www — Wuppertaler weltweit Die Gelassenheit in Costa Rica gelernt

Wuppertal. Nach dem Abitur für ein Jahr ins Ausland — das machen viele ehemalige Schüler. England, Frankreich und Australien sind beliebte Ziele. Auf Costa Rica kommen hingegen nicht so viele.

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Foto: Laura Karl

Stefanie Scharle (19) aus Wuppertal schon: „Mich hat die süd- und zentralamerikanische Kultur fasziniert, es hat mich immer schon dahingezogen.“ Deswegen hat sie sich für einen Freiwilligendienst mit dem Programm „weltwärts“ von der Organisation AFS entschieden.

Ungefähr ein halbes Jahr vor der Abreise hat sie angefangen, Spanisch zu lernen. „Ich habe dann zwar viel verstanden, konnte mich aber fast nicht ausdrücken.“ Das ist nach einem halben Jahr anders.

Stefanie Scharle arbeitet in einem „Cen Cinai“, das ist eine Mischung zwischen Kindergarten und Vorschule. Dort kann sie mittlerweile Problemkinder fördern und Unterrichtsstunden halten. „Ich habe eine Stunde mit den Kindern über Tiere geredet, die vom Aussterben bedroht sind. Und gerade bereite ich eine Stunde über den Wasserkreislauf vor.“

Den Kindern werde wirklich etwas beigebracht. Und ein Erfolgserlebnis hatte sie auch: „Ich habe seit zwei Monaten mit einem dreijährigen Mädchen die Farben gelernt, sie schien es einfach nicht zu verstehen. Dann konnte sie mir plötzlich sagen, welche Farben der Himmel, das Gras und ein Spielzeughuhn haben. Auch wenn es nur drei einfache Farben sind, hatte ich das Gefühl, etwas erreicht zu haben.“

Ansonsten hilft die 19-Jährige in der Essensausgabe. Auf Ernährung werde in dem armen Viertel von Desamperados viel Wert gelegt. „Auch die Mütter bekommen hier ein Mittagessen.“ Sie findet, dass ihr Cen Cinai eine sehr gute Einrichtung ist — nur das Gelände sei heruntergekommen. Damit ihre Hilfe bleibt, wenn sie in einem halben Jahr wieder fährt, möchte sie jetzt eine Renovierung in Angriff nehmen. „Priorität hat der Zaun, er ist verrostet und hat keine Farbe. Als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe, habe ich an ein Gefängnis gedacht, und das sollte bei einem Kindergarten nicht so sein.“ Mit einer Erzieherin hat sie über ihre Idee gesprochen, die findet das gut und unterstützt sie. Sie hat Stefanie Scharle auch gesagt, wie teuer ein Eimer Farbe in Costa Rica ist: „Der kostet hier umgerechnet um die 50 Euro, und für den Zaun brauche ich mindestens zwei Eimer.“ Deswegen sucht Scharle jetzt nach Unterstützern. „Ich würde auch gerne die Räume noch streichen und die Bücher erneuern, die fallen auseinander. Da muss ich gucken, wie viel ich mit dem Geld machen kann. Es ist zwar alles schön gestaltet, aber eben heruntergekommen.“

Aber Stefanie Scharle möchte nicht nur etwas Nachhaltiges in Costa Rica lassen, sie sagt, sie könne auch sehr viel von dort mitnehmen. „Die Costa Ricaner sind sehr viel gelassener, das bin ich jetzt auch geworden. In Deutschland regen sich alle auf, wenn der Bus fünf Minuten Verspätung hat, hier kommt er manchmal einfach nicht. Und ich habe gelernt, kleine Dinge wertzuschätzen.“

www.steffi-in-costa-rica.blogspot.de

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