neumann, katholischer Schulreferent für Wuppertal. In Wuppertal darf weiterhin nur getrennt unterrrichtet werden.

Obwohl Jochen Bauer seinen Vortrag mit „All together now!“ betitelt, läuft es auch in Hamburg nicht so harmonisch, wie es auf den ersten Blick scheint. Beauftragt für den „Religionsunterricht für alle“ wurden von ihren Religionsgemeinschaften ausschließlich muslimische, alevitische und evangelische Lehrkräfte. Die katholische Kirche beteiligt sich nicht an dem Unterrichtsmodell und beauftragt ihre Lehrkräfte nur für katholischen Religionsunterricht.

Wuppertaler Grundschule sieht Projekt als „gewinnbringend“ an

Grundsätzlich gilt, dass der Religionsunterricht von einer Religion getragen werden muss, um als verfassungskonform zu gelten. Beim „Religionsunterricht für alle“ funktioniert das, weil die Inhalte und Lehrkräfte klar einer Religionsgemeinschaft zugeordnet werden können und der Unterricht eine Betrachtung auf die innere Perspektive der einzelnen Religionen bietet. Im Unterricht selbst geht es um „eine Positionierung im dialogischen Verständnis“, erklärt Referent Jochen Bauer, und erwähnt im gleichen Zuge die immer wiederkehrende Kritik an dem Modell: Man müsse erst seine eigene Religion kennen, um in einen Dialog zu treten. Bauers Antwort darauf: „Kinder wachsen in ihrer Religion heran, und auch der Dialog vermittelt und vertieft Kenntnisse über die eigene Konfession.“

Ute Fallgatter-Hendrik, Schulleiterin der Gemeinschaftsgrundschule Markomannenstraße, zeigt sich begeistert von dem Hamburger Konzept. „Nach Rücksprache mit den Religionslehrern und unserem Islamlehrer ist die Rückmeldung hier eindeutig positiv. Wir sind alle der Meinung, dass es gerade im Zuge der Integration sehr gewinnbringend wäre, die Religionen gemeinsam zu unterrichten“, sagt sie. Aktuell findet an der Grundschule in der Elberfelder Nordstadt katholischer, evangelischer und islamischer Religionsunterricht statt.

An der Pina-Bausch-Gesamtschule in Vohwinkel findet katholischer und evangelischer Religionsunterricht statt, wahlweise kann das Ersatzfach „Praktische Philosophie“ belegt werden. „Ich persönlich könnte mir einen gemeinsamen Religionsunterricht durchaus vorstellen, aber derzeit stellt sich die Frage für uns nicht“, äußert sich Schulleiter Jörg Merbecks zum „Religionsunterricht für alle“.

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