Interview Döppersberg: „Eine grüne Mauer wäre genau richtig“

Wuppertal · Markus Riedel, der am Döppersberg investiert, spricht sich für die Idee von Landschaftsgärtner Martin Belz aus.

So grün könnte die Mauer am Döppersberg aussehen.

So grün könnte die Mauer am Döppersberg aussehen.

Foto: WZ/Martin Belz

Herr Belz, Sie haben die Absicht eine Mauer zu bauen...

Martin Belz: Das Thema ist ja im Ganzen eher „Die Mauer muss weg“. Insofern habe ich nicht die Absicht, eine Mauer zu bauen, sondern für den Krisenfall Döppersberg und der bröckelnden Mauer eine Lösung herbeizuführen. Und da habe ich die Idee einer grünen Wand.

Können Sie erklären, wie das funktioniert?

Belz: Diese Mauer haben wir während des Baus über zwei Jahre begleitet und immer wieder gesehen, wie massiv die Eisenkonstruktion ist. Nach meinem Dafürhalten müssten die schadhaften Natursteine abgetragen werden, das Eisengerüst könnte aber stehen bleiben. Davor würde eine Scheibe gehangen und in diese Scheibe wiederum würden Pflanzen gesetzt.

Herr Riedel, Sie sind mit Ihrem Invest, dem Clubbunker im zukünftigen Wupperpark Ost, in unmittelbarer Nähe. Wie bewerten Sie die Situation und was verbinden Sie mit einer grünen Mauer?

Markus Riedel: Ich finde die Idee super. Die grüne Mauer kommt in eine Phase, in der ohnehin viele Wuppertaler über Klimaschutz und Nachhaltigkeit sprechen. Hinzu kommt, dass sich die Stadt eventuell für eine Bundesgartenschau bewerben möchte. Architektonisch finde ich die Mauer ohnehin nicht sehr gelungen. Sie passt meiner Meinung nach weder zum Primark-Gebäude noch zum Rest der Brückenbebauung, von daher wäre eine grüne Mauer genau richtig.

Pflanzen brauchen Luft und Wasser, könnte eine grüne Mauer am Döppersberg überhaupt funktionieren?

Belz: Es gibt verschiedene Arten der Gebäudebegrünung. Manchmal werden Dächer begrünt, ein anderes Mal Fassaden. Auch hier gibt es verschiedene Arten wie Rankbegrünung oder fassadengebundene Begrünung. Ein Beispiel für fassadengebundene Begrünung ist zum Beispiel der Kö-Bogen in Düsseldorf, den wir zuletzt mit einer sehr großen Masse an Pflanzen begrünt haben. Die wandgebundene Begrünung ist im Prinzip eine Trägerschicht aus Substrat mit verschiedenen Pflanzen und einer Bewässerungsanlage. Das ist ein ganz einfaches System, das inzwischen gut funktioniert.

Was sind das für Pflanzen, die eingesetzt werden können?

Belz: Das ist eine große Vielfalt, es gibt zwischen 60 und 80 Pflanzen, die je nach Standortfaktor, also Sonneneinstrahlung, Witterung und mehr, ausgewählt werden können. Bergenien und Geranien könnten zum Beispiel eingesetzt werden. Am Ende würde aber eine große Vielfalt und somit keine Monokultur entstehen.

Also gibt es auch verschiedene Grün- und Farbtöne?

Belz: Es sind Grün- und Rottöne sowie Blühaspekte dabei. Denn die Pflanzen blühen natürlich im Jahresrhythmus.

Das heißt, dass es im Winter auch etwas weniger farbenfroh werden könnte?

Belz: Es wird im Winter etwas anders aussehen als im Sommer. Es ist keine immergrüne Wand, aber es würde dennoch gut aussehen.

Thema Wasser: Wie viel wird benötigt? Immerhin handelt es sich bei der Mauer ja um eine große Fläche?

Belz: Die Gesamtabwicklung der Mauer beträgt rund 3000 Quadratmeter. Die Frage ist, ob alles in die Sanierung mit reinfällt. Das kann ich nicht beurteilen. Ich gehe von einer Fläche von rund 2000 Quadratmetern aus. Ein Quadratmeter Wand braucht pro Tag etwa zweieinhalb Liter Wasser. Wir wären in der Summe also bei fünf Kubikmetern Wasser in der Hochsaison.

Wie kommt das Wasser denn zu den Pflanzen?

Belz: Das Gebäude selber verfügt über eine gute Technik, sodass Wasser in jedem Fall verfügbar wäre, denn fünf Kubikmeter über den Tag verteilt sind keine große Menge.

Wie groß wäre das Risiko von Vandalismusschäden an einer grünen Mauer?

Belz: Vandalismus kann man nicht ausschließen. Aber aus den Erfahrungen kann ich sagen, dass vor einer grünen Wand mehr Respekt entsteht. Es passiert tatsächlich sehr wenig, Farbe zum Beispiel hält da auch gar nicht gut drauf.

Herr Riedel, ist das auch für Sie eine Überlegung?

Riedel: Mir ist ganz klar, dass das auf eine ganz breite Übereinstimmung in der Bevölkerung stößt. Wir haben das Thema mit den Platanen im Wupperpark gesehen. Das hat allen extrem weh getan, dass wir die Bäume fällen mussten. Da gab es zwar andere Gründe für, aber man hat gemerkt, dass den Menschen etwas am Grün liegt.

Das Thema steckt noch in einer frühen Planungsphase. Wie schnell könnte man eine Begrünung umsetzen und was würde das kosten?

Belz: Das lässt sich jetzt schwer sagen. Zunächst müssten alle Beteiligten an einen Tisch kommen, die Architekten, der Fördergeldgeber, die Stadt und die Arge. Die müssten sich natürlich erst einmal einigen. Tun sie das, könnten wir bereits in zwölf Monaten fertig sein. Zum Preis: In der Regel kostet eine Begrünung pro Quadratmeter zwischen 800 und 1000 Euro. Damit wäre man immer noch günstiger als die Fassade jetzt gekostet hat.

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