Sicherheit Krypto-Virus: Stadt sucht Absender

Sprockhövel · Verwaltung hat die meisten Systeme wiederhergestellt. Die Aufarbeitung dauert dagegen an.

 Stephan Sturm  und Bürgermeister Ulli Winkelmann.

Stephan Sturm  und Bürgermeister Ulli Winkelmann.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Die Sprockhöveler Stadtverwaltung hat das Krypto-Virus, das seit dem 10. Juli das gesamte Computersystem lahm gelegt hatte, in den Griff bekommen. „Mit diesem Termin heute wollen wir den Deckel drauf machen“, erklärte Bürgermeister Ulli Winkelmann am Mittwochmorgen bei einer Presserunde. Die letzten Probleme sollten seiner Meinung nach in den nächsten Tagen behoben sein. Bei aller Zuversicht, die der Stadtchef versprüht, dürfte auch dem letzten in der Verwaltung klar sein, dass im digitalen Zeitalter nichts sicher ist.

Große Neuigkeiten konnten Winkelmann und Fachbereichsleiter Stephan Sturm am Mittwoch allerdings nicht verkünden. Neue Details gab es nur hinsichtlich der Abläufe. „Fakt ist, dass es ein verschlüsselter Krypto-Virus war“, sagte Sturm. Er kann auf 21 arbeitsreiche Tage zurückblicken. Die Täter hatten sich mit zwei E-Mails bei der Stadt gemeldet. Der Inhalt: „Weine nicht, wenn deine Daten weg sind.“ Die Stadt hat inzwischen Anzeige gegen Unbekannt beim Landeskriminalamt erstattet. Man sei auf keine Kontaktaufnahme, bei der Zahlungen gefordert wurden, eingegangen, betonte Sturm.

Für die Aufarbeitung der Geschehnisse hatte sich die vierköpfige EDV-Abteilung der Stadt Hilfe bei einem externen Anbieter geholt. „Zum Glück hatte keiner aus der Abteilung Urlaub“, sagte Winkelmann. Er lobte wie auch Sturm den Einsatz der EDV-Spezialisten, von denen zwei Fachinformatiker für Systemintegrationen sind. Für sie gab es in den vergangenen Tagen einiges mehr als sonst zu tun. 100 Server und deren Schwerpunktknoten, 500 Geräte – darunter auch solche von Schulen, Feuerwehr und Kindertagesstätten – sowie 80 Fachanwendungen mussten kontrolliert und formatiert werden. „Bis auf acht Anwendungen sind wir wieder im Normalbetrieb“, erklärte Sturm. Daten seien in all der Zeit nicht verloren gegangen. Auf die Frage, ob man sich zu wenig geschützt hätte, entgegnete der Fachbereichsleiter: „Wir haben vier unterschiedliche Virenschutzprogramme.“ Und für andere Systeme, die gemeinhin als sicherer gelten, fehle das Geld. „Aber“, so Sturm, „bei solchen Diskussionen sind wir immer bei den Kosten.“

Ob und welche Konsequenzen es gibt, berät die Verwaltungsspitze

Sturm gestand, dass der Virus womöglich durch eine E-Mail, die von einem Mitarbeiter geöffnet wurde, den Weg ins System fand. Einen Vorwurf wolle man aber niemandem machen. Schließlich könne der Virus auch Teil einer Bewerbung oder einer Nachricht gewesen sein, den man nicht entdecken konnte. Die Quelle jedenfalls sei noch unbekannt.

Kritik äußerte der Fachbereichsleiter in Richtung der Piratenpartei im Ennepe-Ruhr-Kreis. Sachliche Lösungsvorschläge wolle man gerne annehmen. „Aber die Kommentare gegenüber der Verwaltung, den Mitarbeitern und dem Stadtrat sollten mal in einem persönlichen Gespräch erläutert werden“, befand Sturm.

Aussagen hinsichtlich etwaiger Vorkehrungen oder Konsequenzen wollte Ulli Winkelmann nicht treffen. „Darüber sprechen wir, wenn die Verwaltungsspitze komplett ist“, sagte der Bürgermeister. Eine Möglichkeit seien etwa Kooperationen mit anderen Kommunen. Wichtig sei dabei aber, dass die Daten innerhalb der „kommunalen Familie“ blieben.

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